Das sinkende Schiff retten

ifa-Kulturredakteurin hielt Radiowerkstatt in Arad

Drei Tage lang lernten Jugendliche, wie man Beiträge fürs Radio produziert. Die Ergebnisse werden am 4. April in der Jugendwelle bei Radio Temeswar gesendet. Foto: Annik Trauzettel

Es soll ein Neustart für ein Jugendprojekt werden, das seit Jahren mit dem Überleben ringt. Annik Trauzettel, ifa-Kulturredakteurin bei Radio Temeswar, möchte das von vielen als sinkendes Schiff bezeichnete deutschsprachige Projekt „PausenRadio“ retten. Immerhin besteht es bereits seit zehn Jahren trotz den Fehltritten ihrer Vorgänger. Zusammen mit dem Kulturweit-Freiwilligen Steffen Hornemann hat Trauzettel darum eine dreitägige Radiowerkstatt für Schülerinnen und Schüler von der Adam-Müller-Guttenbrunn-Schule aus Arad veranstaltet. Sie war die zweite Schule, die sich 2005 dem Projekt „PausenRadio“ anschloss und wo, wie es der Name andeutet, Schüler Radio in den Pausen machten. Aufgrund von Umzügen und dem Abgang der Jungredakteure von der Schule entstand ein Vakuum, das Trauzettel nun mit der Werkstatt zu füllen hoffte. Denn es werden dringend neue Redakteure für das Arader PausenRadio gesucht. Sie sollen in die Fußstapfen der „Alten“ treten und radiotaugliche Sendungen produzieren, die auf der offiziellen Seite www.pausenradio.net sowie in der Deutschen Sendung bei Radio Temeswar ausgestrahlt werden. Dafür müssen Trauzettel und Hornemann die Schüler von der Idee begeistern – eine große Herausforderung im Jahr 2014, aufgrund wachsender Trends wie Facebook, das das Leben der Jugendlichen fast gänzlich einnimmt.

 

Erste Gehversuche eines Journalisten

 

Während den drei Tagen lernten die Schüler, was ein gebauter Beitrag mit O-Tönen ist und wie man ein Interview führt. Nach einer kurzen theoretischen Einführung mussten sie Personen befragen und daraus Radioberichte produzieren sowie eine Radioumfrage aufstellen. Am Ende entstand ein Beitrag über die aktuellen Probleme der Adam-Müller-Guttenbrunn-Schule sowie über die Situation der Rumäniendeutschen aus Arad am Beispiel der Familie Szellner. Auch der Kulturweit-Freiwillige Steffen Hornemann legte Hand an und bastelte an einer „Vox Pop“, also einer Umfrage zum Thema „Was macht die AMG-Schule so besonders“. Die drei Endprodukte werden am 4. April in der Deutschen Sendung bei Radio Temeswar gesendet.

Anders als in den besten Zeiten des PausenRadio-Projektes beteiligten sich an der Werkstatt ausschließlich Mädchen. Die vier Teilnehmerinnen mussten dabei alles machen, was auch die professionelle Radioredakteurin macht. Sie mussten recherchieren, Interviews führen, O-Töne sammeln und bearbeiten, einen Beitragsskript schreiben, mit professionellen Schnittprogrammen die einzelnen Bauteile zusammenfügen und am Ende ihre Stimmen aufnehmen. Annik Trauzettel begleitete die Mädchen während des gesamten Arbeitsprozesses und griff schon mal selber zur Maus und Tastatur. Die Redakteurin, die im Auftrag des Instituts für Auslandsbeziehungen (ifa) in Temeswar für ein Jahr arbeitet, hatte zuvor keine Radioerfahrungen. Inzwischen ist sie selber eine waschechte Journalistin, die ihre bisherigen Erfahrungen gerne mit den Jugendlichen teilt.

In den nächsten Monaten soll die Zusammenarbeit zwischen Trauzettel und der Adam-Müller-Guttenbrunn-Schule intensiviert werden. Über Steffen Hornemann soll eine feste Schülerredaktion an der Arader Schule entstehen, die alle paar Wochen gebaute Beiträge und Interviews produzieren soll. Es ist der erste Schritt zum Wiederaufbau des Jugendförderprojektes „PausenRadio“. Und Annik Trauzettel ist zuversichtlich, dass das Schiff noch nicht gesunken ist.