Aus dem Schatzkästchen von Mutter Natur

Erprobte Rezepte rund um Körperpflege, Haushalt und Küche – alles garantiert „bio“

Topinambur ziert oft Wegränder und Bauerngärten. Trotzdem wissen viele nicht, das man die Wurzeln essen kann.

Steinsalz – hier vom Himalaya – ein natürliches Heilmittel

Topinambur schmeckt nicht nur lecker, die Wurzel gilt auch als Heilpflanze. Nur das Putzen macht zugegeben viel Arbeit...

Salbei – als gesunder Tee, für die Zahnpflege oder gebraten zu Kartoffel- und Fleischgerichten – darf in keinem Kräutergarten fehlen. Fotos: pixabay.com

Zurück zur Natur? Ganz geht das heutzutage wohl nicht mehr... Doch Klimawandel, Allergien und Unverträglichkeiten oder einfach nur die Sehnsucht nach einem naturnahen, gesünderen Leben lässt bei manchen den Wunsch aufkommen, zumindest in einigen Bereichen auf die Chemiekeule zu verzichten. Das Internet ist voll von Tipps – aber, Hand aufs Herz, nicht alle funktionieren. Vieles, was sich erst ganz toll liest, liefert dann doch nicht das gewünschte Ergebnis. Hier eine kleine Sammlung der besten Ideen, die sich auch im Alltag garantiert bewährt haben.

 

Bio-Haarpflege


Keine Lust oder Gelegenheit zum Kopfwaschen? Dann hilft dieser Trick, um nicht mit fetten Haaren durch die Gegend zu laufen: Abends vor dem Schlafengehen ein wenig Roggenmehl (bloß nicht Weizenmehl, das verklebt) in den Haaransatz kneten. Am Morgen darauf ausbürsten.

Wer auf Shampoo verzichten möchte, kann sich mit Roggenmehl auch die Haare waschen: Hierfür drei-vier Eßlöffel mit heißem Wasser anrühren, eine halbe Stunde stehen lassen, dann den Brei auf die nasse Kopfhaut massieren. Fünf Minuten einwirken lassen, ausspülen, fertig!

Haarausfall im Frühling und Herbst – wer kennt das nicht? Koffein stärkt schlappe Haarwurzeln, doch wozu teures Spezialshampoo kaufen? Mit regelmäßigen Kaffee-Spülungen bleibt die Bürste bald wieder sauber. Ebenfalls hilfreich sind Kopfhautmassagen mit Basilikum-Tinktur.

Schuppen, Flechten, wunde Stellen? Kokosöl, kaltgepresst, direkt auf die Kopfhaut massiert, desinfiziert, beruhigt und lässt sich leicht wieder auswaschen.


Hautpflege


Pflege-Cremes kann man aus Bienenwachs und Olivenöl leicht selbst herstellen. Kleiner Wermutstropfen: Wegen des hohen Fettgehalts sind sie nur als Nachtcreme geeignet.


Feuchtigkeitscreme: Olivenöl mit Holunderblüten erhitzen, über Nacht stehen lassen, abseihen. Dann nochmal erhitzen - für den Duft eventuell ein paar Lavendelstängel zugeben - und Bienenwachs ins Öl schmelzen. Die Mischung darf nicht sieden. Je mehr Öl, desto weicher die Creme.

Für Lippenpomade, die man gut in alte Lippenstifthülsen füllen kann, sollte die Mischung relativ fest sein (mindestens Halbe/Halbe), eventuell farbige Lippenstiftreste mit einschmelzen. Ein paar Tropfen Teebaumöl, und der Stift hilft gegen Herpes im Anfangsstadium, bevor die Bläschen platzen.

Auch Schuhcreme für Lederschuhe kann man so herstellen – eventuell alte Schuhcreme-Reste mit einschmelzen. Cremes auf Wachsbasis sind ohne Kühlschrank lange haltbar.


Raue, spröde oder pickelige Haut? Ein Peeling mit Kokosöl und Bicarbonat, etwa zu gleichen Teilen vermischt und abends aufgetragen, hilft. Mit einem feuchten Tuch abwischen.

Keine Abschmink-Milch zuhause? Kokosmilch ist ein hervorragender Ersatz.

Gegen Warzen: Pflücken Sie im Frühling einen großen Strauß Schöllkraut für die Vase. Zweimal täglich ein Zweiglein abrupfen und die gelbe Flüssigkeit frisch auf die Warze tupfen. Nach ca. zwei Wochen ist sie weg oder zumindest deutlich abgeflacht. Spröde Warzenreste kann man mit Hanföl einreiben, sie fallen dann meist bald ab.
Knie aufgeschlagen, Bein angestoßen, blauer Fleck mit Schwellung? Schnell ein frisches Breitwegerich-Blatt vom Wegrand pflücken, waschen, zermatschen und auflegen. Der Heileffekt ist erstaunlich!


Gegen Triefnase und Kratzhals


Gegen Halsweh hilft es, einen Kristall Himalaya-Salz zu lutschen. Hartnäckigem Schnupfen mit verschleimten Nebenhöhlen kommt man mit Salzspülungen bei: einen Teelöffel Salz in einer kleinen Schüssel mit warmem Wasser auflösen. Mit beiden Händen aufnehmen, in die Nase hochziehen, dann ein Nasenloch zuhalten und durch das andere rausprusten. Eleganter ist der Gebrauch einer Nasendusche aus der Apotheke. Bei stark verstopfter Nase funktioniert sie jedoch nicht.
Ist eine Erkältung im Anzug, kann man sie mit einem mit Essig getränkten Lappen, durch den man atmet, oft noch eindämmen. Die Methode stoppt auch erkältungsbedingte oder allergische Niesattacken.


Nahezu spektakuläre Erfolge kann man mit Rebensaft erzielen: Man gewinnt ihn nach dem Schneiden der Rebe - einfach ein Fläschchen an die Schnittstellen hängen und die heraustropfende Flüssigkeit auffangen. Im Kühlschrank hält sie ein paar Wochen. Bei Erkältung alle paar Stunden ein paar Tropfen in Nase oder Hals träufeln. Ein altes rumänisches Hausmittel für entzündete Bindehaut empfiehlt Rebensaft als Augentropfen.


Zahnpflege


Curcuma färbt alles gelb – außer Zähne, die werden davon sogar weißer! Auch für das Zahnfleisch ist das starke Antioxidans ein wahrer Segen. Am besten mit Kokosöl anmischen und wie Zahncreme benutzen. Vorsicht: Aus Kleidern geht Curcuma nicht mehr raus! Zum Abreiben von Zahnstein kann man Bicarbonat hinzufügen – nicht zu oft, es greift sonst den Schmelz an. Wer häufig an Zahnfleischentzündungen leidet, kann sich die Zähne auch mit Salbeipulver putzen: getrocknete Salbeiblätter im Mörser zerstoßen. Ansonsten hilft auch Gurgeln mit Salbeitee oder in akuten Fällen ein gequetschtes Salbeiblatt (frisch oder aus dem Tee), das über Nacht an die schmerzende Stelle geklemmt wird.


Hausputz und Wäsche ohne Chemie


Ein prima Putzmittel für Fenster und Bad ist Haushaltsessig, in den man zwei Wochen lang Bio-Zitrusschalen eingelegt hat. Dann in eine Sprühflasche füllen - es duftet herrlich und ist sehr effizient. Fenster kann man mit zerknülltem Zeitungspapier übrigens besser abreiben als mit einem Lappen.


Wäsche muss man nicht mit chemischen Waschmitteln waschen. Zu Oma’s Zeiten gab man eine Tasse Holzasche in einen Eimer, heißes Wasser drauf, abgießen oder filtern. Die leicht glitschige Lauge eignet sich hervorragend zum Einweichen oder Waschen von Gewebe, zum Tiere baden zur Vorbeugung gegen Flöhe oder zum Boden wischen. Zum Duschen oder Haare Waschen gießt man die Asche mit kaltem Wasser auf, ein-zwei Tage stehen lassen, die Lauge ist dann wesentlich sanfter.


Wäschewaschen geht auch mit Öko-Waschkugeln aus dem Handel. Je nach Modell reicht eine Kugel für 300 bis 1000 Waschgänge. Weiße Wäsche strahlt allerdings nach einigen Waschgängen nicht mehr, weil die phosphoreszierenden Zusätze des Waschmittels fehlen (was mit Sauberkeit nichts zu tun hat). Ein Bio-Waschball ist mit kleinen Kügelchen aus natürlichen Mineralien gefüllt, die bei Kontakt mit Wasser negativ geladene Ionen abgeben. Dadurch löst sich der Schmutz aus der Wäsche. Am besten gibt man auch noch eine Magnetkugel zur Verhinderung von Kalkablagerungen in die Trommel.


Gratis Essen aus der Natur


Der März beliefert uns mit dem ersten eßbaren Grün in Hülle und Fülle: Bärlauch (siehe ADZ-Online 10. März 2019: „Der Gesundbrunnen aus dem Wald“) und Brennesseln, letztere einfach in Salzwasser kochen. Kurz darauf sprießt auch der Ampfer auf Feld und Flur. Man kann ihn wie Spinat oder Mangold zubereiten. Blätter in grobe Streifen schneiden, mit angeschwitzten Zwiebeln und etwas Thymian dämpfen, zum Veredeln einen Eßlöffel Sesampaste unterrühren. Eignet sich auch als Dip für Fladenbrot.


Im Mai kann man Rosenwasser ganz einfach gewinnen: Duftrosen-Blütenblätter über Nacht in kaltes Wasser legen. Rosenwasser schmeckt herrlich als Getränk. Als Gesichtswasser macht es die Haut zart. Rosenblätter kann man auch zu Sirup verkochen, kandieren, Marmeladen beigeben oder für interessante Teemischungen - z.B. mit Melisse und Lavendel - trocknen.
Ein Geschenk der Natur sind Holunderblüten: Tee und Holundersekt kennt jeder - aber Holunderküchlein? Hierfür frische, ganze Blüten in Pfannkuchenteig tauchen und in der Pfanne ausbacken, mit Puderzucker bestäuben oder mit Marmelade servieren. Köstlich!


Im Sommer, wenn überall in der Natur gratis Mirabellen reifen, ist Marmeladenzeit. Man kann voll- und halbreife Früchte ohne weiteres mischen. Zum Entsteinen das Obst kurz aufkochen und - erkaltet - durch ein Sieb mit großen Löchern pressen. Besonders raffiniert wird die Marmelade mit Ingwer und Lavendel, am besten eignen sich die gelben Mirabellen dafür. Auf drei Kilogramm Fruchtmus kommt ein nussgroßes Stück fein gewürfelter Ingwer. Vor dem Abfüllen zwei Lavendelstängel in jedes Einmachglas stecken.


Dunkelrote Mirabellen lassen sich gut mit Holunderbeeren kombinieren. Ob der Holunder dominiert oder die Mirabellen, jedes Mischungsverhältnis ist lecker. Holunderbeeren darf man übrigens nicht roh essen, sie sind leicht giftig und führen zu Erbrechen. Man soll sie sogar recht lange kochen, um die immunstimulierenden Substanzen freizusetzen. Ein altes österreichisches Rezept empfiehlt, gekochten Holundersaft mit etwas Rum für den Winter abzufüllen und dann wie Glühwein heiß zu servieren.


Selbst im Winter lässt uns die Natur nicht im Stich: Schon mal vonTopinambur gehört? Die mit der Sonnenblume verwandte Pflanze blüht im Spätherbst mit gelben Sternen. Von November bis März kann man ihre Knollen essen. Das Geschmackserlebnis, das roh an Kohlrabi und gekocht an Schwarzwurzeln oder Spargel erinnert, lohnt sich. Gekocht serviert man sie am besten mit zerlassener Butter oder schmilzt Käse darüber, dazu passen Kartoffeln. Auch als Risotto mit Weißwein und Parmesan ist Topinambur ausgesprochen lecker. Leider halten sich die Wurzeln nicht im Keller, was wohl der Grund dafür ist, warum die Kartoffel dem früher sehr verbreiteten Topinambur den Rang abgelaufen hat. In Rumänien gab man die Knolle irgendwann nur noch den Schweinen, daher auch der Name „nap porcesc“ – Schweinerübe. Doch eigentlich ist das Perlen vor die Säue Werfen!