Banater Semmeringbahn zu pachten

Neuerlicher Privatisierungsversuch über Rumänische Warenbörse Bukarest gescheitert

In der vergangenen Woche fand an der Bukarester Rumänischen Warenbörse (BRM) eine neue Runde der Ausschreibungen für Eisenbahnstrecken statt, die von der Nationalen Kompanie der Rumänischen Eisenbahnen CNCFR für „nicht wirksam nutzbar“ gehalten werden. Das war die 11. Etappe einer öffentlichen Versteigerungsreihe, bei der diesmal 15 Eisenbahnstrecken angeboten wurden.

Aus dem Südbanat (beziehungsweise als Teile der Eisenbahn-Territorialsektion CREIR Temeswar) waren es die Strecken Karansebesch-Băuţar (das letzte noch erhaltene Teilstück der ehemaligen Zahnradbahn, mittels welcher bis zu Beginn der 1980er Jahre die Verbindung zwischen dem Südbanat und Siebenbürgen gewährleistet wurde) und die „Banater Semmeringbahn“ Orawitza - Anina, die als älteste Bahnlinie auf dem Gebiet des heutigen Rumänien im Dezember das 150. Jubiläum ihrer Erstbefahrung mit einem Personenzug feiern könnte. Die Ausschreibung lief als öffentliche Versteigerung mit Zuschlag für den Meistbietenden. CNCFR bot Pachtverträge für vier Jahre an und stellte als eine Hauptbedingung für die Interessenten, keine Entlassungen des vorhandenen Eisenbahnpersonals („zur Sicherung des im Augenblick der Pacht existierenden minimalen Sozialpakets, im Einklang mit den gesetzlichen Vorschriften“) vornehmen zu dürfen.

Kein Geld zur Rettung

Die Verpachtung von Teilen der vorhandenen Eisenbahn-Infrastruktur, die CNCFR für „nicht wirksam nutzbar“ hält, an private Interessenten gehört zu den Vertragsverpflichtungen, die der rumänische Staat im „Programm für die effektivere Gestaltung des Eisenbahnnetzes“ eingegangen ist und mittels dessen die Betreiberkosten verringert und die „unprofitablen Aktivitäten“ abgestoßen werden sollen.
Beim Verpachtungsanlauf am Mittwoch vergangener Woche ist keine dieser traditionsreichen Südbanater Eisenbahnstrecken gepachtet worden.

Im Banater Bergland läuft fern von Augen und Ohren der Öffentlichkeit weiterhin die Bemühung, Geld aufzutreiben, um zumindest die „Banater Semmeringbahn“ vor der Aufgabe zu retten und, wenigstens für touristische Zwecke, in Betrieb zu halten. In diesen Tagen unternahm die ehemalige Vizepräsidentin des Deutschen Bundestags und amtierende Vorsitzende der Deutsch-Rumänischen Parlamentariergruppe, Dr. h. c. Susanne Kastner, mit einer Banat-Besuchergruppe ihres Wahlkreises eine Fahrt auf dieser Strecke.

Lösungsaufschub qua Amtsdruck

Der Präsident des Karasch-Severiner Kreisrats, Sorin Frunzîverde, sah sich schon vor längerer Zeit unter dem Druck der öffentlichen Meinung gezwungen, eine Erklärung zur „Banater Semmeringbahn“ abzugeben, in welcher er versicherte, nicht zulassen zu wollen, dass diese abmontiert und verschrottet wird, und dass er „alle möglichen Schritte unternehmen“ werde, um diese Eisenbahnlinie zu retten. Danach, noch zu den Zeiten, als diese Verwaltungseinheiten von Vertretern der damaligen Regierungspartei PDL beherrscht wurden, gelangte von der Eisenbahnregionale CREIR Temeswar an den Kreisrat Karasch-Severin und an die Rathäuser von Anina und Orawitza ein Schreiben, in welchem es hieß, dass „für die Strecke Anina - Orawitza die jüngsten Daten zeigen, dass durchschnittlich pro Monat 3856 Lei kassiert werden, dass aber die durchschnittlichen Ausgaben pro Monat bei 194.256 Lei liegen, dass also im Monat auf dieser Strecke durchschnittliche Verluste von 190.000 Lei eingefahren werden, von denen das Transportministerium jeden Monat 98.000 Lei übernimmt.“

In zahlreichen Privatgesprächen beklagte sich der Kreisratsvorsitzende Frunzăverde daraufhin, dass es ihm „praktisch unmöglich“ sei, die monatlich noch nötigen 92.500 Lei zuzuschießen, um den Betrieb auf dieser Eisenbahnstrecke aufrechtzuerhalten, dass er aber nun zu seinem vor der Öffentlichkeit gemachten Versprechen stehen muss und dieses eigentlich nur durch Druck auf das Transportministerium halten könne.

Die indirekte Drohung der Eisenbahnregionale Temeswar in jenem Schreiben, „CFR muss die Aufrechterhaltung des Betriebs auf dieser Strecke überdenken“, hinge als Damoklesschwert über dem Kreisrat und den beiden Rathäusern, wenn diese nicht die monatliche Bezuschussung von 92.500 Lei aufbringen würden.

In den anderthalb Jahren, die seither vergangen sind, hat Frunzăverde mittels seiner Parteifunktionen und Kraft seines Amtes mehrmals eine drohende Einstellung des Verkehrs der „Banater Semmeringbahn“ gestoppt, aber mindestens auch zwei Gelegenheiten verpasst, sie definitiv zu retten, oder zumindest Wege zu deren Rettung anzusprechen mit interessierten ausländischen Partnern. Momentan befindet sich die Feier zum 150. Jahrestag der Inbetriebnahme im Spätherbst ebenfalls in der Schwebe.