Bericht über die Lage der Umwelt

Die Umweltschutzagentur APM ist in ihren Feststellungen zurückhaltend

Eingang zum geschlossenen Uranbergwerk

Sebastian Purec, der allen Anzeichen nach durch eine Blitzaktion seines Vaters, des Senators Ion Simion Purec, binnen zwei Tagen zum Direktor der Agentur für Umweltschutz praktisch aus dem Nichts hochgehievte 32-Jährige, hatte am Donnerstag seinen ersten öffentlichen Auftritt: Er präsentierte im Präfekturkollegium einen Bericht zum Zustand von Wasser, Luft, Böden, Lärmbelastung und Radioaktivität im Banater Bergland.
Seine Schlussfolgerung: Die Luft ist einatembar (mit acht Ausnahmefällen binnen sechs Monaten im Raum Neumoldowa, als Giftstaub von den Abraumhalden aufgewirbelt wurde), die Gewässer seien rein (mit ein paar Ausnahmefällen, wo sie wegen unverplombten Grubengewässern radioaktiv sind, oder dort, wo ungeklärtes Schmutzwasser noch direkt in die fließenden Gewässer geleitet werde), die Böden seien nur dort belastet, wo es ungesicherte Abraumhalden des längst aufgelassenen Bergbaus gibt, Verkehrslärm und Lärmbelastung in den ausgewiesenen Lärmschutzzonen gäbe es gelegentlich, während die Radioaktivität im Raum der beiden geschlossenen, unfern voneinander gelegenen Urangruben Lişava und Ciudanoviţa bei Orawitza noch existiere. All das geht aus der „Information bezüglich der Qualität Umweltfaktoren im Verwaltungskreis Karasch-Severin in der Zeitspanne 01.01.2014 – 20.06.2014” hervor, die Sebastian Purec Donnerstag im Tagungssaal des Kreisrats verlesen hat.

Tendenz zur Verharmlosung

Da wird erst ziemlich ausführlich der Aufgabenbereich der Kreisagentur für Umweltschutz (APM) beschrieben. Bezüglich der „einatembaren Luft” wird am Rande erwähnt, dass es „gelegentlich” Probleme gäbe mit der Luft rund um „manche” Industrieanlagen – es wird nicht ausdrücklich erwähnt, dass es sich bei der Umschreibung um das Reschitzaer Stahlwerk TMK handelt, das nach wie vor stark die Luft der Reschitzaer Altstadt mit Staub und „gelegentlich” kaum einatembaren Gasen belastet – und dass es zahlreiche (schriftliche und mündlich vorgebrachte) Klagen der Bürger gibt, die um diese Anlagen herum und in deren Luftverschmutzung leben müssen. Auch die Giftstaubbelastung der Bewohner des Donauengpasses am Eisernen Tor wird mit der Formel von „acht Fällen in sechs Monaten” verharmlost, obwohl die Kommunalverwaltung des serbischen Veliko Gradiste mit einer Studie nachgewiesen hat, dass die Zahl der Krebserkrankungen in den vergangenen acht Jahren sehr stark zugenommen hat, seit die Abraumhalden bei Neumoldowa-„Tăuşani” nicht mehr gewässert werden und der Giftstaub von den lokalen Winden weitflächig verstreut werden kann.

„Im Verwaltungskreis Karasch-Severin war die Wasserqualität gut”, steht im APM-Bericht an die Präfektur, „und es wurde die benötigte Wasserkategorie gesichert, sowohl bei den Versorgungsstellen für Trinkwasser, als auch an Versorgungsstellen für anderweitige Nutzung.” Schlecht sei hingegen die Qualität der fließenden Gewässer auf dem Gebiet vieler Ortschaften und fluss-abwärts derselben: „Nur vier Ortschaften – Reschitza, Karansebesch, Ferdinandsberg/Oţelu Roşu und Herkulesbad/Băile Herculane – verfügen über Kläranlagen für ihr Schmutzwasser, wobei drei der Kläranlagen (Karansebesch, Ferdinandsberg und Herkulesbad) nicht das gesamte Volumen der Abwässer aufnehmen können”, steht im APM-Bericht. „Bokschan, Orawitza, Anina, Neumoldowa lassen ihre Abwässer direkt in die Bersau/Bârzava abfließen, weil sie über keine Kläranlagen verfügen, wodurch flussabwärts dieser Städte das Risiko der Verschmutzung der Oberflächengewässer mit fäkalbelasteten Haushaltswässern droht.”

Oberflächlich betrachtet: alles OK!

Dass dieses „Risiko” ein Permanentzustand ist und nicht bloß „droht”, das verschweigt der APM-Bericht ganz einfach. Trotzdem wird im Bericht wie nebenbei zugegeben, dass flussabwärts aller Städte des Banater Berglands, außer von Reschitza, die Verschmutzung der fließenden Gewässer mit Chemikalien und Bakterien aus den menschlichen Siedlungsabfällen alle zulässigen Höchstwerte bei Weitem übersteigt. Auf die „historischen” Belastungen der Bersau und der Bistra aus der über Jahrhunderte betriebenen wilden Schwerindustrietätigkeit – beispielsweise mit Schwermetallen (wo bekannt ist, dass allein die Reschitzaer Schwerindustrie in den 1980er Jahren jährlich bis zu 70.000 Tonnen Schwermetalle in die Bersau kippte) – geht der Bericht mit keinem Wort ein. Hingegen wird versichert: „Beim Abfluss der Reschitzaer Kläranlage sind keinerlei Überschreitungen der Messwerte verzeichnet worden.” Trotzdem gibt es auch in Reschitza ein Problem: Der Ammoniumgehalt des abfließenden Wassers aus dem Plastomet-Werk (des letzten kommunistischen Bürgermeisters von Reschitza, Ion Văduva) im oberen Teil der Reschitzaer Altstadt überschreitet die Höchstwerte um das Anderthalbfache. Aber viel schlimmer stehe es in Bokschan, Orawitza und Neumoldowa, wo der „Ammoniumausstoß” um das 4,4- bis 5,7-fache die zulässigen Höchstwerte überschreitet.

Lärmbelastungen stellte die APM paradoxerweise in Parks und Ruhezonen, aber auch in manchen Schulen fest, um bis zu 88 Prozent des Höchstzulässigen. Verkehrslärm mit Überschreitungen des Höchstzulässigen gebe es auf allen Durchfahrtstraßen um bis zu 55,3 Prozent mehr als zulässig, während auf Stadtplätzen, in Sommergärten und Handelsräumen die Lämbelastung bis zu 40 Prozent über den zulässigen Höchstwerten liege. Auf die Radioaktivität geht der Bericht sehr vorsichtig ein, wo nur das Unleugbare kurz festgestellt wird: In der Gegend der aufgelassenen Urangruben Lişava und Ciudanoviţa übersteige diese die Höchstwerte. Die Bodenbelastung – etwa durch chemische Überdüngung oder Exzesse in Unkrautbekämpfung, wie in der Ebene von Orawitza und in der Almasch-/Almăj-Senke – wird nur kurz bezüglich der Umgebung der ehemaligen Urangruben berührt. Lösungsvorschläge bringt der Bericht keine, Strafen für Überschreitungen muss die Umweltschutzgarde verhängen – von wo der neue Chef von APM blitztransferiert wurde.