Chancengleichheit auf dem Arbeitsmarkt

Eine Studie zeigt - mehr Männer als Frauen in Spitzenspositionen

„Kein Geschäft ohne eine Frau als Leiterin“. Der Verein zur Förderung der Frauen in Rumänien bildet Frauen für Führungspositionen aus.

„Frauen sind das schwache Geschlecht“. „Frauen gehören in die Küche“. „Ihr einziger Job ist, Mutter zu sein“. „Die Frauen kümmern sich um das Haus, Männer um Geschäfte“. „Sie haben nichts in Führungspositionen zu suchen“ - Frauen müssen sich hierzulande immer noch in ihrem Alltag mit Vorurteilen und Stereotypien konfrontieren müssen.

Eine neue Studie zeigt aber, dass eigentlich Männer das schwache Geschlecht sind, vor allem, wenn es um die berufliche Ausbildung geht. Frauen studieren mehr und sind besser ausgebildet in ihrem Beruf. Die weibliche Bevölkerung in Rumänien ist größer als die der Männer, wobei 60 Prozent aller Menschen mit einem Hochschulabschluss in Rumänien Frauen sind. Trotz all dieser Daten sind Frauen in Spitzenpositionen eher eine Seltenheit.
Frauen sollen sich nicht von Vorurteilen aufhalten lassen – hieß es vor Kurzem in Temeswar/Timişoara, als der Verein zur Förderung der Frauen in Rumänien (APFR) eine Debatte zum Thema Vorurteile und Stereotypien über Frauen auf dem Arbeitsmarkt veranstaltete.

 

Der Mann ist „führungsstark“, die Frau „kommandiert herum“

Stereotypen sind überall auf der Welt zu finden. In allen EU-Staaten bestehen auf dem Arbeitsmarkt noch immer große Unterschiede zwischen Frauen und Männern. Frauen arbeiten im Durchschnitt weniger, werden schlechter bezahlt und gelangen seltener in Spitzenpositionen. Nur drei Prozent aller Vorstandsvorstände der größten Unternehmen der EU sind weiblich. Man würde sagen, Frauen haben keine Chance, auf einem männlichen Arbeitsmarkt den Durchbruch zu schaffen. Doch Frauen haben in Rumänien einen Alliierten: Der Verein zur Förderung der Frauen möchte ihnen in ihrem Kampf helfen.

„Man hat bewiesen, dass die Unternehmen, die am längsten auf dem Markt überleben, diejenigen sind, die von Frauen geleitet werden. Frauen sind stabil und investieren in die Menschen. Sie werden aber in Führungspositionen diskriminiert, weil es immer noch viele Vorurteile ihnen gegenüber gibt. Als Frau ist es wichtig, gegen all diese Vorurteile zu kämpfen“, sagt Adela Dinu, Geschäftsführerin des Vereins zur Förderung der Frauen in Rumänien. „Man muss den Bedarf auf dem Arbeitsmarkt identifiziert, und eben dort investieren. Im Geschäftswesen ist es wichtig, immer wieder neue Möglichkeiten zu suchen“, sagt die Geschäftsführerin weiter. „Wir investieren in Frauen!“ schließt sie.

Adela Dinu kämpft seit Jahren gegen alle Vorurteile, die im Alltag den Frauen gegenüber gelebt werden. 1999 wurde der Verein zur Förderung der Frau in Rumänien ins Leben gerufen. Seither engagiert sich APFR dafür, Frauen zu helfen, sie zu beraten und bei Bedarf zu betreuen und ihre Rechte zu verteidigen.

 

Gleichberechtigung als Ziel

Seit mehreren Jahren kämpft der Verein mit dem Sitz in Temeswar auch für Gleichheit auf dem Arbeitsmarkt für Männer und Frauen. So wurde 2010 die „Landesschule für Managerinnen“ gegründet. „Frauen sollen ausgebildet werden und mehr Chancen als Managerinnen bekommen“, sagt Adela Dinu. Das Programm wurde vom APFR entworfen und gestartet und aus EU-Fonds finanziert. Insgesamt 1200 Frauen landesweit haben dadurch eine kostenlose Fortbildung als Managerin abgeschlossen und ein Diplom erhalten. Viele der Kursantinnen haben sogar eine Finanzierung für die Umsetzung ihrer Geschäfte gewonnen. Auch wenn das EU-finanzierte Programm bereits 2013 abgeschlossen wurde und keine kostenlose Kurse mehr angeboten werden, bietet der Verein weiterhin Ausbildungen innerhalb der Landesschule für Managerinnen.

Der Verein fördert nicht nur die Eröffnung eines eigenen Geschäfts, sondern unterstützt auch Frauen, die bereits ein Geschäft haben, ihr Unterfangen erfolgreich zu leiten. So entwickelte APFR mehrere Projekte und Programme zur Förderung der Frauen aus verschiedenen Zielgruppen: Zum Beispiel das Fortbildungsprogramm „One Woman Show“ – ein Programm für Frauen, die eigene private Unternehmungen führen (Praxen im Bereich der Medizin, der Psychologie, Psychotherapie sowie je ein Buchhaltungs- oder Anwaltsbüro). „Diese Fortbildung fördert das Potential von Frauen, die eigene Unternehmen leiten, diese in eine Erfolgsgeschichte umzuwandeln“, sagt Vasile Moldovan, Trainer und Geschäftsführer des Vereins.

Auch die Möglichkeit für Frauen, zu hoch qualifizierten Fachpositionen auf dem Arbeitsmarkt zu gelangen, ist Ziel von APFR. Bis Ende Oktober 2015 läuft noch das Projekt, dass Frauen für Leitungspositionen fördert. Durch das EU-finanzierte Programm werden kostenlose Berufsausbildungen und Fortbildungen für insgesamt 445 Frauen landesweit angeboten. Unter dem Slogan „Kein Geschäft ohne eine Frau als Leiterin“ wird das Projekt in Zusammenarbeit mit der rumänischen Ladenkette „Profi“ durchgeführt.

Hauptziel aller Projekte ist es, die Lebensqualität von Frauen, insbesondere, durch verschiedene Aktionen, wie Bildung, Beratung, und Änderung zu verbessern. Einschreibungen und Informationen zu allen Programmen und Ausbildungen innerhalb von APFR kann man von den Webseiten www.apfr.ro und www.snfm.ro abrufen.