Dampflok zu ersteigern

Rathaus Reschitza appelliert dagegen an Staatsanwaltschaft

Reschitza – In zwei Wochen, am 15. Juni, hat ein Insolvenzverwalter aus Neumoldowa/Moldova Nouă die Versteigerung einer Dampflok aus dem Dampflokomotivenmuseum in Reschitza angekündigt. Wer den Startpreis von 154.350 Lei hinzublättern bereit ist, darf sie sich in den Vorgarten stellen. Wenn es denn dem Rathaus Reschitza nicht gelingen sollte, die Versteigerung zu verhindern. Ein Schritt dazu ist bereits unternommen: alle Dampfloks des Freiluftmuseums sind auf Antrag des Rathauses Reschitza vom Kulturministerium unter Denkmalschutz gestellt und werden auf den Listen des Kulturguts geführt, die das Kulturministerium regelmäßig aktualisiert.

Um also eine Dampflok aus dem Museum zu versteigern, muss der Insolvenzverwalter erst mal die Genehmigung des Kulturministeriums einholen. Die Gerüchte um die Insolvenz der UDR-Stiftung, der das Reschitzaer Maschinenbauwerk UCMR den ihm gehörenden Lokomotivenpark zugeeignet hat, halten sich schon lange in Reschitza. In Wirklichkeit handelt es sich um eine Art „Hochzeitsgeschenk“ des ehemaligen „Präsidenten-Generaldirektors“ von UCMR, Adrian Chebuţiu, an seine (zweite) Frau Lăcrămioara, die ihm Zwillinge geschenkt hatte. Da er Werksbesitz nicht direkt, wie Privatbesitz, verschenken konnte, sich aber in den letzten Jahren seiner Werksleitung durchaus so benahm, als sei er der Besitzer, nicht der Verwalter des Werksvermögens (ADZ berichtete wiederholt), gründete er eine Stiftung und setzte seine Frau als Präsidentin ein, die dann auch auftrat, als sei sie die private Besitzerin des größten Dampflokparks Rumäniens.

Da nun Chebuţiu, dessen Frau Lăcrămioara und Chebuţius Spezi Adrian Preda in zwei Strafsachen endgültig zu vielen Jahren Gefängnisstrafe verurteilt sind und da das Gericht in seinem Urteil auch die Schadensbegrenzung verfolgt hat, also Vermögensbeschlagnahme verordnete, fielen auch die Dampfloks unter Beschlag. Wie legal der diesbezügliche Beschluss des Gerichts ist, bleibt dahingestellt – das Museum wird, wie gesagt, von einer Stiftung verwaltet, der Lăcrămioara Chebuţiu vorsteht. Fest  steht aber, dass der mit der Eintreibung des Unterschlagenen und durch Fälschungen und andere „Methoden“ Zusammenmanipulierten beauftragte Insolvenzverwalter aus Neumoldowa seine Geldeintreibungsprozedere mit einer Dampflok beginnen will. Alternativ hätten ihm die Villa Renk, wo sich die Familie Chebuţiu eingenistet hat, die Aktien der Familie Chebuţiu an diversen prosperierenden Firmen, oder Immobilien auf dem gesamten Gebiet von Reschitza zur Verfügung gestanden.

Dabei ist noch nicht einmal klar, wie die Dampfloks 2010, in aller Stille und ausschließlich mit Zustimmung des Verwaltungsrats von UCMR – der heute behauptet, nicht gewusst zu haben, um was es ging – dem Werk auf Antrag von Chebuţiu entfremdet und der UDR-Stiftung zugeeignet wurden. Noch-Interims-Bürgermeister Ion Crina (PSD) dazu: „Unserer Meinung nach sollte dieser Teil des nationalen Kulturguts nicht angerührt werden, bevor nicht voll und ganz geklärt ist, wie er in den Besitz der Uzinele de Fier şi Domeniile Reşiţa (UDR-)-Stiftung gelangt ist. Bis dahin darf der Insolvenzverwalter erst mal die (immer noch nicht untersagte) Ausschreibung nicht vor Ort, im Dampflokomotivenmuseum, abhalten, weil das Gesetz besagt, dass solcherart Ausschreibungen nur am Ort stattfinden dürfen, wo der Gläubiger Einkünfte erzielt.“  Der Eintritt zum Reschitzaer Dampflokomotivenmuseum ist frei.