Das „Komm mit“ ist wieder da

Seinerzeit beliebtestes Reisebuch mit neuem Konzept

Es war eine der besten Verlagsideen des Forums (DFDR) das seinerzeit beliebte Reisebuch „Komm mit“, das 30 Jahre lang im Verlag „Neuer Weg“ erschienen ist, wieder herstellen zu lassen. Mit mir hat Klaus Farbitius, der zu den treuesten Mitarbeitern von „Komm mit“ gehört hatte, des öftern darüber geredet, nun hat sich der gute Einfall durchgesetzt.

Das erste „Komm mit“ hatte Georg Hromadka auf das Jahr 1970 gemacht, nachdem es vorher einen immer ausführlicheren Wanderteil im Kalender gegeben hatte. Der Herausgeber hatte einen  Nerv unserer hiesigen deutschen Seele getroffen: Die Liebe  zum Wandern und zur Natur, die auch in der Gründung des Siebenbürgischen Karpatenvereins (1880) ihren Ausdruck gefunden hatte. Deshalb gab es auch noch eine Menge Fachleute, die gern über diese Themen schrieben, aber auch genügend junge Journalisten  beim „Neuen Weg“, die mit Vergnügen über ihre Ausflüge und Reisen berichteten. Jedenfalls konnte sich das Produkt über einen Zeitraum von 30 Jahren halten, die letzte Ausgabe ist auf das Jahr 1990 erschienen, denn das Buch war schon im Sommer 1989 fertig geworden. Der zweite Teil des Geheimnisses: In dem Buch gab es keine Politik, das trug zu seiner Beliebtheit bei, denn die Leser hatten die Politik satt. Ein Grund des Erfolgs war auch der Eiserne Vorhang: Die Leute aus diesem Teil der Welt konnten nur hier reisen, und so war „Komm mit“ zeitweilig in der DDR ebenso bekannt wie in Rumänien.

Die ADZ hat ihre wöchentlichen Reiseseiten im Februar 2007 eingeführt, die Kollegin, die sie jetzt betreut und die auch das „Komm mit“ zusammengestellt hat, Nina May, hat sie im Sommer 2011 übernommen. Wenn also als Erklärung im Buch steht: Gesammelte Reisereportagen aus der ADZ,  ist das nicht mechanisch zu verstehen. Die Texte sind im Verlauf von anderthalb Jahren entstanden, sie  wurden auf ihre Aktualität  noch einmal überprüft, neu hinzu gekommen sind die „Reisetipps“ zu jedem Stück und sonstige nützliche Hinweise. Das Lektorat haben Rohtraut Wittstock, Ionuţ Budaşcu und Nina May übernommen; Rohtraut Wittstock hat durch ihre kulturgeschichtlichen Aufsätze schon in der ersten Periode zu den Autoren von „Komm mit“ gehört.
Früher hatten die Leute die Gewohnheit, sich aus der Zeitung Aufsätze auszuschneiden oder Sonderseiten und Beilagen zu sammeln, an denen sie ein besonders Interesse hatten. Ich weiß nicht, wie viele das mit den Reiseseiten der ADZ gemacht haben, jetzt liegen sie jedenfalls als Buch vor und das ist übersichtlicher und bequemer. Außerdem ist alles auch schöner. Die Honterus-Druckerei hat ein entsprechendes Papier eingesetzt und so sind die Farbfotos – es gibt davon eine  Menge – bestens herausgekommen. Schon vom Umbruch her konnten ins Buch mehr Fotos aufgenommen werden als in die Zeitung.

Und nun muss ein Wort gesagt werden über die Autoren, die am meisten für das Buch gearbeitet haben: Das sind unsere Kollegin Nina May, die auch das Layout gemacht hat, und ihr Mann, der Fotograf George Dumitriu. Die beiden machen natürlich auch die Reisen zusammen und so ist wahrscheinlich auch das Prinzip für dieses Buch entstanden: „Wir reisen stets mit dem Blick für das Besondere. Für das, was man eben nicht in allen Führern lesen kann.“ Hinzu kommt die Bildung: George Dumitriu hat die Fotos für den Band über das UNESCO-Kultur- und Naturerbe in Rumänien gemacht, der im Verlag „Monitorul oficial“ erschienen ist, ein Teil der Reisen gehen auf dieses Projekt zurück, auch zu den siebenbürgischen Kirchenburgen oder ins Donaudelta. Eine der Entdeckungen ist der Dakerfelsen bei Băniţa, der auch auf dem Titelblatt steht. Eine Entdeckung ganz anderer Art wieder: das Jurtencamp, das ein Unternehmer seiner mongolischen Frau zuliebe bei Sovata aufgestellt hat und in dem es auch ungewöhnliche Bademöglichkeiten gibt.

Den besten Text aus Siebenbürgen hat Hannelore Baier geschrieben, über ihre Heimatstadt Schäßburg. Sie kannte auch die beliebten Burgführungen, die ihr Vater Hermann Baier gemacht hat. Darstellungen dieser Art kommen richtig heraus, wenn der Autor die einschlägige Literatur kennt, alles aber auch aus eigener Anschauung schildern kann. Nach diesem Muster hat Hannelore Baier auch Mediasch beschrieben – mit seiner Kirchenburg mitten in der Stadt – und den gegenwärtigen Kurbetrieb in Salzburg, diesem „kleinen Meer bei Hermannnstadt“. Den Texten von Holger Wermke merkt man es an, dass er Erfahrung in der Reiseliteratur hat, auch durch seine Mitarbeit an einschlägigen Büchern des Schiller-Verlags. Das sieht man am besten in seiner Reportage über die „Hügelgräber“ bei Hundertbücheln, obwohl man in so einem Fall aus wenig etwas machen muss. Andrey Kolobov wieder schildert einen Rundgang durch die Altstadt von Hermannstadt, er ist zwar kein Hermann Baier, man merkt es dem Text aber an, dass auch dieser Autor seine Erfahrung mit Touristengruppen hat, denn er muss alles auf Russisch erzählen.

Ralf Sudrigian ist von allen ADZ-Kollegen der einzige, der in einem Bergsteigerverein – dem SKV in Kronstadt – aktiv geblieben ist. So ist auch sein Bericht über den Betrieb in der „Villa Hermani“ in Măgura unterm Königstein das Resultat der Beobachtungen eines Kenners. Aus Kronstadt sind noch Dieter Drotleff, Christine Chiriac und Hans Butmaloiu in dem Buch vertreten.
Die Temeswarer Kolleginnen Raluca Nelepcu und Andreea Oance erzählen zwar einiges vom Semenik, sind dafür aber durch andere Gegenden gereist. Aida Ivan aus Bukarest hat die Häuser aufgesucht, in denen rumänische und deutsche Schriftsteller in Bukarest gewohnt haben, außerdem hat die Kollegin das Dorf Sfântu Gheorghe im Donaudelta stimmungsvoll beschrieben.
„Komm mit“ aus dem Jahr 2013 ist nicht nur eine „Reise durch das facettenreiche Land“ geworden, sondern gleichzeitig ein aktueller Einblick in eine besondere Art des Tourismus.

Das Buch wird als Prämie an alle verteilt, die ein neues Jahresabonnement für die ADZ machen.