Chef der Strafverfolgung als Bestechungsfachmann

Temeswarer DNA lässt ihn trotzdem auf freiem Fuß die Gerichtsverhandlung abwarten

Reschitza/Temeswar - Wie bereits berichtet, ist Valentin Cârstea, der Chef der Strafverfolgungsabteilung der Staatsanwaltschaft des Kreisgerichts Karasch-Severin, von den Staatsanwälten der Antikorruptionsstaatsanwaltschaft DNA Temeswar und Vertretern des Generalinspektorats der Rumänischen Polizei mit Unterstützung des Inlandsgeheimdienstes SRI auf frischer Tat ertappt worden, als er von einem Studenten der Lugoscher Privatuniversität „I. C. Drăgan” Sachwerte und Lebensmittel annahm, um diesem die Nachprüfung vom 23. Oktober 2014 zu „schenken”. Der Bestecher hatte den Staatsanwalt, der seit 1994 als Dozent an der Rechtsfakultät der Lugoscher Hochschule unterrichtet, auch mit diversen eletronischen Geräten (u. a. einem Laptop und einem Farbfernseher) bestochen, nachdem sich seit Jahren unter den Studenten der Lugoscher Privatuniversität das Gerücht gehalten hatte, dass man bei Dozent Cârstea Prüfungen auch bestehen kann, ohne einen Prüfungssaal von innen zu sehen. Der Bestecher und Informant der DNA hatte in diesem Fall eine 8 (acht) als Note bekommen. Nach mehrstündigen Verhören am vergangenen Wochenende beim Sitz der Temeswarer DNA-Antikorruptionsstaatsanwaltschaft entschieden die Staatsanwälte, ihren bisherigen Kollegen wieder auf freiem Fuß zu lassen, bis zur Gerichtsverhandlung, allerdings unter Aufsicht.

Dem Chef der Strafverfolgungsabteilung der Staatsanwaltschaft des Kreisgerichts Karasch-Severin (er wurde noch nicht seines Amtes enthoben, vielleicht wegen der Schnelligkeit, mit der die Ereignisse abliefen, oder aber wegen der Trägheit, mit der die Justiz gegen ihre eigenen Leute vorzugehen pflegt...) wird vorgeworfen, „im Laufe der Zeit mehrere ‘Aufmersamkeiten’ angenommen zu haben, im Gesamtwert von rund 2000 Euro, von einem Studenten der Rechtsfakultät aus Lugosch, wo Cârstea seit 1994 unterrichtet, aber auch, in einem Strafverfolgungsdossier, auf Intervention des selben Einflusskäufers, eine illegale Resolution schriftlich ausgedrückt zu haben.” Neben den strikt „schulischen Angelegenheiten” hat der Anzeigeerstatter mit dem Beschuldigten Chefstaatsanwalt für Strafsachen auch Deals bezüglich Strafdossiers abgesprochen, wofür Cârstea u. a. einen Farbfernseher und einen Laptop bekam.

Letztendlich wirft die Antikorruptions-Staatsanwaltschaft Cârstea „Komplizität bei Bestechungsannahme, in wiederholter Form” vor, die vor allem in der Vermittlung der Kontakte zwischen dem Anzeigeerstatter und dem Lehrstuhlinhaber an der Rechtsfakultät, einem aktiven Rechtsanwalt, bestand, der mit einer Flasche Whisky und einen Kristallglasservice (Trinkgläser und Flasche)  bestochen wurde, um ihm die Prüfungen vom 12.03. 2014 und 16.10. 2014 auf die bekannte Art zu erlassen. Insgesamt sei Cârstea laut Territorialvertretung Temeswar der DNA vom Anzeigeerstatter mit rund 9000 Lei (in Form von Unterhaltungselektronik und eletrischen Haushaltsgeräten sowie Lebensmitteln) bestochen worden. Über weitere Bestechungsfälle des unter den Lugoscher Studenten der Rechtsfakultät angeblich als notorischer Bestechungsempfänger bekannten Staatsanwalts und Hochschuldozenten hat die DNA nichts verlautet. Ein Verhandlungstermin der Causa vor Gericht ist noch nicht festgelegt.