Bürgermeister sind für Eisenbahnverkehr

Pendler der Ortschaften an der ehemaligen Banater Kohlenbahn verlieren Arbeitsplätze

Orawitza/Anina – Bürger der Gemeinde Berlişte, als Initiatoren, und mehrere Bürgermeister der Ortschaften, die an der „Banater Semmeringbahn“ im Großraum Orawitza-Donautal liegen, haben sich in einem Offenen Brief an die Leitung der Temeswarer Eisenbahnregionale CFR Călători gewandt, in dem sie die Wiederaufnahme des regelmäßigen Zugverkehrs auf der ältesten Eisenbahnlinie des heutigen Rumäniens, der Strecke Orawitza-Jam, fordern. Seit einem Jahr, seit der Zugverkehr auf dieser Strecke eingestellt ist, fühlen sie sich „wie exiliert“, schreiben sie.

Seitens der staatlichen Rumänischen Eisenbahngesellschaft CFR wurde wiederholt darauf hingewiesen, dass der Zugverkehr auf dieser Strecke ein glattes Verlustgeschäft sei. Daraufhin habe sie die Strecke an die private Eisenbahngesellschaft Regiotrans verpachtet. Diese aber musste nach zwei Jahren den Zugverkehr auf dieser Strecke wegen fehlender Rentabilität ebenfalls einstellen– zum Unterschied von vielen anderen Strecken, die von CFR als „unrentabel“ aufgegeben und von Regiotrans mit Profit (trotz niedrigerer Preise der Zugkarten) betrieben werden. Inzwischen (seit dem 17. März 2015) hat Regiotrans auch die Pachtrechte verspielt, weil wegen Vertragsbruchs der Vertrag nicht mehr erneuert wurde. Und CFR denkt gar nicht daran, eigene Züge auf dieser Strecke wieder einzusetzen, verlautete aus Temeswar.

„Es ist äußerst bedauerlich“, schreiben die Betroffenen, „dass die Einstellung des Zugverkehrs auf der Strecke Orawitza-Jam vielen unter uns das tagtägliche Leben erschwert. Das Fehlen des Zugverkehrs hat schwerwiegende ökonomische und soziale Folgen. Wir haben Pendler, die inzwischen ihre Arbeitsplätze verloren haben. Wir haben Senioren und Kranke, die keine günstige Möglichkeit haben, Ärzte in Orawitza aufzusuchen oder ins Krankenhaus zu fahren. Fachärzte aus Orawitza sind Kranken zu erträglichen Fahrtkosten nicht mehr zugänglich. Die Alternative – mehr oder weniger legal zirkulierende Kleinbusse oder per Anhalter – sind durchwegs teurer in einem Raum, wo die Einkommen beschränkt sind und es auf jeden Leu ankommt. Mag sein, dass die fehlende finanzielle Rentabilität auf dieser Strecke für CFR ein Argument ist. Aber für eine staatliche Einrichtung gibt es auch soziale Verpflichtungen. Dazu gehört ein garantierter Zugverkehr, stabile Zugverbindungen.“

Neben mehreren betroffenen Bürgern aus Berlişte, Răcăşdia, Jam, Iertof, Milcoveni und Vrăniuţ haben das Schreiben auch die Bürgermeister von Orawitza, Berlişte, Vrani und Răcăşdia unterschrieben. Außerdem handelt es sich um die eindeutig älteste Bahnlinie des gegenwärtigen Rumänien (selbst wenn in Schulbüchern und in Südrumänien immer wieder die Strecke Bukarest-Giurgiu als älteste Eisenbahnstrecke Rumäniens angegeben wird...), deren Bau 1847 begonnen, von der bürgerlichen Revolution im Habsburgerreich 1848-49 unterbrochen und die 1854 eingeweiht wurde. Um einige Jahre vor der genannten südrumänischen Bahnlinie.