Christsein in verwirrender Zeit

Wie soll in unserer verwirrenden Zeit der rechte Christ beschaffen sein? Die Antwort kann nur lauten: Er muss ein Mensch mit soliden Grundsätzen sein. Diese bestimmen sein Leben. Wie kommt er dazu?

Ein Universitätsprofessor besuchte einen japanischen Zen-Meister, um sich in der Meditationstechnik unterrichten zu lassen. Der Zen-Meister goss ihm Tee in die Tasse und goss weiter, als die Tasse bereits überlief. Der Professor rief ihm zu: „Die Tasse läuft über! Sie können nicht noch mehr hineingießen!“ Der Zen-Meister erwiderte: „Wie diese Tasse sind Sie randvoll mit Ihren eigenen Ansichten und Spekulationen. Wie soll ich Ihnen Einsichten beibringen, wenn Sie nicht Ihre Tasse leeren?“ Wir werden nur dann zu rechten Christen, wenn wir uns von allen oberflächlichen Tagesmeinungen, leichtsinnigen Schlagwörtern und falschen Parolen unseres Zeitgeistes frei halten. Nur ein vom „Weltgeist“ entleertes und immun gewordenes Herz kann solide christliche Grundsätze in sich aufnehmen.

Wichtig ist, der Christ muss hellhörig für die Botschaft Christi sein. Zu ihrer Verkündigung benützt sie weder Posaunen noch Trompeten. Schon der Prophet Jesaia hat vorhergesagt: „Sehr, das ist mein Knecht, den ich stütze! Er schreit nicht und lärmt nicht und lässt seine Stimme nicht auf der Straße erschallen!“ Ein Indianer besuchte seinen weißen Freund in der Großstadt. Mitten im Straßenlärm sagte der Indianer: „Ich höre eine Grille zirpen!“ „Das ist unmöglich“, erwiderte der Weiße, „denn hier gibt es keine Grillen und wenn eine hier wäre, könnte man sie bei diesem Straßenlärm nicht hören!“ Der Indianer schob von einer Wand eine wilde Rebe weg. Tatsächlich saß dort eine zirpende Grille. Der Weiße sagte: „Ihr Indianer habt ein besseres Gehör als wir Weiße“. „Nein“, war die Antwort, „ich will es beweisen“. Er warf ein 50-Cent-Stück auf die Erde. Es klimperte und die Leute ringsum wurden aufmerksam. Der Indianer sagte: „Wir Menschen, ob rot oder weiß, hören immer nur das gut, worauf wir zu achten gewohnt sind!“ Wer seine Stimme nur auf Geld und materielle Werte richtet, die uns ihren Wert laut in die Ohren schreien, kann das leise Wort Gottes nicht vernehmen. Der rechte Christ ist auf das Wort Gottes so hellhörig wie der Indianer auf das Zirpen der Grille im Lärm der Großstadt. Trainieren wir unser geistiges Ohr auf das leise Wort Gottes, nicht auf das laute Klimpern der Geldmünzen.

Nicht im materiellen Erfolg sieht der rechte Christ den Lebenssinn. Dem „Weltmenschen“ wird der materielle Erfolg zum Abgott. Für ihn macht er sich sogar zum „Arbeitstier“. Was ist der Lohn? Viele Wirtschaftsmanager sind an Herzinfarkt gestorben. Schließlich trifft auf jeden dieser Kategorie das Dichterwort zu: „Weh dem, der sich der Welt verdungen! Denn müd´und nackt und ohne Lohn, wenn´s Glöcklein Feierabend klungen, jagt sie den armen Knecht davon!“ Der rechte Christ wird nicht zum Mammonsanbeter, denn er weiß, Geld schafft kein Herzensglück.
Ein Fischer saß am Strand und blickte auf das Meer, nachdem er die Ernte seiner mühseligen Arbeit auf dem Markt verkauft hatte. Ein Tourist riet ihm, er solle Kredit aufnehmen und sich ein Motorboot kaufen. Dann könne er das Doppelte fangen, verdiene mehr Geld, könne einen Fischkutter erwerben, Leute einstellen, einen Stand auf dem Markt, dann ein Fischrestaurant und zuletzt eine Konservenfabrik errichten. So werde er eine „Erfolgsmann“ werden. „Und dann?“, fragte der Fischer. „Dann sind Sie so reich und brauchen nicht mehr zu arbeiten, können den ganzen Tag hier sitzen und glücklich auf Ihr Meer hier blicken!“ „Aber das tue ich doch jetzt schon“, sagte der Fischer, „wozu soll ich jahrelang mich plagen, um das zu erlangen, was ich jetzt schon habe!“

Der rechte Christ weiß, dass er nur durch Arbeit seine Lebensexistenz und die seiner Familie sichern kann. Dafür setzt er sein Können ein. Er hütet sich aber vor dem „je mehr er hat, je mehr er will“ und wird nie zum sprichwörtlichen „Materialisten“. Den Sinn seines Lebens sieht er nicht in der Jagd nach Glücksgütern, die kein Glück, aber viel Mühen und Sorgen im Gepäck haben. Er weiß, Gott verlangt von ihm keine „materielle Erfolgsgeschichte“ und er muss, um zu Gott zu gelangen, sich nicht zum „Arbeitstier“ herabwürdigen. Sein Leben gründet er auf solide Grundsätze, die er sich durch das Hören auf das Wort Gottes gebildet hat. Dadurch wird sein Herz nicht zu einem Mammonstempel, sondern zu einem Gottesdom. Christus mahnt uns: „Wer Ohren hat zum Hören, der höre!“