Alternative Energie – Katalysator der nachhaltigen Entwicklung

In Freck wird begonnen, dieses Motto erfolgreich umzusetzen

Arnold Klingeis – ein Bürgermeister, der auf regenerative Energiequellen setzt Foto: der Verfasser

Skizze des Frecker Zentrums für erneuerbare Energieressourcen (CERA) Quelle: www.primaria-avrig.ro

Beim fünften „Energietag Kronstadt/Braşov“ (16. Oktober, Braşov Business Park) konnten die Veranstalter, die Kronstädter Firma Transfer de Tehnologie şi Management (TTM) in Zusammenarbeit mit der Industrie- und Handelskammer Kronstadt und mit dem Deutschen Wirtschaftsklub Kronstadt, in der Person von Arnold Klingeis, Bürgermeister von Freck/Avrig, einen Referenten einladen, der die Umsetzung der EU-Strategie 20/20/20 (20 Prozent Reduzierung der Kohlendioxidemissionen, 20 Prozent des Energieverbrauches aus regenerativen Quellen und 20 Prozent Energieeinsparung) auf lokaler Ebene, in einer Kleinstadt mit rund 14.000 Einwohnern, vorstellte. Freck ist bereits landesweit als „grüne Stadt“ bekannt, die viel in alternative Energie investiert hat und die bis 2030, erstmals in Rumänien, unabhängig von herkömmlichen Energiequellen sein könnte.

Bereits 2009 wurden diese ehrgeizigen Ziele gesetzt. Was bisher erreicht wurde und wie erneuerbare Energiequellen und die damit verbundene Technologie das Leben in Freck verbessern und eine nachhaltige Entwicklung mit sich bringen, darüber sprach der auf den Wahllisten des Demokratischen Forums der Deutschen in Rumänien in diesem Jahr für ein zweites Mandat gewählte Frecker Bürgermeister, Arnold Klingeis.

In Freck geht das Bürgermeisteramt mit gutem Beispiel voran: Auf den Dächern des Rathauses sind Solarzellen aufgestellt. Ebenso auf den zwei Kindergärten der Ortschaft, auf der Gheorghe-Lazăr-Schule und auf dem Lyzeum in der zu Freck gehörenden Ortschaft Mârşa. Dort gibt es auch eine Heizzentrale für Biomasse, die als Rohstoff Energiepflanzen nutzt. Sie werden von drei Plantagen geliefert: So wird auf zweien Miscanthus (Chinaschilf) angebaut und auf einer dritten Plantage Weiden. Von Biomasse und Biogas als erneuerbare Energiequellen ist der Bürgermeister besonders überzeugt. „Technologien, die in Zusammenhang mit Biomasse und Biogas stehen, können auf lokaler Ebene einen Wertekreislauf schaffen. Das Anbauen, Sammeln, Sortieren und Verarbeiten dieser Pflanzen schafft Arbeitsplätze in einer ländlichen Region, wo die Bevölkerung nicht so einfach in eine moderne Industrie eingegliedert werden kann”, sagt Klingeis. Anders sieht es im Fall der Fotovoltaik aus. Diese sei zwar ebenfalls modern und umweltschonend, aber eher für Großstädte geeignet.

Die Solarzellen werden importiert (vor allem aus China), gewöhnlich von ausländischen Firmen montiert und sichern keine weiteren nennenswerten Arbeitsplätze. Mehr noch: Die rumänische Subventionspolitik über das System der grünen Zertifikate führe indirekt zu höheren Stromkosten, die sich letztendlich auf den Endverbraucher, also auch auf die Bewohner auf dem Lande auswirken, die manchmal nicht einmal einen sicheren Arbeitsplatz haben. Deshalb würde es Klingeis begrüßen, wenn es für ein aus Biomasse oder Biogas erzeugtes Megawatt nicht nur, wie bisher, zwei grüne Zertifikate gäbe, sondern mehr (zum Beispiel sechs, wie im Falle der Fotovoltaik). Also nicht teure Importe fördern, sondern Technologien in der Gemeinde selber entwickeln, die dann Arbeitsplätze sichern und die Grundlage zu einer nachhaltigen Entwicklung der Ortschaft und der Region darstellen. Das gelte auch für Biogas, das aus den Abfällen bei den landwirtschaftlichen Arbeiten produziert wird. Der Kreislauf wird geschlossen, die Landwirte sind ein Teil davon und haben gleich mehrere Vorteile: Sie sind Nutznießer einer erneuerbaren Energiequelle vor Ort, wobei auch mehr Leben in die Landwirtschaft kommt.

Klingeis konnte viele mit seinem Plädoyer für Biomasse überzeugen, selbst wenn die Hersteller von Fotovoltaik-Produkten und deren Lobby diese Argumente nicht teilen. So wurden aber indirekt die Aussagen des EU-Parlamentariers Petru Luhan bestätigt, der in seinem Grundsatzreferat am Energietag auch von der Vielfalt von Visionen in der Ausarbeitung einer gemeinsamen Energiestrategie der EU gesprochen hatte. Zu den unterschiedlichen Auffassungen der sieben politischen Fraktionen im EU-Parlament kommen auch Divergenzen zwischen den Energieherstellern hinzu, wenn es darum geht, die hohen Ziele der EU-Strategie 20/20/20 bis 2020 zu erreichen. Das alles steht auch im Zusammenhang mit der Verteilung der EU-Gelder bei der Ausarbeitung des zukünftigen EU-Haushaltes.

Freck und dessen Bürgermeister hoffen auch auf eine erfolgreiche Bewerbung für das Smart-Community-Programm des japanischen Konzerns To-shiba. Die Stadt will beweisen, dass sie in der Lage ist, verschiedene moderne Technologien auf lokaler Ebene zu integrieren, um so eine hohe Energieeffizienz zu erlangen und die fossilen Brennstoffe durch alternative Energiequellen zu ersetzen. Das weltweite Programm mit japanischer Finanzierung soll auch in einer osteuropäischen Kleinstadt laufen. Die Aufnahme in dieses Programm würde einen Wettbewerbsvorteil für Freck sichern und einen weiteren Schritt in Richtung Unabhängigkeit von herkömmlichen Energiequellen bedeuten.