Aktion „Fallbeil“ startete am Montagabend

Bürgermeister Robu mit Kabelschneider im Krankorb

Die Freude steht ihm ins Gesicht geschrieben: Bürgermeister Nicolae Robu bereitet sich darauf, das erste Kabel durchzuschneiden. Foto: Constantin Duma

Temeswar (ADZ) – Höchstpersönlich ist Bürgermeister Nicolae Robu am Montagabend gegen den allgegenwärtigen Kabelsalat auf Temeswars Straßen vorgegangen. Von mehreren Mitarbeitern des Temeswarer Verkehrsbetriebs unterstützt, mit Bauhelm und Kabelschneider ausgestattet, wurde Robu von einem Kran in die Höhe befördert, so dass er selbst ein Kabel durchtrennen konnte. Die Aktion fand in der Nähe des Rathauses statt, in weiten Teilen der Innenstadt fiel der Empfang von Internet und Fernsehen sofort aus. Die Bürger würden ihm leid tun, aber weder sie, noch die Stadtverwaltung seien an der Misere schuld, sagte der Bürgermeister. Aktion „Fallbeil“, wie er sie getauft hat, müsse weitergehen, da die Netzwerkbetreiber keine andere Sprache verstehen würden. Er habe mehrmals die Internet- und Kabelfernsehkonzerne gewarnt, Mahnungen verschickt und stets den konstruktiven Dialog gesucht, setzte Robu fort. Nun sei aber Schluss, man müsse zu härteren Maßnahmen greifen, um die Unternehmen zu zwingen, die seit 2015 fertiggestellte unterirdische Infrastruktur zu nutzen.

Er wisse nicht, wie hoch die Zahl der betroffenen Bürger ist, aber sie alle sollten verstehen, dass die Stadt von den hässlichen Kabeln befreit werden müsse. Aktion „Fallbeil“ werde fortgesetzt, bis die Verunstaltung des Stadtbildes aufhört und die Betreiber endlich Respekt gegenüber der Stadt und gegenüber ihren Kunden zeigen, so der Bürgermeister.

Wie ein Beamter der Stadtverwaltung am Montagabend erklärte, seien etwa 12 Unternehmen an der Situation schuld. Sie sollen seit Langem gewusst haben, dass sie die Kabel verlegen und die Masten befreien müssen. Bereits 2009 habe der Stadtrat zum ersten Mal beschlossen, dass solche Kabel unterirdisch zu verlegen seien. Man werde nun den ganzen Raum um die orthodoxe Erzbischofskathedrale befreien und sich dann auf die anderen Teile der Innenstadt konzentrieren. Vertreter von UPC und Vodafone, die vor Ort anwesend waren, erklärten im Anschluss, dass mehrere Tausend Abonnenten betroffen sein werden. Unklar sei, wie lange es dauern werde, bis der Mobilfunk-, Internet- und Kabelfernseh-Empfang wieder hergestellt werden könne.

Zu den ersten Betroffenen gehören das Temescher Kreisschulamt und das „Carmen Sylva“-Lyzeum, die ohne Internetanschluss blieben. Zum Glück waren die fünf Schulen, an denen am Dienstag die Abi-Simulationsprüfung in der Muttersprache abgelegt wurde, davon nicht betroffen, informierte der stellvertretende Generalschulinspektor Halasz Ferenc. Beeinträchtigt wurden jedoch die aktuell laufenden Einschreibungen in die Vorschulklasse.

Die Temeswarer Lokalpresse berichtet ferner, dass die Arbeiter des Verkehrsbetriebs eher unüberlegt vorgegangen sind. Der Verkehr auf der Mihai-Viteazul-Brücke wurde stark beeinträchtigt, Passanten wurden nicht vorgewarnt. Die Masten, an denen die Kabel hängen, gehören größtenteils dem Städtischen Verkehrsbetrieb.