Auslandskarriere in Weiß

Medizinfachkräfte werden in Rumänien gesucht

Auf den Weg ins Ausland – zahlreiche junge aber auch erfahrene Mediziner interessieren sich für Angebote verschiedener Jobbörsen.

In welcher Region? Welche Bedingungen werden in den Kliniken angeboten? Und vor allem, wie hoch ist das Gehalt? Dies waren die häufigsten Fragen an der Jobbörse für medizinische Fachkräfte „Karriere in Weiß“ (Cariere în alb), die in Temeswar/Timişoara veranstaltet wurde. Zahlreiche Interessenten – von Medizinstudenten, Anwärtern bis hin zu Fachärzten – kamen ins Regionale Geschäftszentrum, um Informationen über Jobs im Ausland zu bekommen, aber auch um eine Bewerbung einzureichen. An manchen Ständen bildeten sich Schlangen von Bewerbern, die ihre Lebensläufe einreichen wollten. Die meisten wollen in Deutschland arbeiten. Doch auch Frankreich, Polen und die skandinavischen Länder haben attraktive Angebote.

Unter dem Motto „Aus Europa – Nach Europa“ stellte  sich die Personalvermittlung Steiner Medical Recruitment mit zahlreichen Angeboten im medizinischen Bereich im Großraum Stuttgart vor. Die Firma hat sich auf Vermittlung von Fach- und Führungskräften aus Rumänien spezialisiert und ist schon seit 2011 bei solchen Jobbörsen dabei. „Der Bedarf an Medizinfachkräften besteht immer noch. Es gibt viele Ärzte im Rentenalter und zu wenige Ärzte, die in Deutschland studieren. Dabei ist auch in Deutschland die Tendenz, nach Westen auszuwandern“, sagt Annemarie Steiner, Geschäftsführerin der Personalvermittlung. Deutschland bleibt ein attraktiver Arbeitsmarkt für rumänische Fachkräfte, vor allem wegen des Gehalts von etwa 4000 Euro brutto.

„Bei jungen Ärzten kommen auch die guten Bedingungen für Weiterbildung in Deutschland ins Spiel“, sagt Annemarie Steiner. Die Bewerber verfügen bei der Personalvermittlung über fachliche Beratung, Hilfe bei der Erstellung professioneller Bewerbungsunterlagen und auf Wunsch auch Begleitung zu den Vorstellungsgesprächen, Unterstützung beim Erhalt der Arbeitserlaubnis sowie   bei der Wohnungssuche oder bei Behördengängen. Eine der wichtigsten und entscheidenden Bedingungen ist die deutsche Sprache. Gute Sprachkenntnisse bringen einen deutlichen Vorteil bei der Bewerbung. Auch wer Deutsch noch nicht beherrscht, muss die Sprache bis mindestens zum B1-Niveau erlernen. „Konversation ist in diesem Bereich sehr wichtig – die Ärzte müssen letztendlich ein B2, C1-Zertifikat bekommen“, schließt die deutsche Personalmanagerin Annemarie Steiner.

Wenn bei der Personalvermittlung Steiner allerlei Mediziner eine Bewerbung einreichen können, sieht es bei  Petrovalves Romania (PVR) anders aus. Die Rekrutierungsfirma sucht junge rumänische Ärzte und Pflegepersonal für die Klinikgruppe MediClin. Die Gruppe betreibt bundesweit 51 Einrichtungen: Hierzu zählen Krankenhäuser, Rehakliniken, Pflegeheime und medizinische Versorgungszentren. Insbesondere im Akut-Bereich hält der Konzern ein medizinisch spezialisiertes Angebot bereit, z. B. die Neurochirurgie in Plau am See, die Herz-Zentren in Coswig und Lahr, die neurologische Frührehabilitation in Lingen, Soltau oder Plau am See oder das Fachkrankenhaus für Orthopädie in Bad Düben. Für all diese Einrichtungen sollen Fachleute vorbereitet werden. Dafür ist die rumänische Rekrutierungsfirma auf der Suche nach Medizinstudenten im letzten Studienjahr oder frische Absolventen. Grund dafür wäre die komplizierte Gleichstellung der Studien, sagt Valentin Iftimie, Personalarbeiter bei PVR. „In allen Bereichen werden Fachkräfte gesucht, vor allem im Bereich der Chirurgie, Neurologie, Orthopädie, Kardiologie,  Anästhesie und Intensivmedizin“, sagt Valentin Iftimie.

Auch PVR setzt als Anforderung gute Deutschkenntnisse voraus. Darum bietet die Firma  auch Sprachkurse an, um die Stufe C1 zu erreichen. Das Gehalt eines Assistenzarztes ist von mindestens 3000 Euro brutto. Den Angeworbenen wird sogar Unterkunft bereitgestellt. „Es wird ihnen auch Unterstützung für die Integration in die Gesellschaft und im Bereich der Gesetzgebung angeboten, dabei werden auch Ausflüge organisiert, damit sie die Gegend besser kennenlernen“, so Iftimie.

Unter den vielen jungen Menschen sieht man auch ältere Gesichter. Ein 51-jähriger Facharzt für Allgemeinchirurgie wirkt besonders interessiert. „Ich habe schon Grundkenntnisse in Deutsch und bin bereit, sie zu vertiefen. Es ist nie zu spät auszuwandern, um bessere Bedingungen sowie mehr Geld für deine anstrengende Arbeit als Chirurg zu bekommen“, sagt der Temeswarer Facharzt.

Arbeitsmöglichkeiten für Fachärzte sucht und bietet auch die französische Firma Agis. „Auch wenn Deutschland ganz oben im Kurs steht, so haben wir festgestellt, dass auch Frankreich sehr gefragt ist“, sagt der Jobberater Bruno Maire. „Ein Grund dafür ist die Sprache – viele hatten Französischunterricht in der Schule.“
Viele Absolventen suchen den Weg ins Ausland. Neben Ärzten suchen auch Assistenten und Assistentinnen das passende Angebot. Wenn sie angenommen werden, müssen die Bewerber einige Monate warten, bis sie tatsächlich ihrem Traum nachgehen können.

Die Börse wanderte bereits durch mehrere osteuropäische  Länder und macht nun Halt  in mehreren rumänischen Großstädten. Weitere Stationen der „Karriere in Weiß“-Jobbörse: Bukarest, am 8. November in der „Carol Davila“-Medizin- und Pharmazeutikuniversität, Craiova am 9. November im Plaza-Hotel, Großwardein/Oradea am 16. November in der Aula der Medizinuni, Neumarkt/Târgu Mureş am 22. November im Hotel Grand und Klausenburg/Cluj-Napoca am 23. November im Kulturhaus der Studenten.