Anekdoten um ein Temeswarer Original (II)

Stadtbekannt und beliebt: Bela von Mesko oder "Coconu Bela"

Jedermann in Temesvar kannte den Waisenamtspräses Dr. Bela von Mesko. Alle schätzten und liebten den volkstümlichen Bela-Bacsi ob seiner stadtbekannten Bonhomie, die, mit Edelmut und Seelengüte gepaart, jeden fesselte, der mit ihm in Berührung kam. Mesko diente als Stadtbeamter in der Zeitspanne 1882-1913 über drei Jahrzehnte der Stadt treu, ehrlich und mit wahrem Idealismus für seinen Beruf.

Folgende Einfälle oder Meskoiaden hörten wir von diesem waschechten Temeswarer:

 

 

Wie sich die Ungarn vermehren

 

Einem guten Witz zuliebe verschonte er auch sich selbst nicht. So zum Beispiel, um die slowakische Abstammung des chauvinistisch-ungarischen Kultursenators Josef Bellai (Stolarik) persiflieren zu können, sagte er öfters: ,,Die Slowaken heiraten deutsche Mädchen und so vermehren wir Ungarn uns."

 

Er hat viele Sprachen gesprochen; denn als Ungar wurde er geboren, in der Gemeinde Mehala zwischen Rumänen und Serben erzogen, in Temeswar mit Deutschen verkehrend, war er der ungarischen, deutschen, rumänischen und serbischen Sprache vollkommen mächtig, obzwar er sich auch über diese Sprachen lustig machte. So beklagte er sich scherzhalber über das schwere Erlernen der deutschen Sprache, indem man nie weiß, wann die Vorworte richtig anzuwenden sind. Zum Beispiel, wenn der Deutsche sagt: ,,Dass di(ch) der Teufel hole", weiß man nicht, wessen Geschlechtes eigentlich ,,Teufel" ist. Aber auch andere Sprachen persiflierte er gerne. Über die englische Sprache, welche anders ausgesprochen als geschrieben wird, machte er sich folgendermaßen lustig: ,,Plunzen" wird es geschrieben und ,,Blutwurst" wird es ausgesprochen.

 

Die Granitscharen

 

Köstlich war sein Vortrag über die Militärgrenzer, über die so genannten Granitscharen. Der Granitschar ist ein guter Soldat, der die Befehle der Vorgesetzten blind befolgt. Ein Offizier vom Land bekommt vom Regimentskommando den Befehl, alle alten Waffen wohlverpackt einzusenden. Statt ,,Waffen" hat aber der gute Offizier ,,Pfaffen" gelesen, ging daher mit einer großen Truhe zum alten Dorfpfarrer. ,,Bratye, es tut mir leid, aber Befehl ist Befehl", und wollte schon packen, doch hat ihn der bestürzte Pfarrer noch rechtzeitig über den Irrtum aufgeklärt.

 

Die Frau von Mesko

 

Mesko pipelte auch manchmal gerne; seine Frau aber machte ihm Vorwürfe wegen des Ausbleibens. Einmal kam er von einer lustigen Gesellschaft erst morgens nach Hause, weshalb ihn seine Frau mit einer Moralpredigt empfing. Er aber replizierte: ,,Pfui, schäme dich! Wenn ich Frau von Mesko wäre, möcht' ich mich nicht in aller Früh mit so einem besoffenen Kerl herumstreiten."

 

Der Parkinspektor

 

Mesko erzählte uns auch folgendes Bonmot:

Der stadtbekannte Franz Fessler war eine originelle Spezialität Alt-Temesvars. Von Beruf aus war er Mehlhändler; nachdem aber seine Mehlhandlung die Familienmitglieder versahen und er viel Sinn für die Natur hatte, wurde er von der Stadtleitung mit der Aufsicht des Stadtparkes betraut. Diese Aufgabe erfüllte er mit großem Ernst und Eifer, so dass er mit der Zeit ein wahrer Befehlshaber des Parks und allgemein ,,Parkinspektor" genannt wurde. In dieser Eigenschaft fiel ihm diese Rolle zu, den König beim Besuche des Parks führen zu dürfen. Der Königsbesuch war für den Vormittag bestimmt, verschob sich jedoch auf den Nachmittag. Der König sprach sich über den Park lobend aus, bemerkte jedoch, dass der Staub groß sei, worauf der Parkinspektor Fessler treuherzig erwiderte: ,Ja, wenn Majestät vormittags gekommen wären, hätten Sie den Staub nicht gefunden, denn da war alles gut aufgespritzt."

Vom gewesenen Oberstadthauptmann Vlahovits hörte er es und gab es zum Besten, dass, als Vlahovits im Wiener Wurstlprater vor einer Bude einen schreienden, robusten Kerl mit Federn in den Haaren näher betrachtete, er in ihm seinen gewesenen Husaren erkannte, dem er zurief: ,,Măi Ioanie, ce faci aici?" und die Antwort erhielt: ,,Domnul, eu fac oțere (puțin) wilde Man, pentru neamțu (german)."*

 

Ein Ungar als Seefahrer

 

Er war noch nie zur See, bis ihn der gewesene Postoberdirektor Johann von Petheo auf einer Dienstreise nach Konstantinopel mitnahm. Nach Hause gelangt, erzählte er uns, dass am Meere ein furchtbarer Sturm wütete, so dass alle auf dem Schiffe gewesenen Passagiere die Seekrankheit bekamen, bis auf ihn, der eine Flasche Cognac in einer Hand, eine brennende Zigarre in der anderen Hand, am Verdeck einen Mast umarmend, mit Seelenruhe das Unwetter beobachtete. Dies bemerkte ein deutscher Graf, als er die Treppe heraufkam und fragte totenbleich: ,,Um Gotteswillen, das ganze Schiff ist krank, ist Ihnen nicht unwohl?" Worauf Mesko antwortete: ,,Nein, ich bin ja ein Ungar, wir Ungarn sp .... vom Wasser nicht!" Mit dem wollte er sagen, dass die Ungarn nie übermäßig Wasser trinken und eher vom Wein krank werden.

 

 

*rum.: ,,Hei, Ioane, was tust du hier?" - ,,Mein Herr, ich spiel ein wenig den wilden Mann für den Deutschen."

 

Auszug aus Josef Geml , „Alt-Temeswar“



Redaktion: Balthasar Waitz