2014, Jahr der Diakonie

Dienst am Nächsten, eine zentrale Aufgabe der Kirche

Das 20-jährige Jubiläum des Altenheimes von Schweischer, das 2012 begangen wurde, war Anlass, den selbstlosen Einsatz von Heimleitung und Personal, deren Dienst am Nächsten, zu würdigen: Altbischof Dr. Christoph Klein, Bischof Reinhart Guib, Pfarrer Siegmar Schmidt, Landeskirchenkurator Friedrich Philippi, Kirchenkurator Andreas Morgen (v.l.n.r.).
Foto: Dieter Drotleff

Die Evangelische Landeskirche A.B. in Rumänien hat 2014 zum Jahr der Diakonie ausgerufen. „Neben dem geistlichen Dienst ist der Dienst am Nächsten eine zentrale  Aufgabe der Kirche. Die Kirche und Kirchengemeinde ist der Ort, wo Wort und Tat, Gottesdienst und Nächstendienst, Gottesliebe und Nächstenliebe Raum bekommen.  Der diakonische Dienst ist eine Frucht der Verkündigung und unseres Glaubens. In unserer Kirche kam früher der Liebesdienst am Nächsten besonderes durch die Gemeindestrukturen der Nachbarschaft, Bruderschaft, Schwesterschaft und durch Gründung von Anstalten zum Zuge“, heißt es in dem Geleitwort von Bischof Reinhart Guib in dem von der Evangelischen Kirche A.B. in Rumänien für 2014 herausgebrachten Kalender. Dieser bildet vermittels der monatlichen Bildtafeln und der Begleittexte eine genaue und vor allem nützliche Information  bezüglich der Sozialeinrichtungen unserer Landeskirche.

Bekanntlich sind nach der politischen Wende von 1989 durch den Massenexodus Tausende Senioren in den Kirchengemeinden allein zurückgeblieben, viele ohne materielle Hilfe, mit gesundheitlichen Problemen, und vor allem in der Vereinsamung. Das war somit ein Grund und eines der wichtigsten Ziele von Kirche und Demokratischen Forum der Deutschen in Rumänien mit seinen jeweiligen lokalen Strukturen, auf diese Situation in den Gesprächen mit den ausländischen Partnern aus Deutschland aufmerksam zu machen, aber auch selbst nach Lösungen zu suchen um den allein gebliebenen, mittellosen oder kranken Personen unserer Gemeinschaft, Hilfe zu bieten. So entstanden mit Hilfe der Bundesrepublik Deutschland das Carl-Wolff-Heim in Hermannstadt, und das Adam-Müller-Gutenbrunn-Haus in Temeswar.

Doch das reichte nicht aus. Auf Eigeninitiative der Kronstädter Honterusgemeinde wurde da das Blumenau-Alteinheim eingerichtet. In anderen Ortschaften kamen weitere derartige Sozialeinrichtungen hinzu. „Die Verantwortung für die Armen, Kranken, Hilfsbedürftigen aller Art wird heute in Form von Nachbarschaftspflege vor Ort, Gemeindediakonie und institutioneller Diakonie wahrgenommen und geht oft auch über konfessionelle Grenzen hinweg. In allen fünf Kirchenbezirken Hermannstadt, Kronstadt, Mediasch, Mühlbach und Schäßburg, in deren Vororten sowie in vielen anderen Gemeinden wird der diakonische Dienst in eigenen Einrichtungen, in juristisch eigenständigen Vereinen und Stiftungen sowie direkt durch die Kirchengemeinden gewährleistet“, unterstreicht weiter Bischof Reinhart Guib.

Das Alten- und Pflegeheim „Dr. Carl Wolff“ in Hermannstadt, wurde in den Jahren 1991 – 1994 gebaut. Da wird 106 Heimbewohnern auch aus anderen Städten und Dörfern des Landes  ein gesicherter Lebensabend geboten. Heimleiterin Ortrun Rhein leitet mit Hingabe seit Jahren diese Einrichtung in der auch die medizinische Betreuung ununterbrochen gesichert wird. Zu dem Komplex gehört auch ein modernes Hospiz. Der eingetragene Hilfsverein „Diakonia“ der Evangelischen Kirchengemeinde von Karlsburg, wurde 1991 gegründet. Hauptzweck ist die Betreuung  für geistig behinderte Menschen. Der Verein ist auch Träger des Altenheimes „Peter und Paul“ mit 30 Plätzen, je zwei Pflege- und Sozialstationen  im Umfeld. Eine Heimat für Kinder bietet die „Arche Noah“ in Heltau. Getragen wird diese  von der Stiftung „Schülertagesstätte-Arche-Noah“ aus Kassel unter Leitung von Marianne Dithmar, die zur Ehrenbürgerin der Stadt Heltau ernannt wurde. Die Schirmherrschaft trägt das Diakonische Werk Rumänien mit Sitz in Hermannstadt.

Das Altenheim Blumenau in Kronstadt wurde 2002 eröffnet und wird von dem Verein Blumenau e.V. getragen. Modern eingerichtet kommen die Heimbewohner in Ein- oder Zweibettzimmern unter, haben die medizinische Betreuung gesichert. Die wöchentlichen Andachten werden von den Pfarrern der Honterusgemeinde gehalten. Seit Jahren wird die Leitung des Heimes mit viel Kompetenz von Ortwin Hellmann geführt. Als interethnisch-interkonfessionelles Klinikum funktioniert das Lukas-Spital in Lasseln. Gegründet 1992 bietet es körperlich und seelisch leidenden Menschen medizinische, soziale und geistliche Betreuung.

Hier konnten seit dessen Gründung tausende Menschen behandelt werden; Medikamente und Pflegematerialien wurden vermittels des Spitals gesichert. Das Altenheim in Hetzeldorf ist dem Evangelischen Diakonieverein von Mediasch zugehörig. Im Lauf der Jahre wurde dieses ausgebaut. Die Heiminsassen führen da nach ihren gesundheitlichen Möglichkeiten ein aktives Leben, in dem sie auch in der Bewirtschaftung mithelfen und sich so nicht ausgeschlossen fühlen. Die zweitgrößte Sozialeinrichtung dieses Diakonievereins ist das „Essen auf Rädern“. Der Empfang des Essens ist unabhängig von der Konfession der Betreuten. Die Sozialstation „Samaritana“, die ebenfalls dem Verein angehört, unterstützt vor allem alte, kranke und hilfsbedürftige Gemeindeglieder. Das Altenheim „Peter und Paul“ in Scholten wurde 1992 eingeweiht und ist ebenfalls dem Diakonieverein Mediasch angegliedert.

Eine Pflegestation besteht seit 1994 in Schäßburg ,die heute den Namen Dr.-Karl-Friedrich-Müller-Haus trägt. Außer einer primären medizinischen Hilfe, bieten die Betreuer auch kleinere Einkäufe und Botengänge für die betroffenen Personen.

Das Altenwohnheim von Schweischer wurde 1991 eröffnet. Ursprünglich bestand dieses nur in dem ehemaligen Pfarrhaus.  Gegenwärtig umfasst dieses vier Gebäude mit Hof, Garten und bietet 29 Personen Platz. Herz und Seele  dieses Heimes sind seit seiner Gründung, Ioana und Karl Hellwig. Das Blaue Kreuz, eine alte christliche Einrichtung in mehreren Ländern, wurde 1990 vom Pfarrer Dr. Christian Weiß in Kelling wieder gegründet.  Drei Jahre später wurde das Pfarrhaus  in Kleinscheuern angemietet und 1996 unter dem Namen „Haus Nazareth“ als Therapiezentrum für suchtkranke Männer eröffnet. Ein weiteres Jahr darauf wurde auch das Therapiezentrum für suchtkranke Frauen „Insel der Hoffnung“  eingeweiht. Schließlich gibt es noch ein Projekt der Evangelischen Landeskirche A.B., das „Offene Haus“ für Straßenkinder in Hermannstadt. Hier erhalten Kinder tägliches Essen, werden angeleitet beim Lösen der Hausaufgaben, psychologische Betreuung wird geboten.

Auch weitere eigenständige Vereine und Stiftungen oder Einrichtungen der evangelischen Kirchengemeinden werden angeführt: Der ökumenische Diakonieverein Fogarasch mit dem Heim „Canaan“ für Rehabilitation von geistig und körperlich schwer Behinderten in Schirkanyen; Das Diakoniewerk International – Werkstatt für junge Menschen mit Behinderungen in Hermannstadt, Soziales Beratungszentrum und Tagesstätte für Pflegebedürftige in Mühlbach; Der Verein „Ini]iativa Cristiana“ in Heltau; Die Stiftung „Dietrich von Hermannsthal in Hermannstadt; Der Verein „Nowero“ in Reps; Die Sozialstation der evangelischen Kirchengemeinde in Kronstadt; Die Diakoniestation „Lutherische Gemeindefürsorge“ in Bukarest; Die Diakoniestation in  Sächsisch Reen; Das Ökumenische Sozialzentrum „Ortopraxia“ in Broos.

Trotz der relativ geringen Seelenzahl hat die Evangelische Kirche A.B., ein vielseitiges Sozialnetz in Siebenbürgen aufgebaut, wie aus diesen kurzen Anführungen ersichtlich ist. Kaum einer anderen Konfession des Landes ist das gelungen. Weitere Einzelheiten, Ansprechpartner, Anschriften, Voraussetzungen bei der Aufnahme werden in dem vom Landekonsistorium und dem Bischofsamt herausgebrachten Kalender geboten. Die Gestaltung, die Fotos aus diesen Sozialeinrichtungen und Porträts von Heimbewohnern, sowie Produktion werden vom Bildverlag Martin Eichler gesichert und verleihen diesem Druck auch einen ausgeprägten künstlerischen Wert.