Bogaroscher Ortsjubiläum – Ein Fest mit vielen Höhepunkten

Ehemals schwäbische Ortschaft feierte Kirchweih zum 250. Jahrestag

Prozession zum Friedhof mit Totengedenken

Gottesdienst mit Bürgermeister Ilie Suciu, Erwin Josef Țigla und Johann Fernbach. Der Bürgermeister kann sich gut vorstellen, die Beziehungen der Ortschaft zu den ausgewanderten Deutschen weiter auszubauen, sowie dies im Laufe der Jahre in Lenauheim geschehen ist.

Nach Bogaroscher Brauch werden die Ehrengäste mit Apfel und Rosmareinzweig zur Kirchweih eingeladen. Im Bild: Das erste Geldherrenpaar lädt Generalvikar Johann Dirschl zum Fest ein.

Aufmarsch der Trachten. Tanzeinlagen und Versteigerungen sollten folgen. Durch Losentscheid ging der Hut an Helma Prunkl aus Frankenthal und das Tuch an Steffi Nenadov aus Temeswar.

Bogaroscher unter sich: Helen Alba und Martina Nenadov. Für die erste Geldherrin wurde auch der Strauß ersteigert. Fotos: Zóltán Pázmány

Es bedurfte vieler Helfer und Unterstützer, um Kirchweih und Ansiedlungsjubiläum in der Temescher Ortschaft Bogarosch zu veranstalten. Die BZ-Redakteurin, zuständig für die Mundartseite „Pipatsch“, Helen Alba,  hatte die Initiative ergriffen, zum 250sten Jahrestag seit der Ansiedlung deutscher Einwanderer auch ein Kirchweihfest zu veranstalten. Eine richtige schwäbische Kirchweih hatte es im Ort zuletzt im Jahr 1987 gegeben.  Trachten aus mehreren Ortschaften des Banats, Gast-Tanzgruppen, der Temeswarer Liederkranz hatte sich eingefunden. Der DFDR-Abgeordnete Ovidiu Ganț, der DFDB-Vorsitzende Dr.Johann Fernbach, seine Stellvertreter Dagmar Șiclovan und Erwin Josef Țigla, der HOG-Vorsitzende Ewald Spang, sein Stellvertreter, Eduard Prunkl, der Lenauheimer Bürgermeister Ilie Suciu. (Anm.d.Red.: Bogarosch gehört administrativ als eingemeindete Ortschaft zu Lenauheim) waren zugegen.
Eine lange Vorbereitungszeit lag hinter den Organisatoren, denn es mussten ein richtiger Kirchweihbaum und ein Strauß beschafft werden, ein festlicher Rahmen geschaffen und eine Gedenkplatte zu 250 Jahren deutsche Gemeinschaft in Bogarosch vorbereitet werden. Über alles wachte nicht nur das Organisationsteam, sondern auch jenes von TV Sonnhalde aus Baden Württemberg, das das Ereignis mit der Kamera festhielt. Sogar mit einer Drohne wurden aus 500 Metern Höhe Aufnahmen gemacht – was für eine Banater deutsche Großveranstaltung eine Premiere ist.

Ein halbes Jahr Vorarbeit lag am Festtag hinter der Initiatorin und Hauptorganisatorin Helen Alba; „drei Wochen vor dem Fest legten alle Hand an, um das Jubiläums- und Kirchweihfest zu einem besonderen Ereignis werden zu lassen, um Sitten und Bräuche neu zu beleben“, so Helen Alba. Wenn sie von „alle“ spricht, dann denkt sie an die Veranstalter, DFDB, Gemeindeverwaltung Lenauheim, HOG Bogarosch, die Helfer vor Ort, mit den Gemeinderäten, den verbliebenen Bogaroscher Deutschen, aber auch mit vielen heutigen Bewohnern der Ortschaft, angereisten Gästen aus Deutschland und Pfarrer Ioan Cădărean.

„Zur Erinnerung an den Freudentag, an dem die Bogaroscher sich versammelten, um mit tiefer Dankbarkeit im Herzen derjenigen zu gedenken, die in den vergangenen Jahrhunderten den Ort Bogarosch aufbauten“ – dies die deutsche Fassung der Inschrift auf der Gedenkplatte, die an der Pforte zum Eingang in den Kirchhof seit dem 21.Juni 2019 – zweisprachig - an die deutsche Gemeinschaft erinnert. Eine Totenandacht als Gedenken an die Verstorbenen und einen Grabsegnung auf dem Friedhof läuteten die Veranstaltung ein. Gehalten wurde die Messe von Ortspfarrer Attila Ando und Pfarrer Ioan Cădărean, der zweimal monatlich die Gottesdienste in der Bogaroscher römisch-katholischen Kirche hält.

Einen Tag später, am Samstag, den 22. Juni waren beim Festhochamt acht Kleriker, Hauptzelebrant, Generalvikar Johann Dirschl und drei Assistenten dabei. Der Temeswarer Liederkranz sang die Schubert-Messe. Am frühen Nachmittag begrüßte Helen Alba im Kulturheim die Gäste, ihre Tochter Simone Alba, ehemalige BZ-Redakteurin und heute in Deutschland lebend, hielt teils in Mundart eine emotionale Rede über ihre Kindheit und Jugendjahre, die sie über weite Strecken in Bogarosch verbrachte. Bereits tags zuvor war Helen Alba „in Anerkennung und Würdigung ihrer langjährigen und außergewöhnlichen Verdienste um unserer Heimatgemeinde, ihrer Landsleute und deren Mundart“ – wie es seitens der HOG hieß -  von dieser mit einer Ehrenurkunde ausgezeichnet worden.

Den „bunten Rahmen“ der Kirchweih sicherten die Trachtenpaare aus gleich mehreren Ortschaften des Banats. Genauso „bunt“ war auch die Zusammensetzung der beiden Geldherrenpaare. Martina Nenadov stammt aus Bogarosch, ihr Kirchweihpartner, Alexander Dohincă aus Warjasch, Astrid Kataro aus Keglewitschhausen, Mario Mateaș aus Lowrin. Sie führen den über 30 Paare langen Kirchweihzug an. Begleitet wurden dieser an den Bogaroscher Festtagen von den Banater Musikanten aus Temeswar und der Henschel-Kapelle aus Rekasch.

Möglich wurde das Fest durch Sponsoren und besondere Helfer wie Unita Tourismus Holding/Präsident Josef Goschy, ein gebürtiger Bogaroscher, der als ältester Teilnehmer der Veranstaltung beiwohnte, Familie Margit und Roman Renner aus Detta, der MUT-Verein aus Schwäbisch Hall und das Bogaroscher MUT-Kinderheim, der Landwirtschaftsverein Pâtcaş Impex aus Bogarosch sowie Pfarrer Ioan Cădărean, Musemskurator in Maria Radna.