Caroline Fernolend zur Vorsitzenden gewählt

Bemerkungen zur Vertreterversammlung des DFDKK

Caroline Fernolend folgt als DFDKK-Vorsitzende Wolfgang Wittstock im Amt.
Foto: der Verfasser

Nach zwölf Jahren erfolgt beim Demokratischen Forum der Deutschen im Kreis Kronstadt (DFDKK) ein Führungswechsel: Wolfgang Wittstock übergibt die Stafette an Caroline Fernolend. Die Wahl für den Vorsitz des Kreisforums, zu der sich Wittstock nicht mehr stellte, sowie die Wahl des neuen Vorstands bildeten den Höhepunkt einer über vierstündigen Sitzung, die am Montag, dem 16. April, im Forumsfestsaal abgehalten wurde. Der Wahlvorgang wurde nach der einstimmigen Entlastung des alten Vorstands von Martin Bottesch, Vorsitzender des Siebenbürgenforums, geleitet. Es beteiligten sich 33 der 40 nominierten Vertreter: 18 aus Kronstadt und 15 aus dem Kreis. Zu den Besonderheiten der Satzungen des Kronstädter Kreisforums gehört auch, dass an der Vertreterversammlung, die öffentlich ist, Gäste teilnehmen können. Das war auch am Montag der Fall. Die Gäste haben kein Stimmrecht und können eigentlich auch nicht das Wort ergreifen. Aber sie können sich zur Wahl stellen und gewählt werden. So kommt es, dass Forumsmitglieder als Gäste den Sitzungssaal betreten und ihn dann als Vorstandsmitglieder oder (theoretisch) sogar als Vorsitzender verlassen können, da eine Eintragung in den Kandidationsausschuss zwar erwartet wird, jedoch nicht verpflichtend ist. Das kann als ein Maximum an Offenheit und Chancengleichheit gelten, obwohl diese Deutung der Satzung überraschend sein könnte.

Fünf Kandidaten

Für das Amt des Vorsitzenden stellten sich fünf Kandidaten. Jeder sollte sich kurz vorstellen und angeben, was ihn/sie zur Kandidatur bewegt hat. Der erste in dieser Runde war Werner Braun, Vorsitzender des Deutschen Wirtschaftsklubs Kronstadt. Er erwies sich als ein Mann der klaren Worte: das Forum müsse Forum bleiben; zuerst die deutsche Minderheit bedienen und an sich selber höhere Standards stellen als sie in der rumänischen Partei-Politik anzutreffen sind. Caroline Fernolend stellte sich als Vorsitzende des Mihai Eminescu Trust vor sowie als Leiterin des Fachausschusses für Urbanistik beim Kreisrat Kronstadt und berichtete über ihre jüngsten Begegnungen z. B. mit Bürgermeistern aus dem Fogarascher Land oder mit Bewohnern der Kronstädter Oberen Vorstadt. Fernolend war bekanntlich bei den letzten Lokalwahlen die Spitzenkandidatin des Forums bei den Wahlen für den Kreisrat und dessen Vorsitz. Durch ihren Einsatz sind sie und ihr Heimatdorf Deutsch-Weißkirch inzwischen national und international bekannt geworden. Der dritte Kandidat, Christian Macedonschi, ging auf konkrete Belange ein und versprach, sich verstärkt für die Gestaltung des Honterus-Hofes einzusetzen; die duale Ausbildung im Gaststättengewerbe ist eine Initiative, die Macedonschi ins Leben rufen konnte. Da aber, seiner Meinung nach, die Einheit im Kronstädter Forum Vorrang haben muss, zog Macedonschi seine Kandidatur zurück mit der Empfehlung für Frau Fernolend zu stimmen.

Der vierte Kandidat, Hans Prömm, setzte auf die Chance des Außenseiters. Er stellte sich als Siebenbürger Sachse, gebürtiger Weidenbacher, als Ex-Offizier der deutschen Bundeswehr und als unlängst in Kronstadt ansässig gewordener Unternehmer vor. Seine Kandidatur sollte anregen, auf Fragen wie „Wer sind wir?“ und „Was wollen wir?“ einzugehen. Der letzte in der Kandidatenrunde war Thomas Șindilariu, Vorsitzender des Ortsforums Kronstadt und stellvertretender Vorsitzender des Kreisforums. Er wies darauf hin, wie wichtig es sei, dass das Forum als deutsche Minderheitenorganisation seine Glaubwürdigkeit im gesellschaftlichen, kulturellen, sprachlichen Bereich bewahrt. Das Hauptgewicht seiner Arbeit werde auf verbandsinterne Aspekte gelegt, z. B. Satzungsänderungen mit Berücksichtigung der Strategiepapiere zur Zukunft des Forums, bei denen er aktiv mitgewirkt hatte.

Das Wahlergebnis war eindeutig: Caroline Fernolend erhielt 19 der 33 abgegebenen Stimmen, deutlich mehr als Șindilariu (8), Braun (4) und Prömm (2). Sie dankte für das in sie gesetzte Vertrauen und fügte hinzu, dass sie die Unterstützung und das Mitwirken möglichst vieler Forumsmitglieder brauche, um das bisher Erreichte weiter zu führen und auszubauen. „Ich werde bestimmt alles tun, damit ich Sie nicht enttäusche“, versicherte sie unter allgemeinem Beifall.

Der neue Vorstand

Ihr zur Seite werden folgende zwölf Vorstandsmitglieder stehen (Reihenfolge nach Anzahl der erzielten Stimmen): Wolfgang Wittstock, Klaus Sifft, Christine Chiriac, Dieter Drotleff, Thomas Șindilariu, Ursula Philippi, Georg Rehner, Johann Stefani, Elise Wilk, Werner Braun, Paul Binder, Norbert Stengel. Fast die Hälfte des Vorstands besteht aus Neuzugängen, da Karl Hellwig, Karl Arthur Ehrmann, Heidrun Junesch und Ralf Sudrigian sich nicht für ein weiteres Mandat beworben hatten und da Christian Macedonschi und Paul Iacob nicht wiedergewählt wurden. Dass die Kronstädter Forums-Stadträte Macedonschi und Ungar nicht in den Kreisvorstand gewählt wurden, müsste den Betroffenen, aber nicht nur ihnen, zu denken geben. Sie bleiben Vorstandsmitglieder beim Stadtforum Kronstadt. Die immer wieder beschworene Einheit, Gemeinschaft und Zusammengehörigkeit innerhalb des Forums dürfte durch eine reibungslose Zusammenarbeit zwischen den Vorständen und Vorsitzenden des Kreisforums und des Ortsforums Kronstadt auch in Taten umgesetzt werden.

Im neuen Vorstand ist Kronstadt mit sieben Mitgliedern vertreten. Das entspricht ungefähr auch dem Verhältnis zwischen den aus dem Kreisvorort stammenden Mitgliedern (235) und den übrigen Mitgliedern (213). Wie dem von Wolfgang Wittstock in seinem Tätigkeitsbericht genannten Zahlen zu entnehmen ist, sind in Fogarasch 46, in Zeiden 40, in Reps 34 und in Nussbach 32 Mitglieder eingeschrieben. Zur Liste der Ortsforen gehört seit kurzer Zeit auch Brenndorf. Dort wurde nämlich am 23. Februar l. J. ein Ortsforum gegründet, zu dessen provisorischen Vorsitzenden Manfred Copony gewählt wurde. Die Gründung des Deutschen Ortsforums Brenndorf wurde einstimmig von der Vertreterversammlung bewilligt, so dass der diesbezügliche Beschluss Copony überreicht werden konnte.

Kultur und Schule als Prioritäten

Der erste Punkt der Tagesordnung bestand, wie üblich, in der Vorlegung des Tätigkeitsberichtes durch den Vorsitzenden Wolfgang Wittstock. Dabei unterstrich der Vorsitzende, dass er vor allem auf Fakten in Bezug zur eigentlichen Forumstätigkeit eingehen wolle und weniger auf Kommentare zur allgemeinen sozialen oder politischen Situation im Lande. 2017 sei, zum Unterschied zum Wahljahr 2016, ein Jahr gewesen, in dem vor allem die Bemühungen in den Bereichen Kultur und Schule vorrangig waren und weniger die politische Tätigkeit. In diesem Sinn erwähnte Wittstock jene Kulturveranstaltungen (z. B. der „Bunte Abend“ in der Weberbastei, die Michael-Weiß-Gedenkfeier in Marienburg), die das Forum in eigener Regie organisierte sowie die Finanzierung übers Forum von elf öffentlichen Kulturprojekten (darunter z. B. das Honterus-Schulfest, der Fasching in Zeiden, „Bike & Like“ im Fogarascher Land, die Kinderuniversität in Bekokten, das erste Treffen der deutschen Volkstanzgruppen in Zeiden). Hinzu kommt die Finanzierung der Veröffentlichung von vier Büchern. Diese intensive Arbeit setzte auch „eine gewisse Gründlichkeit und Seriosität“ seitens der Antragsteller bei Durchführung und pünktlicher Abrechnung voraus, was in der Regel, aber leider nicht immer, der Fall war. Im Schulbereich achtete das Kronstädter Kreisforum, dass die gesetzlichen Bestimmungen betreffend die Besetzung der Leitungsposten in den Schulen mit deutscher Unterrichtssprache auch erfüllt werden. So kam es, dass, mit einer einzigen Ausnahme (die 12-Schule in Kronstadt), in diesen Schulen Direktoren oder stellvertretende Direktoren im Amt sind, die die deutsche Sprache beherrschen. Frau Gabriela Adam als Fachinspektorin für den Unterricht in deutscher Sprache und für den Deutschunterricht sei auch die den Erwartungen des Forums entsprechende Besetzung dieses wichtigen Postens beim Kronstädter Kreisschulamt.

Den lokalpolitischen Teil betreffend, erinnerte Wittstock da-ran, dass zur Zeit das DFDKK 16 Mandate (darunter zwei als Kreisratsmitglieder) wahrnehme – so viele wie noch nie. Es werde dabei versucht, eine Arbeit vorzuweisen die den Erwartungen der eigenen Wähler aber auch der anderen Bürger gerecht werde. Was die Öffentlichkeitsarbeit in den eigenen Reihen betrifft, unterstrich der Vorsitzende die gute Resonanz, reflektiert in Besucherzahlen, die sich sehen lassen können, der sich die eigene Webseite des Forums (www.forumkronstadt.ro) erfreut. Unter den drei meistbesuchten Menüseiten sind übrigens die Karpatenrundschau und ihr Archiv zu finden. Bezogen auf die Kronstädter Öffentlichkeit, erwähnte Wittstock in erster Linie das Interesse der Lokalmedien bei zwei Forums-Pressekonferenzen, bei denen es um den Einsatz für Erhaltung und touristische Nutzung der mittelalterlichen Verteidigungsanlagen Kronstadts ging, beziehungsweise um den aktuellen Stand der Unterrichtsmöglichkeiten in deutscher Sprache. Im Bericht unterstrichen wurde auch die gute Zusammenarbeit mit den hierarchisch überordneten Forumsstrukturen (das Siebenbürgenforum war bei der Vertreterversammlung außer durch den Vorsitzenden Martin Bottesch auch durch dessen Geschäftsführer Winfried Ziegler vertreten), mit den beiden Saxonia-Stiftungen, mit der Regionalgruppe Burzenland der in Deutschland aktiven Heimatortsgemeinschaften. Sehr gute Beziehungen bestehen zu dem deutschen Konsulat in Hermannstadt. Als „selbstverständlich“ bezeichnete Wittstock die Zusammenarbeit mit der evangelischen Kirche, wobei jede Seite die jeweils spezifischen Arbeitsfelder respektiere.

Würde und Bürde des Ehrenamtes

Der Tätigkeitsbericht wurde von mehreren Vorstandsmitgliedern ergänzt, wobei Wolfgang Wittstock Anerkennung und Dank für seinen Einsatz im Dienste des Forums und der deutschen Gemeinde ausgesprochen wurde. Es war nämlich die letzte Gelegenheit, bei der Wittstock diese Gratulationen offiziell als amtierender DFDKK-Vorsitzender empfangen konnte, da er angekündigt hatte, die Stafette an jüngere Generationen zu übergeben. Seinem letzten Tätigkeitsbericht als Kreisforumsvorsitzender fügte er eine kurze Bilanz der Zeitperiode hinzu, in der er diesem Gremium vorstand. Versucht habe er, das Kronstädter Forum als Organisation zu festigen und ihm die richtige Richtung zu weisen. In diesem Sinn initiierte er drei Satzungsänderungen (z. B. betreffend Direktwahl des Vorsitzenden durch die Vertreterversammlung und Vier-Jahre-Mandat des Vorstandes und des Vorsitzenden). Gute Wahlergebnisse des Forums, ein gelungenes Sachsentreffen 2011 in Kronstadt anlässlich der 800 Jahre Burzenland, Erfolge bei der Eigentumsrestitution fürs Forum, Unterstützung bei der Gründung des Deutschen Wirtschaftsklubs Kronstadt sind ebenfalls unter Wittstocks Mandate als Vorsitzender zu vermerken. Wittstock sorgte auch dafür, dass die „Karpatenrundschau“ das Kronstädter Kreisforum zum Herausgeber hat.

Die Erfolge dieser zwölf Jahre seien das Ergebnis eines Gemeinschaftswerkes, unterstrich er abschließend und dafür gebühre allen Beteiligten (Forums-Angestellten und ehrenamtlichen Mitgliedern, den Mitwirkenden bei den verschiedenen deutschen Kulturformationen) Dank. Als Zeichen der Wertschätzung und als kleine Erinnerung an die im Dienste des Kronstädter Forums verbrachten Jahre erhielt der scheidende Vorsitzende seitens der Forumsmitglieder auch ein Album als Versuch einer illustrierten Chronik seiner Tätigkeit. Dieter Drotleff empfahl, Wolfgang Wittstock für die Vergabe der DFDR-Ehrennadel vorzuschlagen. Martin Bottesch erweiterte in seiner Ansprache den zeitlichen und räumlichen Rahmen von Wittstocks Tätigkeit und erinnerte an dessen drei Mandate als Abgeordneter der deutschen Minderheit im rumänischen Parlament sowie an die Periode (1998 – 2002) in der Wittstock Vorsitzender des Landesforums war. Gründlichkeit und Verlässlichkeit hätten Wittstock und seine Arbeit charakterisiert. Kronstadt hatte in ihm bei den verschiedenen Sitzungen und anderen Anlässen einen Vertreter wie er besser nicht sein könnte. Caroline Fernolend als seiner Nachfolgerin im Amt sowie dem neugewähltem Vorstand wünschte Bottesch viel Erfolg.

Wolfgang Wittstock erinnerte daran, dass er noch zwei Jahre als Kreisratsmitglied vor sich habe. Durch seine Zusage, sich für den Vorstand zur Wahl zu stellen, wurde es möglich, dass das Kronstädter Forum auch in Zukunft auf seine Erfahrung und seinen Einsatz bauen kann.

Bei der Vertreterversammlung wurde die Rechnungslegung für 2017 und der Haushaltsvoranschlag für das laufende Jahr nach gesonderter Abstimmung einstimmig angenommen. Die Rechnungsprüfer-Kommission bestehend aus Dorin Ștefănescu, Herwig Arway und Albrecht Klein wurde einstimmig für ein weiteres Mandat wiedergewählt. Beim letzten Punkt der Tagesordnung (Allfälliges) stellte Thomas Șindilariu die vom Landesforum unterstützte Initiative der Union zur Rettung Rumäniens (USR) vor, die durch eine Verfassungsänderung die Wahl von straffälligen Personen in Ämter der Kommunalverwaltung sowie für das rumänische Parlament oder für das Amt des Landespräsidenten verbietet. Damit die Verfassungsänderung zustande kommt, ist als erster Schritt die Einberufung einer Volksbefragung notwendig, für die mindestens 500.000 Unterschriften vorgewiesen werden müssen. In Kronstadt haben USR und Forum zu diesem Zweck auf der Postwiese ein Zelt aufgestellt, wo Unterschriftenlisten für diese Initiative vorliegen.