Bienenzucht mal anders

Krypto-Währung fließt in umweltfreundliches Projekt

Ein Teil des „APIS Token“-Teams in Vizma (v.l.n.r.): Mihai, Florin Ancău, Bürgermeister Simion Pop und Ciprian Fărcaș.
Fotos: APIS Token

Die Bienenstöcke in Nadăş, Kreis Temesch

Save the bees - Rettet die Bienen: Das "APIS Token"-Projekt hat eine ausgeprägte Umweltschutzkomponente.

Wie kommt der Banater Honig bis zur Walk of Fame? Oder nach Indien oder gar Kanada? Ganz einfach: Die Jungs von APIS Token schicken ihn in alle Welt. Mit einer Bedingung: Die Honiggenießer sollen einen Bienenstock in Rumänien „adoptieren“.

Um dies möglich zu machen, entwickelte ein Team aus Temeswar/Timișoara das „APIS Token“-Projekt auf der digitalen Plattform Waves. Durch die sogenannte Blockchain-Technologie ermöglicht Waves die Entwicklung von digitalen Währungen, wodurch verschiedene (Gemeinschafts-) Projekte gefördert werden. Auf dieser Plattform ließ das Team die Krypto-Währung APIS Token entstehen. Durch die neu kreierte digitale Währung, die online angelegt und ausgetauscht werden kann, wird das APIS Token Projekt im Banat unterstützt. An zwei Orten im Verwaltungskreis Temesch/Timiș stehen die Bienenstöcke der Unternehmer, die bereits Dutzende Kilos Honig produziert haben. Zu dem Team zählen aktuell sieben Leute, darunter IT-Fachleute, Wirtschaftswissenschaftler, Bienenzüchter u. a. Das Team soll demnächst erweitert werden.

Die Idee zu diesem Projekt kam im Dezember 2017 auf. Auf das Papier wurde sie Februar – März 2018 gebracht, anschließend machte sich das Team an die Arbeit. Das Projekt entstand mit Unterstützung von Spezialisten aus dem Bereich Wirtschaft, Bienenzucht, Kryptowährungen u. Ä. In Nadăș und Vizma, im Kreis Temesch, stehen nun ihre Bienenstöcke – im August betrug die Zahl dieser 240. Nach der Erstellung der Krypto-Währung APIS Token auf der Waves-Plattform und der Veröffentlichung des Projekts kamen schon die ersten Anfragen nach Adoptionen. „Es ist ein Projekt, das viel Mehrwert generiert“, erklärt Ciprian Fărcaș, einer der Gründer des „APIS Token“-Projekts. Bislang wurden mehr als 900 Adoptionen vorgenommen. Die Adoptierenden kommen aus europäischen Ländern wie Deutschland, der Schweiz oder Österreich, aus Russland, Indien, Kanada oder den Vereinigten Staaten von Amerika – praktisch richtet sich das Projekt an Interessierte aus der ganzen Welt.

Neben der Business-Idee, die hinter dem Projekt steckt, hat dieses auch eine ökologische Komponente. Durch die Unterstützung der Bienenzucht wird ein erheblicher Beitrag zum Umweltschutz und zur Biovielfalt geleistet, wissen die Initiatoren. Gerade in Europa und Nordamerika ist die Zahl der Bienenvölker in den letzten Jahren recht stark zurückgegangen. Dem liegen u. a. verschiedene Faktoren wie Umweltverschmutzung oder Klimawandel zugrunde. Rund 20.000 Bienenarten leben aktuell in der Welt – 10 Prozent dieser Vielfalt ist in Europa anzutreffen.

Wer auf Umweltschutz und Biovielfalt setzt und sich in der Waves-Gemeinschaft zurechtfindet, den spricht das „APIS Token“-Projekt ganz bestimmt an. Auf der Projektwebseite apismellifera.io gibt es zahlreiche Details dazu, dort werden auch die Kosten der verschiedenen Adoptionen und der Produkte, die zum Verkauf stehen, angeboten. Der Adoptionsplan der Bienenstöcke umfasst drei Jahre, danach werden die weiteren Schritte mit den Adoptierenden besprochen. Der Honig, den jeder adoptierte Bienenstock produziert, wird aber lebenslänglich garantiert. Jeder Bienenstock generiert im kommenden Jahr einen weiteren und im dritten Jahr wiederum einen zusätzlichen Bienenstock. Das Adoptieren eines Bienenstocks kostet 30.000 APIS Token. Drei verschiedene Konten gibt es: Den sogenannten „Basic Account“ zur Adoption von 1 bis 9 Bienenstöcken, einen „Premium Account“ für 10 – 49 oder einen „Business Account“ für mehr als 50 adoptierte Bienenstöcke. Jeder adoptierte Bienenstock bringt seinem Besitzer ein Kilogramm Honig im Monat ein – und dies lebenslänglich. Das APIS Token-Team schickt diesen Honig per Post oder Kurierdienst in die ganze Welt. Außerdem werden auf der Webseite des Projekts verschiedene andere Produkte zum Verkauf angeboten: Die klassischen Honigerzeugnisse (Linden-, Raps-, Sonnenblumen- und Vielblütenhonig) und T-Shirts oder Bienenstöcke aus Holz mit Aufschriften wie „save the bees“ – „Rettet die Bienen“. Alles kann nur mit der Krypto-Währung APIS Token erworben werden. Um das Projekt so zugänglich wie möglich zu machen, gibt es Konten in den Sozialnetzwerken Facebook, Twitter und Instagram.

„Uns wurde gesagt, dass wir scheitern werden, aber wir glauben fest daran, dass unser Projekt Erfolg haben wird. Es ist griffig und es bringt der Gemeinschaft vieles“, erklärt Adrian Fărcaș, der zusammen mit seinem Bruder Ciprian das APIS-Team auf die Beine gestellt hat. Der Unterschied zu anderen Projekten aus dem Bereich der Krypto-Währungen ist gerade diese Griffigkeit des Endproduktes, das hinter der digitalen Währung APIS Token steht.

Die Bienenzucht, die das APIS-Team betreibt, ist zwar nicht anders, als sie sein sollte, allein die Vermarktung des gesamten Projekts ist neuartig und innovativ. Zur guten Entfaltung der Bienenzucht vor Ort trug in erheblichem Maße der Bürgermeister der Gemeinde Secaș, Simion Pop, bei, zu der auch das Dorf Vizma gehört, sagen die beiden Fărcaș-Brüder. „Er hat an das Projekt geglaubt und es unterstützt, indem er uns ein Grundstück in einer Gegend zur Verfügung stellte, in der keine Landwirtschaft betrieben wird“, sagt Adrian Fărcaș. Das natürliche Umfeld sei für das Gedeihen der Bienen besonders wichtig. Mit Unterstützung des Kommunalrates Secaș und von Bürgermeister Pop sollen auch die nächsten Bienenstöcke einen passenden Ort finden – im momentan verlassenen Dorf Checheș gäbe es Potenzial dafür. Gerade solche wilde Gegenden haben ein besonders gutes Honigproduktionspotenzial. „Dieses Projekt ist das Hauptanliegen unseres Teams. Ein Großteil des Engagements stellt ehrenamtliche Arbeit dar, die die Teammitglieder deswegen aufbringen, weil sie Vertrauen in das Produkt haben und an die Vorteile dieser Aktion glauben“, sagt Adrian Fărcaș. Das Projekt hat ein erklärtes Umweltschutzziel, und das ist in einer Welt, die sich selbst zu zerstören scheint, nicht von ungefähr. Es sorgt nämlich dafür, dass die Aussage „Rettet die Bienen“ nicht nur eine Aufschrift auf einem T-Shirt bleibt, sondern Wirklichkeit wird.