Abenteuer auf zwei Rädern

Eine Fahrt von Erlangen nach Kronstadt

Angekommen! Nach 15 Tagen endlich auf dem Marktplatz in Kronstadt.

Die Radfahrergruppe macht eine Foto-Pause am Ufer der Donau. Fotos: Harald Tartler

Erlangen – Kronstadt. Mehr als 1500 Kilometer trennen die Stadt, wo Harald Tartler lebt, von der, in der er geboren wurde und aufgewachsen ist. In diesem Sommer hat der sportbegeisterte junge Mann die Strecke zwischen den zwei Heimaten mit dem Fahrrad zurückgelegt. Für Harald war es nicht die erste lange Radfahrt. Seine Ausflüge führten ihn bislang nach Südfrankreich, zur Nordsee, entlang der Elbe oder entlang der Donau bis zum Schwarzen Meer. „Das wirklich Besondere an dieser Tour war die Verbindung Erlangen – Kronstadt, eine Reise zwischen meiner neuen und meiner alten Heimat. Kronstadt habe ich bereits 1990 verlassen, bin aber immer wieder gerne im Urlaub hierher zurückgekehrt“, meint Harald.

Ein etwas anderer Urlaub

Eine Fahrradtour ist nicht ein „normaler“ Urlaub. Erstens, weil man sich nicht richtig erholt. Tag für Tag radelt man viele Kilometer und ist am Abend erschöpft. Am nächsten Morgen geht es dann wieder los. 15 Tage dauerte die Fahrt bis nach Kronstadt. 14 Tage ist Harald gefahren, an einem Tag machte er Pause. Harald und seine Freunde sind teilweise die Donau entlang gefahren und mussten öfter den stark befahrenen Auto-Strecken ausweichen. Es waren etwa 120 Kilometer am Tag, die man zurücklegen musste.

„Auf der Fahrt sind wir von Deutschland aus als Gruppe gestartet und entlang der Donau über Österreich und die Slowakei nach Ungarn gefahren“, erzählt Harald. In Budapest verabschiedete er sich von seinen Freunden, die beim Rockfestival „Sziget“ geblieben sind. Die strecke Budapest – Kronstadt legte er in fünf Tagen alleine zurück. „In einer Gruppe macht alles viel mehr Spaß, man hat jemanden zum Frühstücken und Abendessen. Man kann sich anfeuern oder auch mal streiten. Allein hingegen ist es manchmal etwas langweilig, aber eines ist klar: man ist schneller, weil man auf niemanden warten muss“, erklärt der Kronstädter.

Übernachtet wurde immer auf Campingplätzen. Ein einziges Mal zeltete die Gruppe am Donauufer „wild“. „Als ich allein blieb, habe ich mir nach einem sehr langen und anstrengenden Tag ein Zimmer in einem Motel gegönnt. Es war irgendwie surreal sich plötzlich zwischen vier Wänden zu befinden und in einem Bett zu schlafen. Ich habe gleich meinen Spirituskocher angeschaltet und Essen im Camping-Stil gekocht, weil ich ein bisschen Wildnis um mich herum brauchte“, erinnert sich Harald.

Die Welt der Radfahrer

Auf einer Radfahrt erlebt man alles viel intensiver als bei einer Autofahrt. „Städte, Dörfer, Gebäude, Kirchen, alles veränderte sich sukzessiv und war plötzlich anders. Am Ende der Fahrt, in Siebenbürgen angelangt, kam mir die Landschaft plötzlich wieder sehr vertraut vor. Es wurden schöne Erinnerungen geweckt, wie etwa von den Urlauben mit meinen Eltern“, erzählt Harald.

 Auf einer so langen Fahrt begegnet man natürlich auch anderen Radfahrern. Manche wollten nur bis nach Wien, andere bis nach Belgrad und einer sogar in den Iran.  „Ich habe junge und alte Leute getroffen, Familien mit kleinen Kindern, Franzosen, Engländer, Spanier, auf Liegerädern und sogar E-Biker (Fahrräder mit Elektromotor). Es ist eine sehr bunte Welt.“ Ab Budapest ist Harald einem einzigen Radfahrer begegnet. Es war ein Ungar, der nach Roşia Montană zu einem Benefiz Open-Air Konzert zur Rettung des Ortes fahren wollte. Die Route in Rumänien führte über Salonta, Beiuş und Rieni über die Berge bei Arieşeni und Câmpeni nach Karlsburg/Alba Iulia. „Hier gab es eine tolle Übernachtung auf dem Camping im Burggraben der Festung. Die letzte Strecke war der Weg Karlsburg – Fogarasch – Kronstadt“.

In Rumänien ist es verschieden

Mit dem Rad durch Rumänien zu fahren, ist natürlich anders. Aber nicht unbedingt schlechter als im Westen, meint Harald. Dort fährt man immer auf Radwegen, abgeschirmt vom restlichen Verkehr, aber die Wege sind länger. „Es ist nicht praktisch, wenn man lange Strecken zurücklegen will. Deshalb bevorzuge ich auch dort kleinere Landstraßen, die quer durch die Dörfer führen. In Rumänien dafür sind die Straßen enger. Ich musste meinen Fahrstil anpassen und das ein oder andere Mal auf dem Schotter ausweichen wenn mir zwei Lkw direkt entgegenkamen. Ich könnte sagen, dass es gefährlicher ist, durch Rumänien zu fahren, und das wegen den Straßen. Ich hätte nie gedacht, dass ich es sagen würde, aber Rumänien braucht mehr Autobahnen und breite Straßen, paradoxerweise wegen den Radfahrern!“