„Das Blumenfest kommt bei den Leuten gut an“

Einer der Mitveranstalter ist das Ortsforum Brenndorf

Die Brenndorfer Kirchgasse beim Blumenfest-Aufmarsch

Das Ortsforum Brenndorf war auch vertreten. Im Hintergrund: die Zeidner deutsche Volkstanzgruppe. Fotos: der Verfasser

In der Schulgasse, vor dem Bürgermeisteramt der Gemeinde Brenndorf/Bod, versammeln sich am Sonntag die Teilnehmer für den Aufmarsch zum Blumenfest. Nach einigen kühlen, verregneten Tagen, scheint wieder die Sonne – genau so, wie es sich Bürgermeister Sergiu Arsene gewünscht hat. Denn bei solchen Freiluftveranstaltungen spielt das Wetter eine wichtige Rolle. Und man hofft auf viele Besucher, so wie es auch bei den beiden bisherigen Blumenfesten der Fall war. Kronstadt/Brașov ist sehr nah gelegen; viele Kronstädter werden nach Brenndorf fahren, um einige Stunden auf der Festwiese zu verbringen, rumänische, deutsche und sächsische Volkstänze zu verfolgen, vielleicht auch ein Souvenir von den Ständen der Handwerker nach Hause zu nehmen und auch bei einem Bier die Mici-Würstchen oder das gegrillte Fleisch zu genießen. Als Nachspeise sind auch traditionelle sächsische Süßigkeiten angekündigt. „Blumenfest“ klingt deutsch – also ist auch das mal was Besonderes –, vielleicht ein Oktoberfest in lokaler Variante, mag sich der eine oder andere Besucher fragen.


Martin Copony, Gründer und Vorsitzender des noch jungen deutschen Ortsforums Brenndorf, muss da was richtig stellen. „In Brenndorf haben wir früher eher das Maifest gefeiert, so wie das auch in anderen sächsischen Gemeinden im Burzenland üblich war. Also mit einem Umzug der Blaskapelle durch den ganzen Ort. Jugendliche hatten auch Blumenkränzchen dabei und die Bläser trugen Blumenschmuck an Kopf und Brust.“ Das wäre die Verbindung zur siebenbürgisch-sächsischen Tradition. Es kann der Anlass zu einem Fest sein, das Touristen in die Gemeinde bringt und Brenndorf auch jenseits des Burzenlandes bekannt macht – selbst bei jenen, die den Namen der Ortschaft nur mit einer der ältesten und größten Zuckerfabriken und vielleicht mit den beiden Sendeantennen des nationalen Rundfunks in Verbindung bringen. Der junge, zur Zeit parteilose Bürgermeister Sergiu Arsene (38) hatte auf die touristische Komponente eines Volksfestes mit deutschem Klang gesetzt und Martin Copony aufgefordert, in diesem Sinn mitzumachen. „Blumenfest klingt gut“, sagt Copony „und es kommt auch gut an.“


Das Ortsforum, das heute an die zehn Mitglieder zählt, beteiligt sich in sächsischer Volkstracht am Aufmarsch, gefolgt von der von Christine Vlădărean und Mihai Bîrlea geleiteten deutschen Volkstanzgruppe aus Zeiden/Codlea, die anschließend auf der Bühne der Festwiese auftreten wird. Eigentlich sollte aus Tartlau/Prejmer „Verstärkung“ kommen, erfahren wir von Manfred Copony, aber da das Blumenfest in diesem Jahr am selben Tag mit dem Muttertag gefeiert wird, verspäten die Tartlauer. Ursprünglich war der Termin des Festes eine Woche früher angesetzt – aber da war in Kronstadt der Aufmarsch der Junii-Reiter angesagt – eine zu starke Konkurrenz für Brenndorf.


Der Aufmarsch in der Kirchgasse


Pünktlich um elf Uhr beginnt der Aufmarsch. An der Spitze steht die rumänische Blaskapelle aus Zeiden. Ihr folgt eine schön geschmückte Pferdekutsche, von der Bürgermeister Arsene und sein Gast, der Kronstädter Bürgermeister George Scripcaru, die am Straßenrand aufgestellten Zuschauer begrüßen. Diese können die bunten, mit Blumenarrangements geschmückten Anhänger und Autos bewundern. Vor allem für Glashäuser und Blumenhandlungen ist es eine sehr willkommene Gelegenheit, sich zu präsentieren und für ihre Produkte zu werben. Erstmals dabei ist der größte Arbeitgeber der Gemeinde, die Zuckerfabrik, mit einem eigenen Blumenwagen, auf dem das Firmenlogo (ein riesiges Würfelzuckerstück mit der Aufschrift BOD) als Blumenschmuck angebracht ist. Bewundert werden aber auch die schönen rumänischen, sächsischen und ungarischen Volkstrachten, denn das Blumenfest hat zwar einen deutschen Namen aber eine multikulturelle Ausrichtung. Schön geschmückte Pferde mit Jugendlichen, aber auch mit einer jungen Dame und sogar mit Kindern im Sattel, sind Teil dieses Festzugs, dem sich , wie auch in den beiden Vorjahren, zahlreiche Kronstädter Radfahrer als geschlossene Gruppe anschließen. Mit dabei ist ein Wagen aus Tartlau mit der Aufschrift „Fasching“. Er erinnert an das Crêpes-Festival aus der Ortschaft, nicht nur wegen des Namens, sondern auch aufgrund der Palatschinken, die kostenlos verteilt werden.


Aus der Schulgasse begibt sich der Festzug zunächst in die Kirchgasse nach links zur Hauptkreuzung und zum Heldendenkmal. Dort wird umgekehrt und der Festzug zieht entlang der Kirchgasse und der Mühlgasse bis zu den letzten Häusern von Brenndorf zur Ausfahrt in Richtung Ariușd/Erösd – der Nachbargemeinde, die jenseits des Altes bereits im Nachbarkreis Covasna, also im Szeklerland, liegt. Die Zuschauer folgen dem Aufmarsch im Schritt-Tempo, so dass der Straßenverkehr nun für fast eine Stunde lahmgelegt ist. Die Brenndörfer verfolgen das ganze Geschehen; manche von den Fenstern aus; andere, vor allem ältere Leute, haben sich gleich Stühle vor den Haustoren aufgestellt, um Blasmusik, Blumenwagen, Reiter und alle anderen Teilnehmer möglichst gut zu beobachten und den einen oder anderen Freund oder Nachbarn zu begrüßen.


Blumen, Grill, Kuchen und Folklore


Die Festwiese bietet genügend Platz für den Blumenmarkt, für die Stände der Handwerker aus Brenndorf, aus den benachbarten Ortschaften und sogar aus dem Kreis Klausenburg. Die Allgemeinschule Brenndorf hat mitten auf der Wiese, wie auf einer Insel, ihren eigenen Stand bezogen, wobei die Schüler vorzeigen, was sie unter Anleitung von Diana Badea mit einer neuen Basteltechnik aus Papierstreifen (Quilling) alles selbst herstellen können. Kinder können sich in einer Spielecke mit Plastik-Rutschbahn und Hüpfburg austoben. Bei den Ess-Ständen bilden sich Schlangen – ein Zeichen, dass man auch eine gewisse Wartezeit in Kauf nimmt, um einen Braten, Gulasch, Mici oder gegrillte Hähnchen zu erstehen. In der Nähe gibt es Holzbänke und Tische in Zelten, die auch etwas Schatten spenden. Manfred Copony und seine zwei Helferinnen haben an ihrem Stand keine freie Minute, denn viele wollen Burzenländer Süßigkeiten, unter denen der Hanklich, der Baumstriezel und die Dobosch-Torte am stärksten vertreten sind, nicht nur ansehen sondern auch kosten. Da muss mal die Reserve an Kleingeld aufgefrischt werden und auch die eine oder andere Frage betreffend Kuchenrezepten oder Volkstrachten-Details beantwortet werden. Wer Palatschinken will, begibt sich zum Tartlauer Stand. Es gibt gleich zwei davon: einer mit Crêpes im XXL-Format und verschiedenen Geschmacksvariationen und ein zweiter mit den klassischen kleineren Eierkuchen. Das Besondere daran: jeder zahlt dafür, soviel er will in einen Glasbehälter. Kinder haben Vorrang und manch großzügiger erwachsene Spender bereitet jenen Kleinen, die gerade keinen Leu in ihren Taschen tragen, eine Freude, indem er für sie die heiß erwünschte Speise erwirbt.


Auf der Bühne wechseln sich die Tanzgruppen ab, vorgestellt von Claudia Mirițescu, Musiklehrerin am Honterus-Lyzeum, gut bekannt auch als Sängerin, die das gesamte Repertoire von Schlager bis Volksmusik beherrscht. Diesmal verzichtet sie aufs Mikrofon als Vokalsolistin zugunsten ihrer Kollegen Ionuț Langa aus Fogarasch/Făgăraș und Tudor Furdui Iancu jr., die als Sondergäste im Festivalprogramm angekündigt sind. Die Zuschauer müssen nicht stundenlang vor der Bühne stehen – auf den Strohballen-Reihen lässt es sich gut sitzen.


Das Blumenfest erwies sich als Volksfest. Für manche war es auch der Muttertag, für andere der weniger bekannte rumänische Vatertag, für den Brenndorfer Bürgermeister sogar der Geburtstag. Und dass gerade Wahlkampagne ist, war aus der Ansprache des Kreisratsvorsitzenden Adrian Veștea ebenfalls herauszuhören. Auch wurde auf dem Weg zur Festwiese Wahlwerbung angeboten. Für die Teilnehmer war das eher Nebensache – viele werden von diesem Sonntag wahrscheinlich den Namen Blumenfest in Erinnerung behalten und von Brenndorf  als einem Ort weitererzählen, der auch mit Siebenbürger Sachsen in Verbindung gebracht wird.