Bei Christkindl und Weihnachtsmann

Selbstgebasteltes und Handarbeiten sind wieder gefragt und fördern den Gemeinschaftssinn

So sahen die fertig verzierten Lebkuchen aus.

Gehäkelte, bunte Schafe und anderes handgefertigtes Spielzeug gab es bei ArtBoutique.

In den ArtWork-Ateliers halfen die Kinder dem Christkindl beim Anfertigen von Geschenken.

Aus Alt wurden neue Taschen und Kittelschürzen sowie Umhänge genäht.

Der Lebkuchenteig wurde im Speisesaal des Dr. Carl-Wolff-Altenheimes ausgewalkt.

Wann beginnt die Vorweihnachtszeit? Generell am ersten Advent. Für die Helferinnen und Helfer von Christkindl und/oder dem Weihnachtsmann aber sehr viel früher. Die Zeiten, in denen alle oder die meisten Geschenke selbst gebastelt und erstellt wurden, sind längst vorbei. Heutzutage geht man in den Laden, kauft die Sachen ein, versteckt sie und legt sie am Weihnachtsabend auf den Gabentisch oder unter den Weihnachtsbaum. Oder?

Selbstgebasteltes hat seit einiger Zeit wieder Hochkonjunktur. Einige versuchen damit Brötchen oder ein Zubrot zu verdienen, andere mögen das Ausgefallene(re), einige stricken, sticken, häkeln und basteln als Hobby oder aus Langeweile, andere tun es aus Gemeinschaftssinn, einige können es sich nicht leisten, teure Geschenke zu kaufen, andere lieben das Herkömmliche. Für alle ist die Vorweihnachtszeit die geeigneteste Zeit ans Werk zu gehen. Die Vorweihnachtszeit?   
Nach Ostern beginnen die Frauen in den Hermannstädter Handarbeitskreisen schon zu überlegen, was für den Adventsbasar vorbereitet werden könnte. Und fangen an zu basteln. Ideen müssen sie das ganze Jahr über sammeln, nicht nur für den Advents-, sondern auch den Osterbasar. Die bei regelmäßigen Treffen gefertigten Sachen werden zweimal im Jahr – zu Ostern und zu Advent – zum Verkauf angeboten.

Das Beisammensein beim Handarbeiten macht Spaß und Freude, es werden Bekannte getroffen und Neuigkeiten ausgetauscht. Mit dem Erlös aus dem Verkauf der Handarbeiten wird ebenfalls Freude bereitet: Aus einem Teil werden in Hermannstadt die über 75-Jährigen bedacht, aus einem anderen ein Ausflug für die Handarbeiterinnen organisiert. Handarbeiten ist eine gemeinschaftsfördernde Maßnahme. Und weil sie auch nützlich ist, wird sie in anderen Ortschaften wie Kronstadt/Braşov, Mediasch, Schäßburg/Sighişoara, Mühlbach/Sebeş, Sächsisch-Regen/Reghin und so weiter ebenfalls gepflegt. Nach den jeweiligen ortspezifischen Regeln.

Auf Grund des Prinzips „aus Alt mach Neu“ entstehen Kleidungsgegenstände aber auch Decken, Kissen und sonstige nützliche Sachen für den Hausgebrauch, die sich als Geschenke eignen. Am Adventsbasar der Hermannstädter Handarbeitskreise gab es einen Kleiderständer voller Kittelschürzen, Umhänge und Westen aus aufgetrennten und wiederverwerteten oder von Nähereien übriggebliebenen Materialien. Ein anderer Ständer war mit hübschen, aus Stoffresten zusammengesteppten Einkaufstaschen behängt sowie mit Säckchen, zum Beispiel für das Klopapier im Bad. An den mit Handarbeiten übervollen Tischen konnte man Servietten, Tischtücher, Leintücher oder Schürzen kaufen, die nach demselben Prinzip angefertigt worden waren. 

Anspruchsvollere und betuchtere Leute kaufen die schönen Stickereien oder gesteppten Wandbehänge. Letztere nähen die Frauen des Handarbeitskreises von der Konradwiese. An ihrem Stand gibt es jedes Jahr Neuheiten. Heuer waren es aus Stoff genähte Bälle für Babys oder „Küchenzauber“: Hefte mit Rezepten. Hübsch anzusehen und auch nützlich waren Nadelpölsterchen, ebenso die mit vielen Nischen versehenen Beutel für das Nähzeug. Selbst wer das Haus voller Weihnachtsdekorationen hat, kann nicht umhin, jedes Jahr noch etwas Neues dazuzukaufen. Die Advents- und Weihnachtsstimmung muss mit Sternen, Kerzen, Ästchen, Engeln, Glöckchen, Schneemännern, Weihnachtsbäumchen usw. heraufbeschworen werden.

Die Lebkuchen

Der Renner der Adventsbasare – aber auch Osterbasare – in Hermannstadt sind jedes Jahr die schön verzierten Lebkuchen. Der Adventsbasar der Hermannstädter Handarbeitskreise fand am 30. November – zeitgerecht vor Nikolaus – im Forumshaus statt. Am 20. November wurden dafür die Lebkuchen im Dr. Carl-Wolff-Altenheim gebacken. In den dortigen Ofen passen zehn Kuchenbleche gleichzeitig rein und dank der sieben- bis achtminütigen Backzeit sind die Teigberge bald verbacken. Aus dem drei Tage vorher aus zwölf Kilo Mehl geknetenen Teig hatten die Frauen Tannenbäume, Stiefel, Sterne, Weihnachtsmänner oder Nikoläuse, Herzen, Teddybären, Engel, Schneemänner oder Schaukelpferde ausgestochen. Geachtet werden musste vorher darauf, dass der Teig zirka 1,5 bis 2 Millimeter dick ausgewalkt wird. Sofort nach dem Herausholen der Lebkuchen aus der Ofenhitze wurden sie mit Ei bepinselt.

So hält der Glanz. Die hübschen Verzierungen erhielten sie eine Woche später im großen Speisezimmer im Haus von Helga Dahinten. An der Backaktion waren zwanzig Frauen beteiligt, wobei jede ihre Aufgabe schon seit Jahren erfüllt: Die eine sticht die Figuren aus, die andere wacht über den Backvorgang, die nächste pinselt das Ei auf die backofenheißen Lebkuchen und die übernächste rührt eine Woche später den weißen Zuckerguss an. Genannt werden an dieser Stelle keine Namen, weil es zu viele gewesen wären. Aber was würden Chriskindl und der Weihnachtsmann tun, ohne so viele fleißige Hände? Mit viel Sorgfalt und Aufwand bauen die Jugendlichen der evangelischen Kirchengemeinde jedes Jahr Knusperhäuschen aus Lebkuchen. Ein ganzes Dorf kam heuer auch in Mühlbach/Sebeş zusammen. Backen muss rechtzeitig gelernt werden – und in Gemeinschaft macht es Spaß. Besodners wenn man weiß, dass mit dem Erlös der Backaktion älteren oder notleidenden Menschen gezeigt wird, dass sie nicht vergessen wurden.

Handmade und Homemade

Eine andere Art Gemeinschaft hat sich um die „ArtBoutique“ gebildet. Es sind künstlerisch begabte, vorrangig junge Leute, denen es Spaß macht kreativ, unkonventionell, gesund bis hin zu extravagant zu sein. Sie basteln, stricken, nähen oder mixen und gießen aus natürlichen Materialien Schmuck, Kleidung, Dekorationsgegenstände, aber auch Kosmetika, die sie auf mittlerweile regelmäßig stattfindenden Märkten feilbieten. Zu immer erschwinglicheren Preisen. Die Weihnachts-ArtBoutique fand vom 7. bis 9. Dezember in der Habitus-Galerie statt.  

Auf die bevorstehenden Festtage getrimmt, gab es hübsche Weihnachtskarten und Kerzen im Angebot. Aus Draht oder Faden gefertigte Kugeln waren als Christbaumschmuck zu haben, oder aber weihnachtlich duftende Anhänger aus einer Zimtstange mit einem Anisstern drauf. Für nur 3 Lei! Geschmackvoll waren die Adventskränze (und teuer), durchaus preiswert manches Paar Ohrringe, Arm- oder Uhrenband, Haarspange, Kette oder Brosche aus Glas oder Keramik, Leder oder Holz, aus Garnen gestrickt oder gehäkelt, usw. Für Kinder gab es lustige Kissen, gehäkelte oder gestrickte Kuscheltiere und Puppen, für Damen geeignet waren Stepp- oder Ledertaschen und Kleidungsstücke. Alle Unikate. Poesie-Alben und Tagebücher boten sich ebenso als anspruchsvoll-apartes Geschenk an wie die wunderschönen Lampen. Ideen muss man haben und Talent, sie umzusetzen, sagte sich und anderen so mancher Besucher beim Bestaunen und Bewundern der vielen netten und ausgefallenen Dinge.

Gefragt sind bei den ArtBoutique-Märkten die Kosmetika, die von Mal zu Mal vielfältiger werden. Alle homemade, ohne Chemikalien. Seifen mit Aloe Vera, Rosenöl, Lavendel, Jasmin, Orange, Kakaobutter, Honig, Eukalyptus oder Kleie gehören zu den gängigen Produkten. Zur Jahreszeit passend, gab es nun auch Seife mit Kaffee und Zimt. Dunkelbraun und wunderbar duftend! Daneben Bade-, Körper- und Massageöle, Cremes für Gesicht oder Körper, Deos als Stift oder Creme, mit oder ohne Parfüm. Letztere für stillende Mütter oder Frauen, die (auch) ihrem Deo ihre persönliche Note verleihen möchten. Aus dem Wunsch heraus, für sich und ihre Babys chemiefreie Kosmetika zu haben, begann eine Gruppe Frauen (der auch eine Chemikerin angehört) mit dem Herstellen von Seifen und Cremes. Für andere junge Frauen sind die Naturkosmetika eine Einnahmequelle. Anders als im Laden, wo einen manche Verkäuferin bei einer banalen Frage verdutzt anguckt, geben diese Frauen Auskunft, welches Produkt wofür geeignet ist und für welchen Hauttypus zu empfehlen.

Nett ist bei den ArtBoutique-Märkten, dass weiterhin genäht und gestrickt und gehäkelt und gebastelt wird, während Frau am Verkaufstischchen sitzt und auf Kundschaft wartet. Oder dass untereinander Tipps, Infos und Erfahrungen ausgetauscht werden, zumal die Aussteller aus unterschiedlichen Ortschaften des Landes anreisen. Ihre Fertigkeiten und Ideen geben sie auch an die Kleinsten weiter: In Ateliers, bei denen Kinder in kreativem Basteln angeleitet werden. Schließlich sollen auch sie dem Weihnachtsmann oder Christkindl dabei helfen, Geschenke für den Gabentisch vorzubereiten.