Blick durch die Augen der Stadt

Dagmar Dusil stellte im Teutsch-Haus ihr Buch „Hermannstädter Miniaturen“ vor

Dagmar Dusil las aus ihren Miniaturen, am Klavier stimmungsvoll begleitet von Peter Szaunig.
Foto: Holger Wermke

Hermannstadt - Kann man Erinnerungen irgendwo abgeben und sie dann irgendwann wieder abrufen? Kann man Erinnerungen einlösen? Diese Fragen stellte Beatrice Ungar und gab sogleich den Versuch einer Antwort: Vielleicht, indem man ein Buch schreibt. So wie es Dagmar Dusil tat mit ihren „Hermannstädter Erinnerungen“, die sie am Dienstag im Kultur- und Begegnungszentrum „Friedrich Teutsch“ vorstellte.

Ungar, Chefredakteurin der „Hermannstädter Zeitung“ und Freundin von Dusil, begrüßte knapp zwei Dutzend Besucher zu der Lesung. Dusil schreibt nicht zum ersten Mal ihre Erinnerungen auf. Erst vor zwei Wochen las sie in Reichesdorf/Richiş aus ihrem bereits 2001 erschienen kulinarischen „Blick zurück durchs Küchenfenster“. Ein Jahrzehnt später begann sie wieder, zu schreiben. Diesmal über ihre Heimatstadt.

„Es war einfach eine innere Notwendigkeit, mich mit Hermannstadt noch einmal auseinanderzusetzen“, meinte Dusil, die seit kurzem Vorsitzende der Heimatgemeinschaft der Deutschen aus Hermannstadt ist. Auslöser sei ein Wettbewerb gewesen, für den textliche Miniaturen verlangt wurden. Dusil beteiligte sich mit „die Augen der Stadt“. So entstand der erste Text, dem 30 weitere folgen sollten.

Es habe Dusil fern gelegen, Hermannstadt/Sibiu mit seiner jahrhundertelangen Geschichte zu beschreiben, erklärte Moderatorin Ungar. „Die Hermannstädter Miniaturen sind mit Herzblut geschrieben. Frau Dusil formuliert sehr persönlich ihre Gedanken. Sie schwärmt zwar gehörig, aber angemessen“, so das Urteil der Journalistin.

In ihren Erinnerungen bewegt sich Dusil durch die Stadt ihrer Kindheit und verbindet sie an manchen Stellen mit dem Hermannstadt von heute. Sie beschreibt erlebte Szenen auf Straßen und Plätze, die Eigentümlichkeiten der Stadt und das vermeintlich Besondere an ihr – aus den Augen einer Gegangenen und periodisch Heimkehrenden. Am Dienstag las Dusil von den „Tauben und Hunden“, den Vorstellungen beim Gedanken an „das Generalloch“ und von „Spuren“.

Illustriert sind die Miniaturen im Büchlein mit Aquarellen der Hermannstädterin Sigrid Weinreich. Die gelesenen Miniaturen im Teutsch-Haus untermalte Peter Szaunig mit stimmungsvollen Einlagen am Klavier. Die Rolle von Ungar bei der Lesung nimmt im Buch Dusils Schulfreund Andrei Codrescu ein, der ein Nachwort verfasst hat. 

Die „Hermannstädter Miniaturen“ erschienen 2012 im Bamberger Johannis Reeg Verlag (978-3-937320182). Das 104 Seiten zählende broschierte Buch wurde in der Hermannstädter Honterus-Druckerei gedruckt. Erhältlich ist es beispielsweise in den deutschsprachigen Buchhandlungen in Hermannstadt zum Preis von 60 Lei.