CFR Călători will plötzlich die Semmeringbahn

Haben die Eisenbahnverantwortlichen endlich das touristische Potenzial erkannt?

14 Tunnel (mit einer Gesamtlänge von 2084 Metern) und zehn Viadukte (die Schluchten von insgesamt 843 Meter Breite überspannen) gibt es auf der 34 Kilometer langen Strecke zwischen Orawitza und Anina der Banater Semmeringsbahn, die einen Höhenunterschied von 340 Metern zwischen den beiden Montanstädtchen überwindet.
Foto: Zoltán Pázmány

Der älteste Bahnhof des heutigen Rumäniens, die älteste Bergbahn und eine funktionierende Dampflok in Sonderausführung, die allein diese Bahnstrecke mit ihren superengen Kurven befahren kann (ein sehr naher Radachsen-Abstand ist dazu nötig), dazu historische Eisenbahnwaggons mit Kohlenheizung durch einen Ofen, der mitten in einem Sonderabteil des Passagierwaggons steht – auf solcherlei touristische Attraktionen macht seit Jahren, vergeblich, das Rathaus Orawitza, der Kreisrat Karasch-Severin und der Förderverein „Rettet die Banater Semmeringsbahn“ aufmerksam. Bislang alles vergeblich. Die Ohren der Verantwortlichen der Personentransportgesellschaft der Rumänischen Eisenbahnen, CFR Călători, waren bis vor Kurzem nur für Ausschreibungen zum Verkauf oder zur Verpachtung der Banater Semmeringbahn offen. Nur: nach fünf Anläufen verkündete CFR Călători vor mehr als zwei Jahren, keine Ausschreibung mehr veranstalten zu wollen. Zwar wurde es nicht offiziell verkündet, aber praktisch so gehand-habt, dass die älteste Bergbahn Rumäniens zwar nicht demontiert, aber aufgelassen wurde. Nur gelegentlich, auf Sonderbestellung, wurde die Strecke zum Befahren mittels Draisinen genutzt, oder der historische Zug für eine unverschämt hohe Summe für Sonderfahrten. Ausschließlich auf vorherige Bestellung hin.

Der Eisenbahnschatz von Orawitza

Jüngst tauchten Emissäre der für Orawitza und das Südbanat zuständigen Eisenbahnbehörde CFR-Călători-Regionala Temeswar in Orawitza auf und sorgten für einige freudige Aufregung. Sie eröffneten mit dem Rathaus Orawitza Gespräche über touristische Förderungsmöglichkeiten des Bahnhofs Orawitza (der früher mal einen Paternoster-Lift für die Passagiere hatte, die heute einen beschwerlichen Treppenaufgang vom Straßenniveau zu den Geleisen bewältigen müssen) und der Eisenbahnstrecken, die von hier ausgehen. Das Rathaus und der Förderverein rechnen sich den Erstbesuch der Eisenbahnverantwortlichen als Erfolg an. Die Gespräche im Rathaus, war zu hören, drehten sich sowohl um dringend Nötiges – etwa die Reparatur des Dachs des Dampflokdepots, durch welches es reinregnet, aber sie berührten auch eine „Schwach-stelle“ des Orawitzaer Bürgermeisters Dumitru Ursu (PSD): er möchte in seinem Mandat in Orawitza zahlreiche Museen eröffnen. In den ungenutzten Räumen des großen Bahnhofs von Orawitza und auf dessen kaum genutzten Gleissträngen könnte ein Eisenbahnmuseum eingerichtet werden – genau im Sinne der Erhöhung der touristischen Attraktivität des Objekts. Am liebsten der ganze Bahnhof als Eisenbahnmuseum, etwas ziemlich Einzigartiges.

Erst der Dachstuhl des Dampflokdepots

Dabei zeigte sich, dass die Eisenbahnverantwortlichen aus Temeswar ungewöhnlich gut vorbereitet kamen, um über Vergangenheit und Perspektiven zu sprechen: „2005 ist das Dach der Lokomotivendepots weitgehend zerstört worden, infolge eines Sturmwindes. Es wurden mehrere Reparaturen durchgeführt, doch waren diese ineffizient, einerseits wegen der komplexen Konstruktion des Dachstuhls, andrerseits wegen der großen Spannweite des Daches. 2006, in Folge einer technischen Expertise, stellte man fest, dass das Dach im damaligen Zustand in höchster Einsturzgefahr war – dass also auch eine akute Verletzungsgefahr vorlag für jedermann, der dort zu tun hatte. Das war der Kontext, unter welchem die Regionalverwaltung CFR Călători Temeswar die ersten Schritte unternahm für das Projekt der kompletten Neuüberdachung des Dampflokdepots von Orawitza. Und das ist auch der Grund, weshalb wir dem Rathaus Orawitza einen Besuch abstatten“, erklärten die Repräsentanten der Eisenbahn aus Temeswar. In Bürgermeister Ursu und seinem Team fanden sie die richtigen Ansprechpartner. Denn in deren Ohren klang verlockend, was die Temeswarer des Weiteren vortrugen: „Nach Abschluss der Dachreparatur des Depots werden die Räumlichkeiten – d.h. alle Innenräume - des Bahnhofs saniert.“

Rosige Perspektiven, herbe Hürden

CFR Călători Temeswar gedenkt, daraus dann Folgendes zu machen: Depots für Dampflokomotiven und historische Eisenbahn-Waggons, aber auch für jene Waggons, die regelmäßig eingesetzt werden (um auch diese vor Wetterunbilden zu schützen), ein Depot für Brennstoff (zum Erhalt des Heizwerts), Ausstellungsräume rund um das historische Eisenbahnwesen (angefangen mit Dampfloks, aber auch Schmieden für Bandagen und Radreifen, Bohrmaschinen, Drehkräne usw.). All das mit dem Zweck, ein komplexes Bild vom Eisenbahnverkehr und der Schienentechnik aus historischer Perspektive zu entwerfen. Letztendlich soll dies alles als Blickfang, Wissenserweiterung und Vorbereitung auf eine Eisenbahnfahrt mit der „Banater Semmeringbahn“ dienen. All das klingt nicht schlecht, hat aber noch viele Lücken, die hoffentlich mit der praktischen Umsetzung im Lauf der Jahre geschlossen werden, etwa der Rettung und Bewahrung des noch Vorhandenen (man bedenke u.a.: alle Bahnwärterhäuschen der Banater Semmeringbahn sind schon im ersten Jahr ihres unregelmäßigen Einsatzes zerstört bzw. ausgeraubt worden). Auch die Fragen der Verköstigung der anzulockenden Touristen, eventuell auch während der Fahrt, oder wo ein Fotostopp während der Fahrt eingerichtet werden könnte, sollten beantwortet werden. Weitere Pläne betreffen die Herrichtung des Aninaer, mindestens ebenso monumentalen Bahnhofs wie der von Orawitza (und dessen Verschönerung – momentan ist dort alles, sogar die Klos, meist mit Massivschlössern versperrt) und dessen Umgebung (es gibt Pläne – Wunschträume? – zur Einrichtung eines Bergbaumuseums am aufgelassenen Schacht 1, etwa 800 Meter entlang der Bahnstrecke zurück, Richtung Orawitza, gelegen) usw.usf.