Belebtes Spielzeug lehrt

Eine interaktive Ausstellung lässt Kinder gerne ins Museum kommen

Bei dieser Ausstellung dürfen Kinder die Spielsachen anfassen oder selber welche basteln.
Foto: Stefan-Baciu-Haus

Im Rahmen des innovativen Projekts „Start! Muzeul Copilului“/ „Start! Kindermuseum”, das Kindern zeitgenössische Künste und Kulturerbe näher bringt, wurde die Ausstellung „Elefanten, Kuckucke, Pferde und Ich“ dem Kronstädter Publikum vorgestellt. Über tausend Spielsachen laden zum Anschauen ein, wobei ausdrücklich hingewiesen wird, dass in mehreren interaktiven Bereichen Objekte berührt und zum Spielen benutzt werden dürfen. Viel handgefertigtes Spielzeug meist aus Textilien, Holz, Ton, Metall, Musikinstrumente, ein Kasperle-Theater und vieles mehr zeigen die Welt und die Entwicklung des Universums der Kindheit und laden die kleinen Besucher ein, eigene Geschichten zu erfinden und umzusetzen. Anhand von Werkstätten basteln Kinder eigenes Spielzeug.
 

Spielplatz zum Lernen

Meist gelten Museumsbesuche für Kinder als langweilig. Sie dürfen nichts anfassen, müssen ruhig sein und wissen nicht immer, worum es eigentlich geht. Das will der Bukarester Verein Da’DeCe ändern und den Aufenthalt im Museum zu einem Erlebnis machen. Der beste Weg dazu: das Spielen. Dafür plant der Verein entweder ein großes Museum eigens für Kinder in Bukarest gestalten zu können, oder in mehreren Vierteln der Hauptstadt zeitweilige Ausstellungen für unterschiedliche Gemeinschaften zu organisieren. Bis zu seiner Verwirklichung, lockt die Pilot-Ausstellung des Vereins, „Elefanten, Kuckucke, Pferde und Ich“ ins „Ştefan Baciu“-Haus (Gh. Baiulescu-Straße 9) in Kronstadt ein. Hier dürfen Kinder Handpuppen oder Marionetten Rollen zuteilen in den von ihnen erfundenen Theaterstücken, diverse Musikinstrumente testen, die Geschichte des Dala-Pferdes aus Schweden kennenlernen, oder sich an Spielen beteiligen wie etwa nach alten, handgefertigten Püppchen suchen, die zwischen Büchern oder den Erbgut-Möbel versteckt wurden.

Der Zugriff zu den Exponaten in den ausgewählten Räumlichkeiten, wo Originalmöbel aus vergangenen Jahrhunderten stehen, ermöglichen den Besuchern die Annäherung an das kulturelle Erbe und verhilft ihnen, mit allen Sinnen zu entdecken und zu begreifen, was anderswie schwer möglich wäre.
 

Spielsachen beleben

„Eines der Ziele der Ausstellung ist es, die jungen Generationen zu lehren, Museumsobjekte und jene, die dem Kulturerbe angehören, sowie eigene und fremde Objekte zu schätzen und sie zu benutzen, nicht etwa in einem Eck zu vergessen“, sagt Irina Hasnas Hubbard, eine der Kuratorinnen. Durch ihre Anwendung können Kinder diese Objekte beleben und auch den Erwachsenen beibringen, sie zu benutzen, damit zu spielen, erklärt sie. Leben schenken die kleinen Besucher auch Textil- oder Holzresten, aber auch Kaffeefiltern, Socken, Strohhalmen etc., die sie in Werkstätten zu Spielsachen umwandeln.

Die ausgestellten Spielsachen wurden von dem in Deutschland lebenden Musikethnologen und Theaterkomponisten Iosif Her]ea im Laufe eines halben Jahrhunderts gesammelt und dem Verein Da’DeCe gestiftet. Dieser lässt die Ausstellung reisen - aus Bukrest nach Klausenburg/ Cluj-Napoca und nun nach Kronstadt. Voraussichtlich wird sie im kommenden Jahr in anderen rumänischen Städten und în der Tschechischen Republik ankommen. Als Transportmittel für die Exponate werden Koffer benutzt, die auf die Reise der Spielsachen in Raum und Zeit hinweisen könnten.
 

Krankenhaus für Spielzeug

Weiße Handschuhe, eine Pinzette und ein Tonpferdchen mit einem gebrochenen Bein. Dazu ein Kartenblatt wo die Informationen über den „Patienten PFERD“ eingetragen werden sollen: Name, Erkrankung, ärztliche Maßnahmen, angewendete Utensilien.

Im Rahmen der Ausstellung haben Kinder die Möglichkeit Arzt zu spielen, lernen dabei gleichzeitig wie mit einem Museumsobjekt umgegangen wird: vom Daten aufschreiben, übers Restaurieren bis hin zum Konservieren. Ein Junge, der mit der Schulklasse auf Besuch ist, versucht, dem erkrankten Pferdchen das Bein zu verbinden. Ein Kollege hilft ihm mit einer kindgerechten Schere. Sie schaffen es. Die Freude ist groß. Sie kartieren die nötigen Informationen und suchen weitere kranke Spielsachen zur Pflege.

„Kindermuseum“ ist ein weltweit verbreitetes Konzept, das eigens auf die Bedürfnisse der Kinder und Jugendlichen zugeschnittene Programme bietet, mit dem Ziel, die Neugier und das Interesse der Besucher an verschiedenen wissenschaftlichen Gebieten, wie auch an Kunst, Geschichte oder Recycling zu wecken und einfach und verständlich zu vermitteln, und dabei deren Kreativität anzusprechen und sie aktiv zu implizieren.

In Rumänien gibt es ein einziges derartiges Museum, „Exploratoriu“, im Dorf Apahida, im Kreis Klausenburg /Cluj. Dieses konnte durch staatliche und europäische Fonds zustande kommen.

Nach den beiden interaktiven Ausstellungen „Celest“ (Installations-Ausstellung über die Geschichte der Raumfahrt) und „Aripi“/ Flügel (Ausstellung über die Geschichte der Luftfahrt), die in den vergangenen Monaten im „Casa Mureşenilor“-Museum stattgefunden haben und wo Kindern das Anfassen der zur Schau gestellten Objekten erlaubt war und ermutigt wurde, scheint die Ausstellung „Elefanten, Kuckucke, Pferde und Ich“ den Trend kindgerechter Ausstellungen in Kronstadt weiterzuführen.

Die Ausstellung, die durch die Verwaltung des nationalen Kulturfonds (AFCN) mitfinanziert wurde, ist seit seiner Öffnung Ende September von über 1200 Kindern besucht worden, meist von Kindergartengruppen und Schulklassen. Bis zum 26. November steht sie noch offen, von Dienstag bis Freitag von 9 bis 17 Uhr, montags und samstags wird eine Stunde später geöffnet. Der Eintritt ist frei. Weitere Informationen sind unter www.muzeulmuresenilor.ro zu finden.