Das Tor zur Erkenntnis des reichen Kulturerbes im Landkreis Kronstadt

Neues Schulbuch von Adriana Scripcariu lädt zu einer spannenden Zeitreise ein

„Patrimoniu Cultural, Judeţul Braşov“, ISBN 978-606-93416-1-2, erhältlich bei Humanitas in Kronstadt (55 Lei) oder als Sammelbestellung für Schulen für 35 Lei bei der Autorin (Tel. 0722.121.566, E-Mail: asociatia.piscu@gmail.com). Kostenloses PDF-Download in Kürze unter www.patrimoniupentrucopii.ro.

Familie Scripcariu vor der Buchhandlung Humanitas in Kronstadt. Foto: George Dumitriu

„Heutzutage wissen wir sehr viel über ferne Kontinente, längst verloschene Sterne oder den Grund des Ozeans. Aber die Schönheiten direkt neben uns bleiben oft unbekannt.“ So beginnt die Autorin Adriana Scripcariu (wir kennen sie bereits aus dem Artikel vom 28. Januar 2013:) im Vorwort des optionalen Lehrbuches „Kulturerbe – Der Landkreis Kronstadt“/„Patrimoniu Cultural – Judeţul Braşov“ ihr Schreiben an die kleinen Leser. Mit schlichten Worten erklärt sie, warum es wichtig ist, Kulturerbe zu bewahren: Durch die Weitergabe der Schönheit aus Kunst, Folklore, Handwerk und Alltagskultur flicht sich ein Band der Liebe, das die Generationen der Vergangenheit mit denen der Zukunft verbindet. Wenn diese Kette abbricht, haben wir unsere Wurzeln verloren...

Sensibel und unterhaltsam führt sie die Kronstädter Schüler in 15 bunten Kapiteln auf eine Reise durch ihren Landkreis. Untermalt mit unzähligen Bildern aus Museen und Privatsammlungen, zu Monumenten und Menschen, Bräuchen und Legenden erzählt sie seine spannende Geschichte. Von der Zeit, als die Felder und Weiden von heute noch Sumpfland waren oder bedeckt von uraltem Eichenwald. Von Dakerfestungen und römischen Burgen. Von den wichtigsten Ethnien, die hier jahrhundertelang Seite an Seite lebten und leben, weitgehend unvermischt, jede mit ihren Bräuchen und Sprachen, und doch reflektiert sich die geografische Nähe in folkloristischen Ähnlichkeiten. Ob Sachsen, Rumänen oder Ungarn, ob Roma, Szekler oder Tschangos – sie alle sind eben Kronstädter.

Mit ihrem zweiten Schulbuch dieser Art – das erste befasste sich mit dem Landkreis Ilfov – hat sich die Autorin, fünffache Mutter und Leiterin einer kleinen Schule für Kulturerbe in Piscu, Ilfov, selbst übertroffen. „Das Lehrbuch liefert eine andere Perspektive auf Kultur und Geschichte und ist außerdem spannend wie ein Märchen erzählt“, bemerkt Schulinspektorin Silviana Cioceanu anlässlich der Buchpräsentation am 18. November in der Bücherei Humanitas in Kronstadt anerkennend. Pfarrer Radu Oltean vom Museum der ersten rumänischen Schule lobt: „Erstmals ist in einem Schulbuch über Kronstadt auch der rumänische Teil der Geschichte ausreichend vertreten.“ Valentina Popica ergänzt: „Das Buch hat mich vor allem visuell und taktil erobert. Es erfüllt nicht nur alle psychopädagogischen Anforderungen, sondern ist durchaus auch für Erwachsene und Touristen attraktiv.“

Der Inhalt ist in vier Handlungsstränge gegliedert, symbolisiert durch verschiedenfarbige Wollfäden, die sich, genau wie die erzählten Geschichten, am Ende zu einem bunten Gewebe verflechten: Grün steht für Basisinformationen; Orange für die Kapitel über Handwerk und Kunst; Rot für Bräuche, Traditionen und Feiertage; Blau für Festungen, Kirchen und Häuser. Das Buch vermittelt knapp und klar die wichtigsten Zusammenhänge, steckt aber auch voller Details: Handelswege und Handwerkerzünfte, der Zwiebelkalender der Sachsen, prachtvolle bäuerliche Möbel aus der „guten Stube“ oder der Zweck der winzigen Einzimmerhäuschen auf den Almen sind nur einige Beispiele.

Für die optische Attraktivität sorgt nicht nur eine interessante grafische Aufbereitung mit Kinderzeichnungen, Skizzen, bunten Kreuzworträtseln und Infokästen, sondern auch eine unglaubliche Vielzahl an Fotografien mit Elementen aus Stadt und Dörfern, Objekten aus Museen und Privatsammlungen, Landschaften und Menschen.
Projektfotograf George Dumitriu hat hierfür Hunderte Kilometer zurückgelegt und sich in die Perspektive der Kinder versetzt. „Es ist das Tor zur Erkenntnis, das sich euch mit dem Umschlagbild auftut und zu einer Entdeckungsreise in eine andere Welt einlädt“, verrät er augenzwinkernd. Tatsächlich ist es das Seitentor der Kirchenburg in Tartlau/Prejmer, und für die Aufnahme musste er vorher einen alten Kaugummi mit dem Taschenmesser vom Holz der Türe kratzen...

Auch Schmuckstücke aus privaten Sammlungen – etwa aus dem Gästehaus von Carmen Schuster in der ehemaligen Volksschule Kleinschenk/Cincşor oder dem Museumszimmer von Manfred Copony im Pfarrhaus von Brenndorf/Bod – finden sich darin verewigt.

„Dieses Buch sollte in keiner Familie fehlen“, empfiehlt Kunsthistoriker Ioan George Andron vom Kronstädter Museum für Städtische Zivilisation und wendet sich der Autorin zu: „Ich weiß nicht, wie Sie es geschafft haben, es so interessant zu gestalten. Was Sie da vollbracht haben, ist für mich ein Wunder!“