Christoph Gehlen erhielt den Titel eines Ehrenprofessors

DAAD evaluierte deutsche Abteilung für Bauingenieurwesen

Der Vizerektor der TU Politehnica, Daniel Dan, überreichte Prof. Christoph Gehlen das Ehrenprofessur-Diplom. Im Präsidium saßen außerdem der Dekan der Fakultät für Bauingenieurwesen, Raul Zaharia, und der Gründer der Abteilung für Bauingenieurwesen in deutscher Sprache, Radu Băncilă. Foto: Raluca Nelepcu

Prof. Dr. Ing. Christoph Gehlen von der Technischen Universität München ist Anfang April feierlich zum Ehrenprofessor der TU Politehnica Temeswar/Timișoara ernannt worden. Die Festveranstaltung fand in der Bibliothek der Temeswarer Universität statt. Christoph Gehlen, Dekan der Fakultät für Bauingenieurwesen, Geodäsie und Umwelt an der TU München, ist ein bedeutender Vertreter der Baukunde, der seit über zwei Jahrzehnten eine umfangreiche wissenschaftliche und technische Tätigkeit ausübt. 2017 hat Christoph Gehlen seitens der TU München den erneuerten Kooperationsvertrag zwischen den beiden Universitäten unterschrieben.

„Es ist eine ganz besondere Auszeichnung, über die ich mich sehr freue. Für mich persönlich wird es ein Meilenstein sein, aber auch für die Beziehung zwischen den Universitäten in Temeswar und in München“, sagte Christoph Gehlen, der sich erstmalig in der Stadt an der Bega aufhielt und die Gastfreundlichkeit und Offenheit der Leute in Rumänien schätzt. Auch zu einer Intensivierung des Dozentenaustausches zwischen den beiden Universitäten zeigte sich Professor Gehlen bereit. „Ich habe Edward Petzek angeboten, dass wir diesen Austausch zum Beispiel über Blockkurse verstärken. Ich würde mich sehr gerne auch persönlich einbringen“, fügte er hinzu.

Seit 1993 besteht der Kooperationsvertrag zwischen der TU München und der TU Politehnica. Unterschrieben wurde der Vertrag von Prof. Dr. Ing. Otto Meitinger aus Deutschland und Prof. Dr. Ing. Alexandru Nichici aus Rumänien. Dieser Vertrag sah die Unterstützung der 1991 gegründeten Abteilung für Bauingenieurwesen in deutscher Sprache aus Temeswar vor. Seit 2005 gibt es Addenda zu diesem Vertrag, in der die Verleihung von sogenannten „Doppeldiplomen“ an Absolventen, die ihr Studium teilweise in Temeswar und teilweise in München absolvieren, festgehalten ist. Momentan seien ungefähr 20 Studierende in diesem Doppeldiplom-Programm eingebunden, so Christoph Gehlen.

Bei der Verleihung des Titels eines Ehrenprofessors stellte Doz. Dr. Ing. Sorin Herban, Vizedekan der Fakultät für Bauingenieurwesen, den Lebenslauf von Prof. Gehlen vor. Prof. Dr. Ing. Radu Băncilă, Gründer und langjähriger Leiter der Abteilung für Bauingenieurwesen in deutscher Sprache, der im vergangenen Sommer die silberne Ehrennadel der TU München überreicht bekam, ließ die Anfänge der deutschen Abteilung aus Temeswar und der Zusammenarbeit beider Universitäten kurz Revue passieren. „Ich war 1991 sechs Monate lang mit einem Stipendium an der TU München. Dort lernte ich Professor Otto Meitinger kennen, dem ich von meiner Idee, eine Abteilung für Bauingenieurwesen in deutscher Sprache auf die Beine stellen zu wollen, erzählte. Er hatte ein tiefes Verständnis für die Veränderungen in Osteuropa und er versprach, mich zu unterstützen“, erzählte Prof. Radu Băncilă über den ersten und entscheidenden Schritt zur Gründung der Abteilung. Otto Meitinger besuchte die deutsche Abteilung in Temeswar und vermittelte auch den Kontakt zum Deutschen Akademischen Austauschdienst (DAAD). Im Kulturhauptstadtjahr Temeswars soll auch die Abteilung für Bauingenieurwesen in deutscher Sprache ihr 30-jähriges Jubiläum feiern. „Eigentlich bin ich stolz auf diese Erfolgsstory“, sagte Radu Băncilă.

Doz. Dr. Ing. Edward Petzek hat vor einigen Jahren die Leitung der deutschsprachigen Abteilung für Bauingenieurwesen von Radu Băncilă übernommen. Er gehörte dem dreiköpfigen Ausschuss an, der den Vorschlag an den Senat der Temeswarer Bildungseinrichtung richtete, Professor Christoph Gehlen den Titel eines Ehrenprofessors der TU Politehnica zu verleihen. „Es war selbstverständlich, dass das so kommen sollte. Professor Christoph Gehlen ist unser Freund, wir haben gemeinsame Forschungsprojekte und Ideen, er unterstützt unsere Abteilung und unsere Studierenden, die nach München gehen“, sagte Edward Petzek. Die Studierenden, die im Rahmen der Doppeldiplom-Vereinbarung in München studieren, erhalten somit eine doppelte Betreuung. Die Professoren der TU München bieten ihnen Ideen und Anleitungen für die Erarbeitung ihrer Diplomarbeiten. Forschungsprojekte und Austausche zwischen den Unterrichtenden beider Bildungseinrichtungen finden ebenfalls statt. „Ich schicke demnächst drei Studierende aus dem letzten Studienjahr zu Professor Martin Mensinger aus München, einem Professor für Stahlbau, die in gemeinsamen Arbeitsgruppen mit Studenten aus München forschen und Lösungen für eine 350 Meter lange Fußgängerbrücke im Zentrum von München erarbeiten werden“, verriet Edward Petzek.

Der Verleihung der Ehrenprofessur an Professor Christoph Gehlen wohnte auch ein Ausschuss, gebildet aus drei Fachleuten, bei. Prof. Dr. Ing. Ulrich Gross von der Technischen Universität Bergakademie Freiberg, Prof. Dr. Frank Golczewski von der Universität Hamburg und Dr. Peter Hiller, der Leiter des Referats Kooperationsprojekte in Europa, Südkaukasus und Zentralasien seitens des DAAD, hielten sich drei Tage lang an der TU Politehnica auf, wo sie anhand von Gesprächen mit Studierenden und Dozenten, mit der Universitätsleitung und mit Vertretern der Wirtschaft vor Ort sowie mittels Beobachtungen die Evaluation der deutschen Abteilung für Bauingenieurwesen durchführten. „Derartige Evaluationen werden alle fünf Jahre durchgeführt. Wir schauen uns an, ob die Studierenden zufrieden sind, wie der Studiengang aufgebaut ist usw., um eventuell Verbesserungsvorschläge zu machen“, sagte Peter Hiller. „Es war sehr interessant für uns und wir sind eigentlich davon überzeugt, dass dieser Studiengang mit großer Qualität durchgeführt wird“, fügte der DAAD-Vertreter hinzu.

Die Gespräche mit den Studierenden ergaben u. a., dass es zu Beginn des Studiengangs noch notwendig ist, verstärkt Deutsch zu unterrichten, verriet Peter Hiller. „Der Anteil des Unterrichts in deutscher Sprache mit einer Doppelstunde pro Woche ist am Anfang zu wenig. Es gibt Studierende, die nicht von deutschen Schulen, wie es das Nikolaus-Lenau-Lyzeum in Temeswar ist, kommen, sondern aus anderen Städten; diese haben nicht so gute deutsche Vorkenntnisse“, erklärte Peter Hiller.

„Die deutschsprachigen Studiengänge, die wir in Osteuropa mitfinanzieren, bieten die Möglichkeit, dass z. B. deutsche Professoren oder Tutoren aus Deutschland hierherkommen oder dass rumänische Dozenten nach Deutschland fahren. Wir vergeben auch Stipendien an Studierende, die nach Deutschland kommen wollen“, erklärte Peter Hiller. „Der DAAD hat über 200 Programme – viele davon richten sich an deutsche Hochschulen, die gemeinsame Projekte mit ausländischen Hochschulen durchführen. Die Doppeldiplom-Projekte gehören dazu“, sagte Peter Hiller. Der DAAD fördert die deutsche Abteilung für Bauingenieurwesen in Temeswar seit nunmehr 25 Jahren.