Börse bremst Verluste, aber Gerangel um Rentenfonds sorgen für Nervosität unter Anlegern

Ein Rückblick auf den Handel an der Bukarester Wertpapierbörse

Bild: freeimages.com

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Bukarests Aktienmarkt durchlief eine neue verlustreiche Handelswoche, bevor es in die verkürzte orthodoxe Pfingstwoche ging. Der Hauptindex BET verlor weitere 1,7 Prozent nach dem Verlust von 4,2 Prozent der Vorwoche. Somit liegt der BET nun bei 8263,1 Punkten und droht, die Unterstützung bei 8000 Punkten zu verlieren. Der BETPlus-Index zog nach mit einem Wochenverlust von 1,77 Prozent. In der Vorwoche war der Index um 4,2 Prozent zurückgegangen. Der ROTX-Index ging in der vergangenen Woche um 1,84 Prozent zurück, was sich zum Verlust von 4,15 Prozent der Vorwoche gesellt. Der Index ist nur noch knapp 18 Punkte von der 17.000-Punkte-Marke entfernt. Am schlimmsten traf es in der vergangenen Handelswoche den Energiewerte-Index BET-NG. Dieser schloss die Woche mit einem Kursverlust von 2,84 Prozent und rutschte so unter die 700-Punkte-Marke. In der Woche zuvor hatte der Index bereits 4 Prozent verloren. Wie auch in der Vorwoche schaffte es der Finanzwerte-Index BET-FI, den niedrigsten Verlust unter den Indizes auszuweisen. Waren es noch 2,64 Prozent gegenüber den Verlusten von 4 und mehr Prozent der übrigen Indizes, so schloss der BET-FI die vergangene Woche mit einem Minus von nur 0,66 Prozent. Doch auch dieses reichte aus, eine psychologische Grenze erneut zu unterschreiten. Der BET-FI liegt nun unter der 38.000 Punkte-Marke.

Umsätze geben nach, Lage unter Emittenten entspannt sich

Auch der Appetit der Anleger scheint nachgelassen zu haben. Der Umsatz lag mit 119 Millionen Lei (23,96 Millionen Euro) um 16 Prozent unter dem Stand der Vorwoche. Das macht einen durchschnittlichen Tagesumsatz von 25,9 Millionen Lei (5,18 Millionen Euro), wobei die Woche mit einem Umsatz von 35 Millionen Lei kraftvoll begann. Der Handel verlangsamte sich bis Donnerstag, als er mit 15,8 Millionen Lei seinen Tiefpunkt erreicht hat. Am Freitag wurde dann mit 26,1 Millionen Lei wieder etwas entschlossener gehandelt. Die Marktkapitalisierung ging in der vergangenen Woche um 2,5 Prozent weiter zurück. Lag sie Anfang vorvergangener Woche bei 178,88 Milliarden Lei (38,6 Milliarden Euro), so betrug der Gesamtwert aller an der Börse gehandelten Aktien am vergangenen Freitag 166,76 Milliarden Lei (36 Milliarden Euro). Allerdings haben im Vergleich zur Vorwoche diesmal mit 20 Emittenten deutlich mehr Unternehmen Kursgewinne feiern können. Die Zahl der Verlierer lag bei 40.

Was sagen die Analysten?

Die aktuelle Schwächephase der rumänischen Börse ist auch auf die gegenwärtige Debatte um die privat verwalteten Rentenfonds zurückzuführen, so die von der rumänischen Presse zitierten Analysten. Gerüchte um vermeintliche Pläne der Bukarester Regierung, den sogenannten zweiten Rentenpfeiler aufzulösen, um die gesetzliche Rente aufzustocken, setzen der rumänischen Börse zu. Zum 31. März waren 42,5 Milliarden Lei an Beiträgen in die gesetzliche, privat gemanagte Rentenversicherung eingeflossen, wie die Finanzaufsichtsbehörde ASF mitgeteilt hat. Die Fondsverwalter sind gesetzlich verpflichtet, den größten Teil der Gelder in rumänische Aktien und Anleihen zu investieren1. Im Gegensatz zur gesetzlichen Rentenversicherung, die auch staatlich gemanagt wird und chronisch defizitär ist, werfen die privat gewirtschafteten Fonds Renditen ab. Zum Vergleich, Ende März 2017 waren etwa 34 Milliarden Lei in dem Rentenfonds hinterlegt. Gegensätzliche Aussagen von Premier, Finanzminister und Prognoseamt über die mögliche Einfrierung oder gar Abschaffung der privat gemanagten Rentenfonds verursachen Nervosität unter den institutionellen Anlegern. Mehrere Fachverbände haben die Regierung in der vergangenen Woche öffentlich ermahnt, die privat gemanagten Rentenfonds beizubehalten oder gar auszubauen.

Devisen

Der Höhenflug der US-amerikanischen Währung an den internationalen Märkten hielt auch in der vergangenen Woche an. Der Euro stand vor allem wegen den Regierungsgesprächen in Italien unter Druck. Doch auch im Inland wirken sich politische Querelen auf die Finanzstabilität des Landes aus. So ist es sogar verwunderlich, dass der rumänische Leu im Verhältnis zu den Leitwährung nicht stärker nachgegeben hat als nur 0,54 Prozent zum US-Dollar. Zum Euro verhielt sich der Leu weiter ruhig, wie auch in den vergangenen Wochen. So kostete ein Euro zum orthodoxen Pfingstmontag fast unveränderte 4,6288 Lei, um 0,0015 Lei weniger als noch vor einer Woche. Der US-Dollar hingegen kletterte auf 3,9524 Lei, das waren 0,0216 Lei mehr als noch vor einer Woche.

 

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1 Anm. d. Red. entsprechend der Finanzaufsichtsbehörde (ASF) waren zum 30. April 2018 60,25 Prozent der Aktiva in Staatsanleihen, 19,87 Prozent in Aktien und 9,63 Prozent in Bankeinlagen angelegt.

 

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