Auf der Suche nach einer dauerhaften Lösung

Kronstadt hat rund tausend herrenlose Hunde

Straßenhunde in der Oberen Vorstadt – ein Foto, das drei Jahre alt ist. Ähnlichen Szenen kann man auch heute in den Kronstädter Randvierteln begegnen.
Foto: KR

Der Tod des vierjährigen Jungen aus Bukarest infolge des Angriffs einer Meute von herrenlosen Hunden hat auch Kronstadt/Braşov in die Debatten über Lösungsvorschläge für das Problem der streunenden Hunde gebracht. Dabei wurde die Stadt am Fuße der Zinne zusammen mit Großwardein/Oradea als Beispiel genannt für Maßnahmen, wie mit diesen Hunden vorgegangen werden könnte. Dass Kronstadt da als Vorbild genannt werden könnte, stimmt leider nur zum Teil. Vor einigen Jahren ist es tatsächlich der Stadtverwaltung gelungen, die Zahl der herrenlosen Hunde zu mindern. Das ist einerseits einem härteren Eingreifen seitens der Dienststelle für Tierbewirtschaftung (Serviciul Public de Gestionare a Animalelor -SGPA) zu verdanken; andererseits der Zusammenarbeit und Unterstützung seitens einer der bekanntesten rumänischen Tierschutzorganisationen „Milioane der prieteni“ („Millionen von Freunden“). Zeitweilig hieß es, in Kronstadt sei es wahrscheinlicher, einen Müllbären anzutreffen, als mit einem herrenlosen Hund Ärger zu haben.

Die Tatsache, dass Tausende Hunde in jenen Jahren eingeschläfert wurden, nachdem sich niemand fand, der sie vom städtischen Tierheim in den Biengärten/Stupini zu sich nach Hause nehmen wollte, sorgte für eine Welle von internationalen Protesten. Ins Visier genommen wurden vor allem Bürgermeister George Scripcaru und SGPA-Chef Flavius Bărbulescu, die als „Hundemörder“ bezeichnet wurden. Die Verhältnisse im Tierheim wurden als inakzeptabel dargestellt. Im Vorfeld der Europäischen Jugendwinterolympiade 2013, die auch Kronstadt zum Austragungsort hatte, hieß es zum Beispiel auf der Webseite des deutschen „Bundes gegen Missbrauch der Tiere“: „In den vergangenen Jahren fielen in Braşov über 30.000 Hunde geschäftsorientierten Hundefängern zum Opfer, die mit den brutal durchgeführten Tötungsaktionen viel Geld verdienten.“ (www.bmt-tierschutz.de)

„Millionen von Freunden“ baute auf eigene Kosten ein großes Tierschutzheim im Kronstädter Stadtteil Triaj, wo bis zu 800 Hunde aufgenommen und versorgt werden können. Der von Cristina Lapis geleitete Verein, der vor allem wegen des „LiBEARty-Park“ für Bären bei Zărneşti international bekannt wurde, konnte vorzeigen, wie verantwortungsvoll mit den Straßenhunden umgegangen wird, und er stand außerdem nicht im Verdacht, Teil der „Hundefängermafia“ zu sein. Er übernahm auch Hunde vom städtischen Tierheim, als dies überfüllt war, und vermittelte Hundeadoptionen im In- und Ausland. Das städtische Hundeheim wurde modernisiert, was aber auch eine Reduzierung der Aufnahmekapazität bedeutete. Zurzeit sollen dort rund 300 Hunde untergebracht werden können. Wenn man die Zahlen betrachtet, steht Kronstadt tatsächlich besser da, als andere rumänische Städte. Die Zahl der Hunde, die in den beiden Heimen in den Biengärten und Triaj untergebracht werden, liegt etwas unter 1000, was sich, nach Angaben der Stadtverwaltung, mit der Zahl der frei herumlaufenden Hunde deckt. Nur sind diese Heime bereits überfüllt, sodass man sagen könnte, es gibt knapp tausend Hunde, die zu viel sind.

Jene von ihnen, die noch nicht sterilisiert bzw. kastriert sind, sollen nun eingefangen und ins Tierheim gebracht werden. Sie könnten adoptiert werden und dann sind sie endgültig gerettet. Das kann aber nur für eine geringe Zahl von ihnen gelten. Bürgermeister Scripcaru wandte sich an die Bevölkerung mit der Aufforderung, Hunde zum Sterilisieren zum Tierheim zu bringen. Das gelte auch für jene Hunde, die auf Werkgelände, in Hinterhöfen usw. gefüttert und geduldet werden. „Wenn zum Beispiel von einer Baustelle zehn herrenlose Hunde gebracht werden, so geben wir fünf zurück“, sagt Scripcaru. Die Zeit der Tagungen und Seminare, wo das Hundeproblem endlos theoretisiert wurde, sei vorbei. „In einer Stadt, die auf Tourismus setzt, können nicht mehr Hunde geduldet werden, die sich an die Beine der Besucher schmiegen oder auf den Terrassen der Gaststätten im Stadtzentrum herumlaufen.“

SGPA ist überfordert, denn die Dienststelle hat nur drei Hundefänger, die im besten Fall 15 bis 20 Hunde pro Tag von der Straße entfernen. 230 schriftliche Beschwerden gab es in diesem Jahr bisher, hinzu kommen, laut Scripcaru, rund 15 telefonische Beschwerden pro Tag. 2013 wurden 310 Hunde eingefangen. Einen solchen Hund einen Monat im Tierheim zu halten, kostet die Stadt genau 55,14 Lei, rechnete der Bürgermeister vor. Von der Regierung werde dafür nicht ein einziger Leu zur Verfügung gestellt. Die Kronstädter Parlamentsabgeordneten und Lokalpolitiker sprechen von der Notwendigkeit einer schnellen Lösung, um die Hunde von den Straßen wegzubekommen. Das klingt unrealistisch, denn im städtischen Tierheim können sie nur eine begrenzte Zeit eine Unterkunft finden. Sie sterilisiert wieder auf die Straßen zu setzen, ist eine Lösung – allerdings nicht die schnelle, sofortige. Mit dem Tod des vierjährigen Jungen (nachdem leider in den Vorjahren mindestens drei weitere Fälle von Todesopfern der Straßenhunde verzeichnet wurden) ist eine Schmerzensgrenze erreicht worden, die, auch in Kronstadt, die Hemmungen zum Einschläfern der Straßenhunde herabsetzt.