Auerochesenreservat in Armeniş

Auch Hirsche sollen im Gemeindewald mit WWF-Hilfe angesiedelt werden

Armeniş - Ende der vergangenen Woche sind im 70 Hektar großen Gemeindewald von Armeniş, rund 30 Kilometer östlich von Karansebesch, 20 Auerochsen (Bison bonasus) angekommen, die hier akklimatisiert und angesiedelt werden sollen. Die Gemeindeleitung behauptet, dass diese Neuansiedlung eigentlich eine Wiederansiedlung 150 Jahre nach dem Erlegen des letzten Auerochsen in dieser Gegend sei – und widerspricht damit siebenbürgischen Behauptungen, nach denen der Gouverneur Samuel von Brukenthal gegen Ende des 18. Jahrhunderts in Siebenbürgen den letzten Auerochsen erlegt haben soll.
Die 20 Auerochsen, die im Raum Armeniş heimisch gemacht werden, kommen durch Vermittlung des WWF Romania aus verschiedenen Reproduktionszentren Europas, vor allem aus Polen und der Ukraine, aufgrund eines Protokolls über Zusammenarbeit zwischen dem WWF Romania, dem EU-Programm Donau-Karpaten/Rewilding Europe und dem Gemeinderat von Armeniş. Die Zusammenarbeit ist vorerst auf zwei Jahre angelegt, einer Verlängerung gegenüber zeigen sich beim Start alle Seiten offen.

Aufgrund des Protokolls stellt die Gemeinde Armeniş für das Wiederansiedlungsprojekt des Ur (so die seit dem 18. Jahrhundert erneuerte Form des altdeutschen „urohso“, mittelhochdeutsch „urochse“, in welchem sich auch das Bestimmungswort des „urhan“/Auerhahn wiederfindet) dem WWF Romania für dessen Beitrag zu Rewilding Europe den 70 Hektar großen Gemeindewald sowie Heuwiesen zur Abgrasung und Heuernte zur Verfügung, die zur Hutweide der Gemeinde gehören. Den diesbezüglichen Beschluss hat der Gemeinderat bereits vor einem Jahr gefasst. Im Gegenzug wird die Gemeinde Besitzerin der 20 Auerochsen, die hier ausgewildert werden. Die Genehmigung für die Akklimatisierungsparks hat die Gemeinde ebenfalls bereits erteilt, an der Infrastruktur für den Wildpark wird noch gearbeitet. Desgleichen hat die Gemeinde mit den Besitzern von  Heuwiesen Verträge abgeschlossen, um die Ernährungsgrundlge der Tiere über Winter, das Heu, zu sichern. Das Pflege- und Überwachungspersonal bezahlt ebenfalls die Gemeinde, während für die Fragen der Gesundheitsfürsorge der Tiere, für die Ernährungszusätze, die, anfangs zumindest, nötig sind, der WWF Romania zuständig ist. Desgleichen wird der WWF Romania jederzeit für Beratungsaufgaben – einschließlich im Bereich von Wirtschaftsinitiativen, welche die neue Attraktion des Temesch-Cerna-Durchbruchs nutzen möchten - zur Verfügung stehen.

Laufend soll der Einfluss des Wiederansiedlungsprojekts auf die Umwelt überwacht werden, aber auch der Effekt von Maßnahmen, die eine touristische Verwertung anstreben. Darauf soll der bereits mit EU-Mitteln geschaffene touristische Infopoint von Armeniş spezialisiert werden, der unter anderen Beobachtungstouren ins Reservat des Ur organisieren soll. Die Gemeinde Armeniş beabsichtigt, neben dem Auerochsen auch den  Hirsch (Cervus elaphus) in den Wäldern an den Nordhängen des Bergstocks des Semenik wieder heimisch zu machen. Das erste Reservat für Auerochsen wurde in Rumänien 1958 geschaffen, als aus Polen, als Geschenk, mehrere Tiere bei Hatzeg angesiedelt wurden. Der Auerochs war das Wappentier des Fürstentums der Moldau und symbolisiert im Wappen Rumäniens heute noch den Raum zwischen Ostkarpaten und Pruth/Dnjestr, die Moldau.