ADZ-Jubiläum: Was ich an meinem Job am meisten liebe…

Andreea Oance

Elise Wilk und Laura Căpățână Juller auf Recherchereise bei Graf Tibor Kalnoky in Micloșoara, November 2021

Raluca Nelepcu

Kaffee trinken, Zeitung lesen...

Wenn jemand mich fragt, was ich denn für Arbeit mache, kann ich mit Stolz sagen: „Ach, ich gehe jeden Morgen ins Büro, trinke Kaffee und lese die Zeitung...“ Das klingt doch schon sehr nach Lieblingsbeschäftigung... Dazu kommen noch so bestimmte Highlights unter der Woche... das absolute Must Have (top secret, nur für Sie, nicht verpetzen): die Wochenendseite! Mit guten Witzen DAS Schmankerl zum Frühstück und Versöhnerle für einen frühen Morgenstart... oder zum Relaxen nach Redaktionsschluss das „Lieber als...“, oder auch die Geschichten und Glossen, die einen mit einem guten Gedanken in das Wochenende entlassen... Gut, mit dem Kniffel-Schach habe ich mich noch nicht angefreundet, es widerstrebt mir, dass mein dem Schach absolut nicht affines Gehirn nicht nachprüfen kann, ob die Lösung richtig ist... anders als bei manchem Sudoku (wo sind die eigentlich geblieben?)... ich hoffe jedes Mal, dass ich keine Schachhäresie überlese und damit absegne... ähnlich kalten Schweiß trieben mir manche Sportseiten auf die Stirn, aber diese Fitnessübung haben wir zurzeit ja aus dem Programm genommen... 

Aber natürlich freue ich mich auch jeden Tag auf auf die Seite 1, die Seite 2, die Seite 3, die vielen Lokalnachrichten... Auf das Entführtwerden in unbekannte Gebiete durch die Tourismusseite, auf die neuen Horizonte durch so manches Interview, bissige Meinung oder geschichtlichen Einblick... 

Ja, ich bin der ADZ echt auch jeden Tag dankbar, weil sie mir bei meinem Ankommen in Rumänien vor einigen Jahren Türen, Herz und Verstand geöffnet hat durch das zwangsweise Beschäftigen mit Politik und Geschichte und Geografie... Und ließ mich in eine neue Welt eintauchen, die ich bis dahin nicht kannte – die der Minderheiten, v. a. der deutschen. Bis dahin kannte ich Rumänien, auch bei meinen Besuchen und durch diverse Kontakte, nur von einer ganz anderen Warte. 

Dabei – wenn ich daran denke, wie ich zu meinem Job kam, wo bisher Zeitungswesen für mich auf einem anderen Stern war und wie die Verkörperung einer anderen Welt... Und als ich zum ersten Mal in die Redaktion kam zum Vorstellungsgespräch, erwartete ich eigentlich mit ein bisschen Abenteuerlust ein wuselndes, chaotisches Großraumbüro, laut, voller Zigarettenqualm... na ja, bis dahin war, wie gesagt, das Zeitungswesen auf einem anderen Stern und mir allenfalls aus, wohl schon älteren, amerikanischen Filmen bekannt... Aber stattdessen erwarteten mich eine Tasse Kaffee und viele freundliche Augenpaare... na ja, als wir noch im Pressehaus ansässig waren, konnte es zu Hoch-Zeiten schon mal ganz ausnahmsweise vorkommen, dass ein inzwischen pensionierter Kollege das Büro vollqualmte, wo sollte er auch so schnell hin, wir im 3. Stock des linken großen Flügels, runter ins Freie dauerte... außerdem war es hin und wieder gut, das Gebäude mit seinem sozialistisch-klassizistisch-mittlerweile-maroden Charme auszuräuchern, wo ich den Verdacht hatte, dass auch die Spinnweben in den weiten Fluren und Treppenhäusern noch aus Zeiten stammten, als Rumänien das Pressehaus als stalinistisches Brudergeschenk... aber jetzt schweife ich ab, das gehört in einen anderen Beitrag...

Also, ich liebe vieles an meinem Job und ich bin für so vieles dankbar, aber jetzt verrate ich, was mir wirklich am besten gefällt: wenn ich an den Artikeln erkennen kann, welcher Kollege ihn geschrieben hat, wenn seine Art zu schreiben und den Sachverhalten Leben und erfassbare Worte zu geben durchkommt, und auch sein Engagement, immer weiter Schwieriges und Dunkles, aber auch so viel Gutes und Wertvolles und Hoffnunggebendes ans Licht zu heben und aller Welt zu sagen, mag es gehört werden oder nicht. Und dafür rentiert es sich, jeden Morgen ins Büro zu gehen und das eine oder andere Komma oder Tippfehler zurecht zu rücken, mit oder ohne Kaffee. 

Ide Schwinghammer (Korrektorin), Bukarest


Lehrstück in Empathie

Meine journalistische Laufbahn wurde recht früh entschieden, denn mit der ADZ bin ich schon als Schülerin in Kontakt gekommen – zuerst als Hobby, dann als Journalistikstudentin, als freie Mitarbeiterin und letztendlich als feste Angestellte. Bereits seit 2006 bin ich im ADZ-Boot und reise damit durch die Welt. Ich sage gerne, dass ich mit der ADZ erwachsen geworden bin. 

Was ich am meisten liebe, ist, dass dieser Job in mir einen besonderen Beobachtungsgrad und eine Neugierde erweckt hat und diese lassen, auch fast zwei Jahrzehnte danach, nicht nach. Als Journalistin gehe ich einfach anders im Alltag auf die Straße: immer mit offenen Augen und Ohren und mit allen Sinnen aktiviert. Alles und alle können das Thema einer nächsten Story werden. Das wissen schon all meine Verwandten, Bekannten und Freunde. Sogar mein Mann wurde von mir in einem Beitrag befragt – noch bevor er mein Mann wurde.

Wenn ich auf beindruckende Leute und Umgebungen treffe, beginne ich schon in Gedanken zu schreiben. Nicht selten ist es vorgekommen, dass ich Geschichten sogar im Schlaf in meinem Kopf verfasse. Schreiben, das liegt einfach in mir, für immer. Erlebnisse in Worte zu verpacken, das ist eine wertvolle Kraft.

Recherchieren, interviewen, Artikel verfassen – in diesem Job wird es nie langweilig, er ist wie ein Abenteuer. Man kann jeden Tag etwas Neues erleben und darüber berichten. Selten sehen Tage und Wochen gleich aus. Spannende Interviews, faszinierende Begegnungen, außergewöhnliche Menschen, Einblicke in verschiedene Situationen, hinter die Kulissen schauen und sogar tief in die Seele verschiedener Persönlichkeiten blicken – dieser Job ist mehr als nur kreativ, er bietet eine andere Ansicht auf die Welt. Auch Menschen und Situationen sichtbar machen, die sonst nur wenig oder gar keine Aufmerksamkeit erhalten, habe ich zu meiner Mission gemacht. Damit füllt man das eigene Leben mit der Energie anderer. Mein Job hat mich auch vieles über Empathie, Verständigung, Gerechtigkeit und Selbstvertrauen gelehrt.  

Andreea Oance (Redakteurin), Temeswar


„Sehe mich auch als Aufklärer“

Ich habe als Quereinsteiger zwar keine klassische journalistische Ausbildung durchlaufen, dennoch bereitet mir meine Tätigkeit bei der ADZ täglich besondere Freude. Als Journalist sehe und verstehe ich mich in erster Linie als Augen und Ohren unserer Leserinnen und Leser. Die Arbeit bedeutet für mich auch, dass ich nahezu täglich mit Überraschungen konfrontiert werde. Der Beruf ist vielfältig und gewährt einem auch eine gewisse Freiheit und Kreativität. Täglich stößt man auf neue Ereignisse, Themen, Geschichten und interessante Menschen. Wenn ich mich in meine Recherchen vertiefe, durchdringe ich ein Thema. Ich habe somit in vielen Bereichen, in denen ich vorher nur rudimentäre Kenntnisse hatten, eine gewisse Expertise entwickelt. Das Durchdringen eines Themas ist für mich besonders wichtig, da ich dann die erlangten Informationen für unsere Leserinnen und Leser am besten aufbereiten kann. Es bereitet mir Freude, oft in Welten einzutauchen, die einem Großteil der Menschen verschlossen bleiben. Gerade in einer Zeit, in der „Fake news“ und Verschwörungstheorien Hochkonjunktur haben, ist es wichtig, als seriöser Journalist faktenbasiert und belastbar zu berichten. Es gehört auch dazu, manchmal den „Finger in die Wunde zu legen“. Ich sehe mich in einer demokratischen Gesellschaft durch meine journalistische Arbeit auch als Aufklärer. Es macht mich zudem Stolz, ein Teil des Teams der einzigen deutschsprachigen Tageszeitung in Südosteuropa zu sein.

Arthur Glaser (Redakteur), Sathmar


Für unsere Landsleute da sein

Ich liebe es zu schreiben, doch mehr als das finde ich es faszinierend, Menschen kennenzulernen, da jeder eine besondere Geschichte mit sich bringt, und Lebenswelten betreten zu dürfen, die oft nur einer gewissen Nische von Interessenten zugänglich ist. Ich liebe es, für die Deutschen in Rumänien und besonders unsere Banater Landsleute da zu sein, mit ihnen feiern und trauern und lernen zu dürfen. Und nicht zuletzt bin ich für die tollen Kollegen dankbar!

Astrid Weisz (Redakteurin), Temeswar


Für Annäherung von Ost und West

Es ist ein Privileg, „an der Grenze“ zu stehen. An der Grenze zwischen zwei Ländern, zwei Kulturen, zwei Mentalitäten, zwei Lebensgefühlen. Nicht immer ohne Widerspruch, weil sich die Perspektiven auf ein und dasselbe Thema aus Geschichte, Gesellschaft, Politik oder Kultur diametral gegenüberstehen können, sich manchmal sogar ausschließen. Für diese Themen gedanklich einen Ausgleich, auch eine Form von Gerechtigkeit, den Einklang zu finden, gestaltet sich im Denken und Schreiben nicht immer leicht.

Die Freiheit und die Möglichkeit zu haben, neue Initiativen, Projekte oder Geschäftsideen in Siebenbürgen zu entdecken, vorzustellen und sie einem breiten Publikum zugänglich zu machen, ist kostbar und bereichert. Die Schnittstellen zwischen Deutschland und Rumänien auszumachen, ihnen nachzuspüren und sie erkunden zu dürfen, kann kompliziert und schmerzhaft, aber ebenso bereichernd und erfüllend sein. Es ist mir wichtig, diese Schnittstellen-Themen sichtbar zu machen.

Meine Tätigkeit für die „Allgemeine Deutsche Zeitung für Rumänien“ gibt mir die Chance, die Unverstelltheit von Orten in Siebenbürgen und ganz Rumänien zu entdecken. Ebenso, die Gesellschaft in Rumänien mit allen ihren Facetten wahrzunehmen und kennenzulernen oder auch Menschen in der Republik Moldau zu treffen und damit ein weiteres Land im Osten Europas in die „innere Landkarte“ mit aufzunehmen.

Weil ich dann den Eindruck habe, dass sich etwas bewegt, nicht stehen zu bleiben und einen Beitrag leisten zu dürfen – für ein gegenseitiges Verständnis, eine ausgewogenen Perspektive, eine Annäherung zwischen Ost und West.

Aurelia Brecht (Redakteurin), Hermannstadt


Glücklich, ein Lächeln in Gesichter zu zaubern

Alles! Im eigenen Fachbereich arbeiten, die eigene Leidenschaft beruflich in einem besonders angenehmen Arbeitskreis ausüben, regelmäßig an Kulturereignissen teilnehmen und dadurch das persönliche Interesse mit dem dienstlichen verbinden, mit besonderen Leuten ins Gespräch kommen, Öffentlichkeitsarbeit leisten, das Büro in einer Naturecke haben, täglichen Besuch von den Katzen der Nachbarn bekommen und auch noch dafür bezahlt zu werden – diese ist die Definition eines Traumjobs! Oder wenigstens mein Eindruck von meiner Stelle als Kulturredakteurin und Zuständige für den Abo- und Anzeigenservice der ADZ.

Wenn außerdem unsere geschätzten Leserinnen und Leser Vergnügen an der Lektüre unserer Zeitung haben, dann bin ich vollkommen zufrieden, zusammen mit meinen Kolleginnen und Kollegen ein Lächeln in ihre Gesichter gezaubert haben zu dürfen. 

Cristiana Scărlătescu (Redakteurin und Aboservice), Bukarest


Schreibend alles nacherleben

Manchmal gehört es zu unserem Job, mit einem Grafen am Tisch zu sitzen, der uns bei Kerzenlicht von der Dorfhexe erzählt, die sich manchmal in eine Kröte verwandelt. Manchmal rasen wir in einem von Alaska-Hunden gezogenem Schlitten durch verschneite Landschaften. Oder wir streicheln Esel, fahren Boot, essen Unmengen an Schokolade und lassen uns durch eine Bierfabrik führen. Wenn wir darüber in der Zeitung berichten, ist es als ob wir diese abenteuerlichen Dinge zum zweiten Mal erleben. Doch das schönste Gefühl ist es, wenn unsere Leser uns schreiben und uns für die Reportagen danken.

Elise Wilk (Redaktionsleiterin Karpatenrundschau), Kronstadt


Ständig spannende Themen für unsere Leser finden

„Als Journalist zu arbeiten – das muss man sich wünschen!!“ sagte Frau Wittstock, ehemalige Chefredakteurin der ADZ, bei unserem Interview Ende Februar. Das wusste ich ja, darum übe ich diesen Beruf auch aus. Es hat aber gutgetan, daran erinnert zu werden. Denn manchmal vergisst man, warum man eigentlich Journalist ist und nicht etwa bei einem deutschen Unternehmen angestellt ist und acht Stunden am Tag am Stuhl wie festgenagelt sitzt und E-Mails verfasst oder Reden schreibt. Na: weil Journalismus so eine tolle Arbeit ist! Man macht zwar oft dasselbe (Recherchieren und Schreiben), aber es sind täglich andere Themen, zu denen man sich informiert und es sind oft neue Leute, die man kennenlernt. Es sind neue Orte und Plätze, die man besucht und zu denen man vielleicht anderswie keinen Zugang hätte und man kommt oft aus der Redaktion heraus, um seine Arbeit zu verrichten. 

Zudem bietet der Journalismus die Möglichkeit, das, was man Tolles erlebt, erfahren oder gesehen hat mit anderen zu teilen. Mit den Lesern – und für sie versuche ich, versuchen wir, ständig relevante und spannende Sujets zu finden. Über Siebenbürger Sachsen, über Rückkehrer aber auch über aktuelle Themen wie Klimawandel, häusliche Gewalt, Menschenrechte, sowie über Projekte und Menschen, die sich für die Gemeinschaft einsetzen. Dabei ist die Freiheit der Themenauswahl, die uns bei der ADZ und KR geschenkt wird, für mich sehr wichtig und zu schätzen.

Was mich noch sehr stark an meiner Tätigkeit erfreut sind die Recherchereisen, meist mit Elise Wilk, meiner Chefin und Kindheitsfreundin. Seit einigen Jahren fahren wir kreuz und quer durch das Burzenland und das Szeklerland, wo spannende Leute oder Projekte sind. Ich freue mich riesig, die Fotos zu machen und gemeinsam mit Elise den Text zu gestalten. Überhaupt liebe ich es, mit so tollen Leuten zusammenzuarbeiten, wie die Kollegen von der Zeitung es sind – die gute Atmosphäre und die harmonische Zusammenarbeit sind für mich essentiell.
Nicht zuletzt, bereitet es mir Freude, auf Deutsch zu schreiben (darüber hinaus bei der einzigen deutschsprachigen Tageszeitung in Südosteuropa!) und einen Beitrag zur Bewahrung der deutschen Identität in Rumänien leisten zu können. 

Laura Căpățână Juller (Redakteurin), Kronstadt


Von Menschentypen fasziniert

Dass ich schon immer Tierärztin werden wollte, das haben bis jetzt nur wenige Leute gewusst. Trotzdem bedauere ich die Entscheidung, Journalistin geworden zu sein, ganz und gar nicht. An meinem Beruf liebe ich vor allem drei Sachen: die Menschen, die Freiheit und die Kreativität.

Es gibt viele Berufe, die Arbeit mit Menschen voraussetzen, aber nur wenige, bei denen man diese Menschen so richtig kennenlernen darf. Die Lebensgeschichten der Leute sind es, die mich beeindrucken, begeistern und weitestgehend auch belehren. Sei es die über 90-jährige ehemalige Russlanddeportierte, die Deutschlehrerin Mitte 30, die es trotz miserablen Lohnes nicht in die Wirtschaft verschlagen hat, oder der Politiker, der mich anzuschmieren versucht, obwohl ich seine Spielchen längst durchschaut habe: Die zahlreichen Menschentypen, die ich im Laufe meiner Karriere kennenlernen durfte, begeistern mich immer noch.

Wie viele Journalisten habe auch ich das Gefühl, dass ich ständig arbeite, und doch eine Freiheit genieße, die kaum ein anderer hat. Selbstverständlich bestimmen die Veranstaltungen, die ich besuchen muss, mein Programm, doch auch die sind meist so angesetzt, dass man Haushalt, Familie und Job gut aufeinander abstimmen kann. Ein Programm von 9 bis 17 Uhr könnte ich mir nur schwer vorstellen, nachdem ich mich an diese Freiheit gewöhnt habe. Und das, obwohl auch nach „Feierabend“ gilt: Ein Journalist bleibt ein Journalist.

Ein Tag gleicht nicht dem anderen, aber kein Text gleicht dem anderen. Artikel verfassen, vor allem Reportagen oder Berichte, gehört seit Jahren zu meinen Lieblingsbeschäftigungen. Das Finden des besten Ausdrucks, das Erzählen, der Mix von Literatur und sachlichem Schreiben, ja, sogar die Herausforderung, rumänische Begriffe ins Deutsche zu übertragen, und zwar so, dass sie auch ein Bundesdeutscher versteht, das alles gefällt mir sehr. Ich kann leichten Herzens behaupten, auch wenn es sehr klischeenhaft klingt: Journalist ist mein Traumberuf. 

Raluca Nelepcu (Redakteurin, Büroleiterin), Temeswar


Journalismus und Uni – hält frisch!

Angefangen habe ich ganz früh bei der ADZ/BZ, noch während meiner Studienzeit. Wir waren Journalistikstudenten der zweiten Generation an der West-Universität Temeswar, das Studium war als Doppelstudium angelegt, Journalistik und eine Sprache. Man konnte zwischen Englisch, Deutsch und Französisch wählen. Walter Jass, der damalige Chefredakteur der „Banater Zeitung“ hat meinen Kollegen Alois Bleiziffer und mich zu einem Gespräch in die Redaktion eingeladen, damals noch in den Büros im Gebäude auf dem Revoluției-Boulevard. Er suchte Nachwuchs und hatte einige unserer Beiträge auf der deutschen Seite von „Timișoara Internațional“, einer Beilage der Zeitung „Timișoara“ gelesen. Wir haben angefangen, für die ADZ/BZ zu schreiben. 

Ich bin geblieben und habe nach zwei Babypausen dann wieder mitgemacht, auch wenn ich in der Zwischenzeit Lektorin an der Journalistik an der West-Universität Temeswar geworden bin. Denn die journalistische Praxis bietet Adrenalin und den direkten Kontakt mit einem sich ständig ändernden Beruf. Mein Job ist nie langweilig, auch wenn man mit der Erfahrung routinierter wird. Für den Journalistenberuf ist der menschliche Kontakt besonders wichtig und dadurch, dass ich viel über Kultur schreibe, komme ich auch in Verbindung mit sehr interessanten, kreativen Menschen. Das hält einen selbst frisch und kreativ und das ist mir besonders wichtig.

Ștefana Ciortea-Neamțiu (BZ-Redakteurin), Temeswar


Schule und Zeitung gut vereinbar

Von Natur aus bin ich ein neugieriger Mensch. Deshalb arbeite ich sehr gerne bei der ADZ, denn so kann ich immer wieder neue Leute kennenlernen, interessante Informationen erhalten und mit spannenden Menschen sprechen. Als Zeitungsredakteur oder Journalist erfahre ich Informationen oft früher oder kann mehr über Themen erfahren, die mich besonders interessieren. Obwohl ich meine Arbeit als Grundschullehrerin am Johann-Ettinger-Lyzeum sehr mag, bereitet mir die Arbeit bei der ADZ ebenfalls viel Freude. Ich schätze mich insgesamt als glücklichen Menschen ein, da ich das tun kann, was mir Spaß macht.

Ich erinnere mich gerne daran, wie ich fast vor zwanzig Jahren erstmals Teil des ADZ-Teams wurde. Es war eine große Ehre für mich, als die Herren Emmerich Reichrat, damaliger Chefredakteur der ADZ, und Hans Liebhart aus Bukarest, nach Sathmar gereist sind, um mit mir den Arbeitsvertrag zu unterzeichnen. Seitdem bin ich mit kurzen Unterbrechungen Mitglied des ADZ-Teams, worauf ich auch heute sehr stolz bin. Dafür bin ich auch Rohtraut Wittstock, der ehemaligen Chefredakteurin der ADZ, sehr dankbar, da sie mich nach einer kurzen Unterbrechung zurückgeholt hat.

Die Zusammenarbeit mit der aktuellen ADZ-Leitung und meinen Kolleginnen und Kollegen funktioniert ebenfalls sehr gut. Ich habe von ihnen immer viel Toleranz, Akzeptanz, Flexibilität und Verständnis erfahren, was ich sehr schätze, da dies dazu beiträgt, dass ich meine Arbeit in der Schule gut mit meiner Arbeit bei der ADZ vereinbaren kann.

Gabriela Rist (Redakteurin), Sathmar


Zeitungsschreiben als intellektuelles Vergnügen

(Niedergeschrieben aufgrund einer kategorischen und ultimativen Aufforderung meiner Chefredakteurin Nina May)

Als Student (1970-74) an der Universität Temeswar hatte ich stets das Ziel, nach Studienabschluss beim „Neuen Weg“ als Zeitungsschreiber anzuheuern. 

Obwohl seitens der Zeitung gewünscht (meine drei Fürsprecher und Bekräftiger dieses Berufsziels waren Ernst Breitenstein, Emmerich Reichrath und Hans Frank), machte ein Ceau{escu-Gesetz vom Mai 1974 dem Traum ein vorläufiges Ende: Journalist konnte ab der Hochschulabsolventengemeration 1974 nur werden, wer Journalismus studiert hatte. Aber Journalismus und Kommuniktionswissenschaften studieren konnte man nur an der Parteihochschule „[tefan Gheorghiu“ in Bukarest. Für mich folgten sechs Jahre Deutschlehrersein, Heirat, eine Tochter. 1980, durch Intervention (genauer: „Garantieerklärung“ betreffs meines „Integerseins“ vor der Propagandaabteilung des ZK der RKP) von Ernst Breitenstein und Hans Frank, wechselte ich dann zum NW. Nicht wie geplant und gewünscht nach Bukarest, sondern nach Reschitza. Aus eher persönlichen Gründen blieb ich dann da. Die 19 Jahre Verantwortung für die BZ brachte ich durch Pendeln nach Temeswar hinter mich.

Spannend am Journalist-Sein – vor und nach der Wende! – finde ich immer noch die Möglichkeit, in unmittelbare Nähe von Quellen und Ereignissen zu treten und sich eine eigene Meinung vorbehalten zu dürfen, unabhängig davon, ob diese veröffentlicht wird oder nicht. Enorm geholfen hat mir lebenslang in diesem Sinn ein Postulat unserer Deutschlehrerin Dorothea Götz aus Lyzeumsjahren in Großsanktnikolaus, das sie sich von Kant abgeschaut und uns nahezu täglich eingebleut hatte: „Habe Mut, dich deines eigenen Verstandes zu bedienen!“ Schlüsselworte: Mut und Verstand. Hinzuzufügen: den Schlussfolgerungen des eigenen kritischen Verstands muss man mehr Vertrauen zu schenken bereit sein, als was einem manipulierend bei-gebracht wird. Dass man so auch mal zu Fehlschlüssen kommt, gehört leider dazu. 

Es zuzugeben, ist nicht immer leicht, aber menschlich.

Heute noch – ich bin seit rund sieben Jahren Rentner, schreibe trotzdem Vollzeit für die ADZ – ist es für mich unverändert spannend, Ratio-geleitet zu reagieren auf alles, was einem von einer zunehmend verluderten Politik – egal auf welchem Niveau – und von Meinungsmachern (auch aus unseren eigenen Reihen…!) vorgegaukelt wird. Zeitungsgerecht zu formulieren, was einem im Rahmen dieser Kommunikationsvorgänge so durch den Kopf geht, ist oft extrem mühevoll – und schafft sicher wenig Freunde, macht viele „Freunde“ abtrünnig. Aber Schreiben wird so zu einem intellektuellen Vergnügen, das ich nicht mehr missen möchte.

Werner Kremm (Redakteur), Temeswar


Die drei großen „P“s

Gibt es sie, die perfekte Politik? Nein. Nirgendwo auf der Welt. Wünschen alleine reicht nicht. Und den perfekten Politiker, die perfekte Politikerin? Auch Wunschkonzert, mehr nicht. In Haut und Knochen hat noch kein Mensch auf Erden in dieses Korsett gepasst, das sich selbst bei perfektem Sitz noch immer nicht so angenehm trägt, als ob es einem gar nicht erst angelegt und auf dem zu stützenden Körper festgezurrt wurde. Die Sache hat mit Wechselseitigkeit zu tun. Rumänien steht in der Reputation, EU-weit den gesetzlich besten Minderheiten-Schutz als sein eigenes Machwerk nennen zu können. Eine Statistik, die Unvorteilhaftes leicht vergessen lässt und verdrängen möchte. Denn Rumäniens Minderheiten-freundlichster Politiker ist wohl bis heute nicht zu toppen: Iuliu Maniu. Ja, leider hat es nicht sollen sein, dass seine Politik-Vorstellungen in Rumänien Fuß fassen, dass die Mehrheit im Land sich freiwillig sein Korsett überstreifen lässt, das Etliches garantiert hätte, nur keine Plackereien. Politik, Politiker – und die Presse. Kann sie perfekt sein, wenn das, worüber sie berichtet und wovon sie lebt, nicht perfekt ist? Kaum. Aber es gibt Abstufungen. Bei mir zuhause weiß ich von einer Ex-Journalistin, die seit Jahren freischaffend künstlerisch arbeitet und ihren nervigen Job bei der Hermannstädter Lokal-Zeitung „Tribuna“ geschmissen hatte, weil sie unter Druck gesetzt worden war, primär von Verkehrsunfällen zu berichten. Kann mir bei der ADZ nicht blühen! Es grenzt nicht nur an Luxus, sondern ist wirklich Luxus, thematisch ständig freie Hand zu haben. Soll heißen, dass ich an meiner Arbeit für, mit und an mir selbst nichts groß ändern muss, um in das Korsett der ADZ zu passen. Wobei die Gedanken-Kette damit noch nicht endet. Wer unter den Nicht-Politikern dieser Welt kann denn schon behaupten, das perfekte Arbeiten an sich selbst herausgefunden und patentiert zu haben? Politik, Politiker und Presse, die drei großen „P“s. Nichts ist realer als sie. Perfektion als das vierte große „P“? Illusorisch. Die ADZ allerdings zählt für mich zu Zeitungen, die dem Perfekten am nächsten kommen. Dreimal Danke!!!

Klaus Philippi (Redakteur), Hermannstadt


Trotzdem glücklich

Nach fast zwanzigjährigen Anstrengungen am selben Arbeitsplatz lässt man die Frage über die Freuden der Arbeit lieber unbeantwortet. Freude und Enthusiasmus, das klingt nun so authentisch und zeitnah wie Gutenachtgeschichten aus einem anderen, schöneren, doch längst vergangenen Zeitalter. In dieser neuen Ära freut man sich höchstens, dass man die Mühen der Routine mehr schlecht als recht überwindet. Den Job liebt man nicht, man akzeptiert ihn. Was früher mal Enthusiasmus war, ist jetzt das kontrollierte Aufatmen nach getaner Arbeit. Ein neuer Tag, eine weitere Zeitung, ein neuer Tag. Auch wenn er nicht mit den Mühen der Gipfel sondern mit den Mühen der Ebenen zu kämpfen hat, müssen wir uns Ionu] als einen glücklichen Menschen vorstellen.

Ionut Budașcu (Stv. Chefredakteur), Bukarest


Treffen mit Landsleuten genossen

Während meiner langjährigen Tätigkeit als Journalistin bin ich viel gereist, habe Menschen kennengelernt, Freunde gewonnen. Am meisten liebe ich die abwechslungsreichen Begegnungen, sie ließen keine Langeweile aufkommen und erweiterten meine Kenntnisse bezüglich der banatschwäbischen Mundart, der Sitten und Bräuche. So sehr ich vor Jahren die persönlichen Treffen mit meinen Landsleuten von hüben und drüben genossen habe, genau so liebe ich als Gestalterin der Mundartseite Pipatsch den Schriftverkehr mit den Banater Schwaben sowie Berglanddeutschen von nah und fern. Ihre Mitarbeit ist für mich und das Weiterbestehen dieser Seite sehr wichtig.

Helen Alba (BZ-Redakteurin), Temeswar


Zeitung als Mission

Was ich an meinem Job liebe? Die idealistische Komponente! Dass man etwas bewirken kann…

Zum Beispiel, dass wir mit unserer Berichterstattung in der ADZ oft „Botschafter“ für Rumänien sind, weil unsere Rumänienperspektive eine ganz andere als im Ausland ist. Denn dieses Land hat – neben den allbekannten Problemen – auch viele positive, liebenswerte Seiten.
Oder, wenn man durch einen Artikel etwas bewegen, vermitteln oder Menschen hervorheben kann, die etwas Besonderes leisten.

Wichtig finde ich, sich für freien Journalismus, gegen Manipulation und Hassrede, für Demokratie und europäische Werte, für Toleranz, Vielfalt und Inklusion, für Umweltschutz und Nachhaltigkeit stark zu machen und an historische Lektionen zu erinnern, damit sich die Traumata der Geschichte nicht wiederholen. Alles, was die Welt ein Fünkchen besser machen kann, sollte unsere Mission sein.

Was mir persönlich gefällt ist die ständige Horizonterweiterung: Immer wieder wird man mit neuen Themen konfrontiert, ununterbrochen muss man lernen. In welchem Beruf gibt es diese Chance? 

Besonders schön finde ich auch, zu wissen, für wen man schreibt: Auf Veranstaltungen und Reisen durchs Land lernt man viele Leser kennen – und bekommt oft berührendes Feedback. Solche Begegnungen, auch wenn sie manchmal kurz sind, bleiben fest in meinem Herzen verankert!

Seit ich die ADZ leite, freue ich mich auch ganz besonders über begeisterte, motivierte Kollegen. Es gibt ein paar „Schmetterlinge“, die regelrecht abgehoben haben… die stets mit tollen Themen aufwarten oder Beiträge abgeben, auch wenn sie gar nicht „dran“ sind. Ganz wichtig sind aber auch die Basisarbeiter hinter den Kulissen: zuverlässig, kompetent, hilfsbereit – unersetzlich.

Im Augenblick und in dieser Lebensphase kann ich mir wenig Schöneres vorstellen, als meine Aufgabe bei der ADZ. Trotz immer wieder kleiner Widrigkeiten, (Selbst-)Ohrfeigen, Fehler, Troubleshooting, Überstunden und vor mir hergeschobenem Urlaub, dem Pendeln zwischen Stadt und Land, ist die Arbeit kreativ und bereichernd.

Nina May (Chefredakteurin), Bukarest