Das Mekka der Rheumatiker

In Erinnerung bleibende Kurzaufenthalte im ungarischen Thermalbad Harkány

Bad Harkany lockt mit großzügigen Becken und schöner, grüner Umgebung.

Mehrere Becken stehen für Kurgäste und Schwimmer zur Verfügung.
Fotos: der Verfasser

Ungarn ist bekannt durch seine vielen Frei- und Thermalbäder, auch nahe der rumänischen Grenze, die in den letzten Jahren wie Pilze nach dem Regen aus dem Erdboden geschossen sind. Sie ziehen immer mehr Touristen auch aus den Nachbarländern an. Wer im westlichen Teil Rumäniens wohnt, kann sie in wenigen Stunden erreichen und abends wieder heimkehren. Schwieriger ist ein solches Unterfangen für im Inneren des Landes Lebende, die allein bis zur Grenze von Nădlac  eine mehrstündige Autofahrt auf sich nehmen müssen. Für diese ist es empfehlenswert, eventuell eine Übernachtung in Arad einzulegen, um dann am nächsten Tag das Ziel zu erreichen. Wir entdeckten Bad Harkány zufällig auf dem Weg nach Kroatien – eine Überraschung,  die in angenehmer Erinnerung bleiben sollte.

Da unser Ziel eigentlich die kroatische Küste ist, fahren wir von Nădlac weiter bis Szeged und dann nach Mohacs, wo wir eine kurze Pause einlegen. Bekannt durch die Schlacht von 1526, in der die Türken niedergeschlagen wurden, besuchen wir in der Ortschaft die weit aus der Ferne zu sehende katholische Kirche und dann das Denkmal, das an diesen Sieg gegen die Ausbreitung des Osmanischen Reiches erinnert.

Nahe der Grenze zu Kroatien

Auf der B 58, die von Pecs nach Dravaszabolcs führt, erreichen wir den Kurort Harkány, nur sieben Kilometer von der kroatischen Grenze entfernt. Bad Harkány ist nur auf der Straße zu erreichen, da die Eisenbahnlinie außer Verkehr gesetzt worden ist. Vom ersten Augenblick an nimmt uns die Ortschaft  in Bann durch die  vielen Parkanlagen, die breiten Straßen, die alten und neuen Kurhotels, so dass wir schnell eine  Unterkunft finden. Und das ist nicht schwer, da es dort 35.000 Unterkunftsmöglichkeiten gibt. Aus den Parks erklingt Musik, wohl gelaunte Menschen trifft man überall an. In Harkány werden regelmäßig Festivals und Musikkonzerte organisiert. Am Montag den 20. August beginnt zum Beispiel die Veranstaltungsserie „Langes Wochenende“ mit einem reichen Unterhaltungsprogramm.  Zwei kleine Flüsse laden zum Angeln ein, mehrere Seen gibt es im Umfeld, alte Burgen können besichtigt werden, die dortigen Rotweine sind bereits aus dem Altertum bekannt. Die Weinstraße Villany - Siklos führt von den 442 Meter hohen Villany-Bergen  bis zur Stadt Siklos im Süden des Komitats Baranya. In der Nähe liegt auch der Wallfahrtsort Mariagyud, der jährlich tausende Pilger anzieht.

Harkány ist seit über eineinhalb Jahrhunderten durch das Thermalbad mit schwefelhaltigem Wasser als Kurort bekannt. Kein Wunder, wenn man dann auch schnell feststellt, dass dieses in Städtepartnerschaft mit dem rumänischen Kurort Tușnad Băi steht. Aber auch mit Crikvenica aus Kroatien, gelegen auf einem Berghang an der Adria-Küste. Die Fahrt bis dort hin durch den Wald, die zwischen den Bäumen in der Tiefe plötzlich zu sehenden Meeresbuchten, in denen Riesenfrachter warten, um abgeladen oder beladen zu werden, ist nur zu empfehlen.  Weitere Partnerschaften pflegt Bad Harkány mit Bruchköbel in Deutschland, Szczawnica in Polen, Kutschatow in Russland, Bocko Petrovo Selo in Serbien und einem weiteren kroatischen Kurort, Trogir.

Die erste urkundliche Erwähnung der Ortschaft als Nagh Harka  geht auf das Jahr 1323 zurück. Archäologische Funde gibt es aus der Hunnen- und Awarenzeit.  Die 110 Meter über dem Meeresspiegel liegende Ortschaft umfasst eine Fläche von 2567 Hektar, hat aber nur 3600 Einwohner - wenig im Vergleich zu den tausenden Besuchern, die dort jedes Jahr Urlaub machen oder auf Kur weilen. Die Ortschaft bietet an Sehenswürdigkeiten die katholische und die reformierte Kirche aus dem Jahr 1802, den Harka-Brunnen, die Zsigmony-Promenade und natürlich das Weinmuseum in Villany. Zu empfehlen ist auch eine Schifffahrt auf dem Grenzfluss zu Kroatien, der Drawa. Nicht nur das Thermalwasser, sondern auch die Freibäder und natürliche Gegebenheiten wie das Klima bieten besonderes gute Voraussetzungen für eine Kur oder einen kurzen Erholungsaufenthalt. Pro Jahr werden 2100 bis 2200 Stunden Sonnenschein verzeichnet.  Daher wird Harkány auch als Mekka der Rheumatiker bezeichnet.

Heil- und Strandbad

Die Ortschaft bietet ein ausgezeichnetes Heilbad, das seit Jahren nicht nur in Ungarn bekannt ist, sondern auch besonders viele Touristen und Kurpatienten vor allem aus dem Westen Europas anzieht.  Die 2004 vorgenommenen Renovierungs- und Modernisierungsarbeiten haben die Qualität sämtlicher Anlagen stark verbessert.  Die besonderen Eigenschaften des Wassers, das mit einer Temperatur von 62 Grad aus 55 Metern Tiefe gepumpt wird, machen die Kur sehr effizient.  Das Heilbad liegt in einer sehr schönen und weiten Parkanlage, die sich über 13 Hektar erstreckt.  Der hohe Schwefelgehalt und die große Konzentration an Fluor, Zink und Selen sind für die Heilwirkung des Wassers verantwortlich. Eine Kur im Heilbad von Harkány ist besonders bei Erkrankungen des Bewegungsapparates,  Rheuma, Hautkrankheiten, Störungen des Lymphkreislaufes und chronischen Frauenleiden zu empfehlen. Natürlich sollte man vorher ärztlichen Rat einholen. Bestens ausgebildete Fachärzte stehen einem auch vor Ort zur Verfügung.

Bad Harkány ist nicht nur als Kurort zu empfehlen. Auf 5000 Quadratmetern gibt es drei Becken im Heilbad und fünf Schwimmbecken im Strandbad, sowie eine riesige Rutsche. Für das leibliche Wohl sorgen 15 Buffets, wobei sich die ungarische Küche als besonders schmackhaft erweist. Wer Einkäufe tätigen möchte, dem stehen zahlreiche Geschäfte zur Verfügung.  Außer dem Heil- und Strandbad gibt es noch weitere Freibäder, Rutschen und Kinderbecken, zahlreiche Restaurants und Bistros garantieren für das leibliche Wohl. Die Grünflächen sind liebevoll gestaltet mit Ziersträuchern, Blumen, Bäumen und exotischen Pflanzen.
Ein reiches Angebot gibt es auch an Wellnessanlagen,  wo man sich Massagen  mit ätherischen Ölen unterziehen kann.  Das Wellnesszentrum bietet Naturheil-, Balneo-, Mechano-, Elektrotherapien, Schlammbehandlungen und Heilgymnastik. Die günstigen Preise in Bad Harkány sind ein weiterer Pluspunkt.  Auch - oder vor allem - wenn man sich, wie wir, nur für zwei Tage auf der Durchreise dort verwöhnen lassen will.