Börse verliert gesamten Jahresgewinn, Politik macht dicken Strich durch die Liste der Anleger

Ein Rückblick auf den Handel an der Bukarester Wertpapierbörse

Die letzte volle Handelswoche dieses Jahres war alles andere als typisch. Die Politik machte einen dicken Strich durch die Rechnung aller Anleger und verursachte einen Erdrutsch an der Bukarester Wertpapierbörse. Ein zunächst als Vorschlag veröffentlichter Regierungsbeschluss, der völlig unerwartet neue Steuern gegen Banken vorsah und vor allem die institutionellen Anleger, die gesetzliche Rentenfonds privat bewirtschaften, traf, wurde am Freitag vergangener Woche zur traurigen Gewissheit. Die neuen Finanzregelungen machen den Fondsverwaltern das Leben schwer, zahlreiche Verbände und Investoren forderten öffentlich, den Beschluss wieder zurückzuziehen, der mit der Finanzindustrie nicht abgesprochen war.

Katastrophe an der Marktkapitalisierung ablesbar

Die rumänische Börse verlor auf Wochensicht 18,8 Prozent – 11,2 Prozent allein am Mittwoch – und damit den gesamten Gewinn dieses Jahres. Mehr noch, der Aktienmarkt verlor erst einmal viel an Vertrauen, am Mittwoch vergangener Woche lösten die Regierungspläne nicht nur Kopfschütteln in der Wirtschaft aus, sondern eine regelrechte Kapitalflucht aus: durch Panikverkäufe stieg der  Umsatz an diesem unrühmlichen Tag auf 204,25 Millionen Euro, 62,7 Millionen Euro wurden an den übrigen vier Handelstagen umgesetzt. Der Tagesdurchschnitt lag somit bei 53,4 Millionen Euro. Das wahre Ausmaß der gesetzlichen Katastrophe lässt sich am besten an der Marktkapitalisierung ablesen: An dem besagten Mittwoch verlor die rumänische Börse mehr als 10 Prozent an Wert, die Kapitalisierung sackte um 3,57 Milliarden Euro auf 28,2 Milliarden Euro. Ein weiterer Schlag folgte am Freitag, als die Börse weitere 5,3 Prozent an Marktkapitalisierung verlor.

Banken am stärksten betroffen

Der BET schloss die katastrophale Woche mit einem Minus von 18,8 Prozent und fiel somit unter 7000 Punkte. Der BETPlus folgte mit einem Minus von 18,2 Prozent. Ähnlich schlecht schnitten der ROTX (minus 18,4 Prozent) und der Energiewerte-Index BET-NG (minus 18,66 Prozent) ab. Beim ersteren machte sich die neue Bankensteuer bemerkbar, die Erste Group Bank AG (EBS, 130,4 Lei, ISIN AT0000652011) verlor 12 Prozent und zog den Index nach sich. Schlimmer erging es noch den in Rumänien registrierten Banken BRD (BRD, 10,46 Lei, ISIN ROBRDBACNOR2) und Banca Transilvania (TLV, 1,8 Lei, ISIN ROTLVAACNOR1), die beide jeweils mehr als 23 Prozent an Wert verloren. Der Finanzwerte-Index schnitt im Vergleich noch recht gut ab, der Verlust stieg nur knapp über 10 Prozent. Hier war nicht einmal der Fonds Proprietatea (FP, 0,84 Lei, ISIN ROFPTAACNOR5) am stärksten betroffen (minus 12,66 Prozent), sondern die Investmentgesellschaft SIF (SIF2, 1,98 Lei, ISIN ROSIFAACNOR2) mit einem Verlust von 15 Prozent. Die übrigen SIF-Gesellschaften blieben mit ihren Verlusten unter 10 Prozent.

Dividendenhunger rächt sich

Die Energie-Unternehmen Romgaz, Transgaz und Nuclearelectrica zahlten kurz vor Ende des Jahres insgesamt 1,2 Milliarden Lei an Sonderdividenden. Auch diese Maßnahme wurde von der Regierung durchgesetzt, vom besagten Gesamtbetrag gingen 910 Millionen Lei in die Staatskasse. Doch der Dividendenhunger der Regierung rächte sich in der vergangenen Woche. Eines der bedeutendsten Unternehmen an der rumänischen Börse, Transgaz (TGN, 299,5 Lei, ISIN ROTGNTACNOR8) kündigte an, für die Teilhabe am BRUA-Projekt ein Darlehen von 50 Millionen Euro aufnehmen zu müssen. Zuletzt hatte Transgaz auf Drängen der Regierung noch etwas mehr als 13 Millionen Lei an Sonderdividenden zahlen müssen. Die Aktie sackte in der vorvergangenen Woche um 22 Prozent ein.

Devisen

Auf den Wechselkurs hatten die Entscheidungen der Regierung keinen sichtbaren Einfluss. Der Leu blieb trotz herber Verluste an der Börse stabil. Gegenüber dem Euro machte der Leu eine Seitwärtsbewegung durch, er verlor nur 0,17 Prozent. Damit blieb der Euro kurz vor Jahresende auf recht hohem Niveau, knapp unter der 4,65-Lei-Marke. Er startete am vergangenen Donnerstag bei 4,6458 Lei. Der US-Dollar registrierte da schon stärkere Schwankungen. Am Ende der letzten vollen Handelswoche 2018 lag der Greenback bei 4,0686 Lei und somit 1,24 Prozent unter dem Vorwochenniveau.

 
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