Alles bereit, nur: Skifahren geht nicht

Rathaus Turnu Ruieni ändert Spielregeln während des Spiels und mauert gegen Skigebiet Muntele Mic

Der Temeswarer Unternehmer und Extremsportler Romeo Dunca („Dunca-Expediții”) hat zum Preis von etwa fünf Millionen Euro auf dem Muntele Mic, in der Nähe von Karansebesch, das Skigebiet Vâlsanu erschlossen und sehr modern ausgestattet. Aber eröffnen kann er die Skisaison am Muntele Mic nicht. Denn das Rathaus Turnu Ruieni verweigert ihm die Herausgabe des Übergabeprotokolls für das Gelände, das nun nicht mehr den Gemeinden Zăvoi und Turnu Ruieni, sondern aufgrund eines zwischenzeitlich gefällten gerichtlichen Urteils ausschließlich Turnu Ruieni gehört. Turnu Ruieni als Alleinbesitzer will deshalb einen neuen Pachtvertrag aushandeln. Im Klartext: Die Vertreter der Bergbauern wollen mehr Geld in ihr Rathaus fließen sehen. Auch durch zusätzliche Bauvorhaben auf dem von Dunca erschlossenen Gelände, einschließlich des Risikos des Verbauens der Landschaft. Der Unternehmer und Bergfreund Dunca ist strikt gegen diese Vorhaben.

Noch im August 2017 hatte Dunca über die Lokalpresse verkündet, dass zum Nationalfeiertag am 1. Dezember im neuen Skigebiet am Muntele Mic die Saison I eröffnet wird. Heute sagt er: „Alles Wesentliche ist fertig, die Installationen funktionieren einwandfrei, ein paar Kleinigkeiten wären noch ins Lot zu bringen. Und doch stecke ich jetzt in der gleichen Situation wir vor 6-7 Jahren in Zăvoi, bloß mit anderen Akteuren. Das Problem ist das gleiche, ich treffe auf die gleiche Perspektiv- und Visionslosigkeit, auf die gleiche Boshaftigkeit, die gleiche Gier.”

Man erinnert sich: 2009-10 wollte Romeo Dunca mit Hilfe des Rathauses Zăvoi auf dem Muntele Mic ein Skigebiet erschließen und ausrüsten. Die Ratsherrn von Zăvoi, an deren Spitze der damalige Bürgermeister Antonie Bunei und dessen im Rathaus angestellten Söhne, Verwandte und Gesinnungsgenossen, wollten Dunca um 50.000 Euro erpressen. Der ging vor die Staatsanwaltschaft. Wegen seiner Anzeige sitzt ein Großteil des damaligen Gemeinderats von Zăvoi im Gefängnis. (ADZ berichtete ausführlich).

Inzwischen hat es einen Prozess zwischen den Gemeinden Zăvoi und Turnu Ruieni gegeben, der die Besitzlage des Skigebieets Vâlsanu grundlegend geändert hat. Wenn zur Zeit des Baubeginns durch Dunca (2013) bloß zwei der Stützpfeiler der Kabeltransporte Duncas auf dem Gemeindegebiet von Turnu Ruieni standen, so steht heute, aufgrund jenes Gerichtsurteils, die gesamte Anlage auf dem Gemeindegebiet von Turnu Ruieni. Zăvoi besitzt dort nichts mehr. Als vierter im Bunde steht der Kreisrat Karasch-Severin da, doch der hat bisher bloß 30.000 Euro für den Anschluss ans Nationale Elektrizitätsnetz ausgegeben und hält sich anscheinend aus dem schwelenden Konflikt raus. Grundsätzlich geht es darum, dass Turnu Ruieni den Pachtvertrag mit Dunca neu aushandeln will und ihn deshalb mit dem Zurückhalten der Übergabepapiere erpresst – ohne die Dunca keinen Antrag an die Agentur für die Prüfung und Genehmigung von Kabeltransporten (ISCIR) stellen kann – also das betriebsbereite Skigebiet, in das er nicht nur eigenes Geld, sondern auch einen Bankkredit gesteckt hat, nicht eröffnen kann.

Romeo Dunca: „Ich habe die Bauarbeiten am Skigebiet aufgrund einer Baugenehmigung vom Kreisrat Karasch-Severin 2013 eröffnet. Damals gab es zwei Besitzer der Grundstücke, die Gmeinden Zăvoi und Turnu Ruieni. Beide Rathäuser gaben ihre schriftliche Einwilligung zum Beginn der Bauarbeiten. Zwischendurch hat Zăvoi das Besitzrecht zugunsten von Turnu Ruieni verloren. Jetzt ist die Gemeinde Turnu Ruieni Alleinbesitzerin des Grundstücks, auf dem ich investiert habe. Um mir das nötige Papier auszuhändigen, müssen wir ein Zusatzpapier zum Pachtvertrag von 2013 unterzeichnen, mit gegenwärtigem Datum. Das hätten wir sofort tun müssen, als Turnu Ruieni das Besitzrecht gerichtlich zugesprochen bekam. Ich habe damals dumm gehandelt, als ich mich auf das Wort des Bürgermeisters verließ: `Mach nur, Romeo`, sagte der damalige wie heutige Bürgermeister Mihai Maralescu, `ìch hab´s beschlossen, wir hatten eine Sitzung (des Gemeinderats), es ist alles genehmigt`. Seither war ich, Dunca, zehnmal im Gemeindeamt und wurde hin- und hergeschickt, mal war keine Zeit, mal was andres – inzwischen war ich mit den Arbeiten fast fertig. Und dann erfuhr ich, dass der Pachtvertrag neu ausgehandelt werden soll und auch die Additionalakte, in welcher die rechtliche Lage des Grundstücks, aber auch der Investition, auf gegenwärtigen Stand gebracht werden soll.”

Dunca geht es vor allem darum, „Situationen zu vermeiden, wie sie in anderen neuen Skigebieten in den Karpaten“ – er nennt Straja und Rânca – „aufgetaucht sind und wo nach der Erschließung wild drauflosgebaut wurde und keine Regeln und Schutzmaßnahmen mehr galten.“

Dunca befürchtet, dass direkt unter der Seilbahn ohne Kopf drauflos gebaut werden könnte, falls er bereit sei, den ursprünglichen Vertrag neu auszuhandeln und dem Drängen des Gemeinderats nachgebe. Ausserdem will Turnu Ruieni mehr Pachtzins von ihm verlangen. Er selber hatte sich bereiterklärt, die Summen, die ursprünglich von den beiden Besitzergemeinden ausgehandelt waren, nun sämtlich an Turnu Ruieni zu entrichten. Turnu Ruieni wittert aber eine Goldquelle und will mehr. Viel mehr. Dunca spricht von „hemmungsloser Gier”.

Romeo Dunca versucht seit 2006, im Banater Bergland mittels Investitionen ein Skigebiet zu etablieren. Dabei hat er schon viel Geld verloren. Trotzdem: „Ich bedauere nichts. Ich will euch im Bergland doch nicht die Berge rauben! Berge sind mein Traum, der Preis eines Traums zählt nicht. Trotzdem spüre ich inzwischen einen bittren Geschmack. Und ich beginne zu bedauern, mich in diese Schweinerei eingemischt zu haben. Vielleicht bedauere ich es morgen nicht mehr, aber heute tu ich es.”

Inzwischen hat Romeo Dunca auf dem Muntele Mic fast fünf Millionen Euro verbaut. Dafür will er vor Gericht ziehen und die wortbrüchigen Gemeinderäte und ihren Bürgermeister aus Turnu Ruieni verklagen. Die werfen ihm inzwischen vor, die Fertigstellungstermine überzogen zu haben („2014, aber nicht später als August 2017”, heißt es in einem Protokoll). Dunca kontert, dass er, unabhängig des Fertigstellungstermins, der Gemeinde den Pachtzins im Voraus entrichtet habe, also sich niemand in Turnu Ruieni geschädigt fühlen könne. Dass aber letztendlich doch auch die Gemeinde Turnu Ruieni unter der verspäteten Übergabe und Inbetriebnahme der Dunca-Investition leiden wird – man erwartete tausende Gäste zu den Winterfeiertagen – das ging bisher den Gemeinderäten kaum durch den Kopf.

Bürgermeister Mihai Maralescu zeigt sich auf Anfrage erst einmal kooperationsbereit: „Ich möchte Dunca helfen, aber nur, wenn wir den alten Vertrag stornieren und einen neuen aufstellen, der sich strikt auf die Installationen bezieht.” Gefragt, warum das Rathaus Turnu Ruieni Dunca das Protokoll über die Genehmigung der Übergabe des bereits bebauten Geländes nicht übergibt, antwortet Bürgermeister Maralescu harsch: „Das soll ihm der Kreisrat geben! Warum hat der ihm es nicht gleich ausgehändigt, als Dunca mit dem Bauen begann? Wenn Dunca kommt, kriegt er das Protokoll, aber nur, wenn er mit der Neuaushandlung des Pachtvertrags einverstanden ist. Auch ich liebe die Berge und will ihre Entwicklung, aber nicht nach den Klauseln des früheren Pachtvertrags.”