Bürokratische Schlamperei oder Putschversuch?

Stadt Temeswar versäumt es, den Vertrag des DSTT-Intendanten zu verlängern

Lucian Vărşăndans Amtszeit als DSTT-Intendant ging offiziell am 31. Oktober zu Ende – die Stadt Temeswar hat es versäumt, die notwendigen Schritte einzuleiten, um seinen Vertrag rechtzeitig zu verlängern.
Foto: Zoltán Pázmány

Temeswar – Die Stadt Temeswar hat keinen neuen Intendanzvertrag mit Lucian Vărşăndan abgeschlossen. Somit ging die Amtszeit des Intendanten des Deutschen Staatstheaters Temeswar (DSTT) am 31. Oktober offiziell zu Ende - Lucian Vărşăndan, der während der Cioloş-Regierung einige Monate lang Staatssekretär im Kulturministerium war,  ist zurzeit arbeitslos.

„Die Stadt hat eine Evaluierung für meine abgeschlossene Amtszeit verfügt. Diese wurde mit 9,88 bewertet. Folglich hat die Stadt offiziell ein neues Managementprojekt von mir verlangt, das ich im September eingereicht habe. Die nächsten Schritte – die Prüfung des neuen Managementprojekts durch einen Fachausschuss, die Genehmigung der Benotung und die Verhandlung des Managementprojekts – hat das Bürgermeisteramt nie mehr eingeleitet“, sagte Lucian Vărşăndan der ADZ. Er habe mehrmals schriftlich von den Zuständigen im Bürgermeisteramt verlangt, ihm den Kalender dieser Prozeduren mitzuteilen, doch seine Versuche blieben stets ohne Antwort. Auf Anfrage der lokalen Medien meinte Vizebürgermeister Dan Diaconu, er würde das Management von Lucian Vărşăndan sehr schätzen – die Verspätung sei infolge einiger Interpretationen der Eilverordnung OUG 189/2008 hinsichtlich Management von Kultureinrichtungen eingetreten. „Das Deutsche Theater ist während der Amtszeit von Lucian Vărşăndan enorm gewachsen. (...) Ich hoffe, dass wir Lösungen finden können, um das exzellente Projekt des Deutschen Staatstheaters weiterführen zu können“, so Dan Diaconu dem Online-Portal tion.ro gegenüber. Der in Arad geborene Nikolaus-Lenau-Absolvent Lucian Vărşăndan, der Germanistik-Anglistik sowie Rechtswissenschaften an der West-Uni studierte, befand sich seit 2007 an der Spitze des Deutschen Staatstheaters Temeswar. Er brachte zwei erfolgreiche Amtszeiten hinter sich und schaffte es, das Temeswarer Deutsche Theater zu einem der beachtenswerten Theaterhäusern in Rumänien zu führen. Unter seiner Leitung wirkten am DSTT bedeutende Gastkünstler aus dem In- und Ausland sowie berühmte Spielleiter, wie zum Beispiel Radu Afrim, László Bocsárdi, Yuri Kordonsky, u.a. Das Europäische Theaterfestival „Eurothalia“ wurde ins Leben gerufen und erfreut sich heute eines großen Erfolgs. In den kommenden Monaten bestreitet das DSTT-Ensemble u.a. drei Gastspiele in Deutschland und Luxemburg mit den Produktionen „Antigone“ und „Frühlings Erwachen“ vorgesehen. Die internationale Koproduktion „Die Riesen der Berge“ von Pirandello, unter der Spielleitung des europaweit geschätzten Regisseurs Paolo Magelli, mit Künstlern aus fünf Ländern, steht im Rahmen eines von der EU geförderten Projektes an.