Das Wochenende der Computerfreaks

IT-Großveranstaltung im Rahmen der europäischen Programmier-Woche

Konzentrierte Jugendliche...

... und Programmierfachleute beim ersten Hackathon in Temeswar

Gerade mal sieben Jahre alt war der jüngste Teilnehmer an dem ersten „Hackathon“ im Regionalen Wirtschaftszentrum Temeswar. Mehrere Hunderte Computer-Freaks nahmen am vergangenen Wochenende an der landesweit größten Veranstaltung teil, die unter dem Titel „HackTM“ im Rahmen der „EU Code Week 2014“ stattgefunden hat. Samstagmorgen um 8 Uhr haben sich die Computerfreaks aller Altersgruppen eingefunden, einige von ihnen sind sogar über Nacht geblieben, um ihre Projekte zustande zu bringen – so steht es einem echten Programmierer auch gut. Natürlich waren nicht nur Kids da, sondern vor allem viele erfinderische Programmierer, Software-Developer, Grafikdesigner, Interface-Designer und Projektmanager. Die besten Projekte in jedem der von den Organisatoren bestimmten Tracks – Web & Mobile Entwicklung; Hardware & Embedded, IOT House-Automotion; Open Source; Game Development; Big Data; City Projects sowie Coding Kids Web-Design – wurden am Sonntag prämiert. Die Kids, die an dem Hackathon teilgenommen haben, haben jedoch bewiesen, dass die jüngste Generation in nicht allzu langer Zeit in diesem Bereich das Sagen haben wird. Sie kamen von der unter „Coder Dojo“ bekannten internationalen Programmier- und Bildungsbewegung, die es seit ungefähr anderthalb Jahren auch in Temeswar gibt und die sich zum Ziel setzt, Kinder und Jugendliche das Programmieren beizubringen, wobei die Mentoren Mitarbeiter von IT-Firmen sind, die auf Volontariatsbasis die Kurse für Kinder betreuen.

Eine Million IT-Fachleute gesucht

„HackTM“ ist damit eine der über 1500 Veranstaltungen dieser Art vergangener Woche in Europa und die größte in Rumänien gewesen. Das Programmieren stand im Brennpunkt, genau zum richtigen Zeitpunkt, denn wenn man Berichten, auf die sich die Europäische Kommission beruft, glaubt, könnten in Europa bald eine Million IT-Fachleute fehlen. Dem arbeiten mehrere Länder entgegen, die erkannt haben, welches die Branche der Zukunft ist: In sieben Mitgliedsstaaten der EU ist Programmieren ein Pflichtfach an den Schulen geworden, in weiteren fünf Staaten ist es als Wahlfach eingetragen. Wenn man sich die Namen der Staaten anschaut, kann man erkennen, dass es unter anderem die von der Krise am meisten betroffenen Staaten sind (Griechenland, Portugal, auch Italien und Irland), die unter dem europäischen Schirm gestanden haben und wo zukunftsorientiert denkende Bildungsminister zeigten, wie man dem fallenden Wirtschaftskurs sowie der steigenden Arbeitslosigkeit der Jugendlichen entgegenwirken kann. Rumänien befindet sich leider nicht unter diesen Staaten. Ein Pflichtfach ist Programmieren in Bulgarien, Zypern, der Tschechischen Republik, Griechenland, Polen, Portugal und in Großbritannien. Ein Wahlfach ist es in Dänemark, Estland, Irland, Italien und in Litauen.

Wie Diana Andone, die Leiterin des eLearning Centers an der Technischen Universität Temeswar (TUT), gegenüber der ADZ erklärte, „haben wir unsere Mühe damit, genügend gut ausgebildete Studenten zu finden; nur wenige Lyzeen bereiten ihre Schüler im Fach Informatik ausreichend für das Studium an der TUT vor.“
Dabei ist Programmieren auf EU-Ebene als „eine neue Grundkompetenz – für Mädchen ebenso wie für Jungen“ erkannt worden, so die Worte der scheidenden, für die Digitale Agenda zuständige Vizepräsidentin der Europäischen Kommission, Neelie Kroes. Übrigens geht die „EU Code Week“ auf eine Initiative von Neelie Kroes’ „Young Advisers“ zurück. Die Veranstalter des „HackTM“ waren das Startup Hub Temeswar in Zusammenarbeit mit Banat IT sowie Volontären. Unterstützt wird die Initiative auch von großen Technologie- und IT-Unternehmen, wie etwa Google, Microsoft oder Rovio, hier in Temeswar.

Projekte für eine smarte Stadt

An den Projekten haben in Temeswar bis zu fünf Personen gearbeitet. Für die IT-Fachleute sind die Hackathons von Interesse, um ihre Projekte voranzutreiben und später irgendwann zu vermarkten. Die Firmen sehen die Hackathons unter anderem auch als eine Möglichkeit, frische, kluge Köpfe zu finden. Einige der Teilnehmer haben durchaus schon reifere Projekte vorgeschlagen, etwa im Bereich der digitalen Stadtentwicklung. Der Track „City Projects“ hatte als Mentoren Vertreter von der „Smart City“-Gesellschaft in Zusammenarbeit mit der Stadtverwaltung Temeswar, dem Departement für Online-Dienste und Design der rumänischen Regierung sowie der Technischen Universität Temeswar und der Koalition für Open Data. Ziel war es, Projekte zustande zu bringen, die sich auf die Temeswarer Gemeinde auswirken werden. Wie Dan Bugariu, der Vorsitzende der Smart City Gesellschaft und einer ihrer Gründungsmitglieder, erklärte, gehören dazu Projekte wie etwa City Events, eine Plattform für das Management aller Kulturveranstaltungen, oder City Alerts, wodurch die Stadtverwaltung und die Regiebetriebe mit anderen Diensten, etwa der Feuerwehr, der Ambulanz oder der Polizei, vernetzt sind, um sich gegenseitig über verschiedene Ereignisse in der Stadt, die mehrere betreffen, zu unterrichten. Ein anderes Projekt unter dem Schirm SmartCity ist City Solutions, eine Plattform für die bessere Kommunikation zwischen Bürgern und Lokalbehörden. Das Hackathon hat durch das Zusammenbringen der Programmierer mit den zur Verfügung gestellten 100 Kilogramm an Ausrüstungen die Möglichkeit des Vernetzens, aber auch der im IT-Bereich ebenfalls sehr geschätzten Sozialisation geboten. Und hoffentlich hat es auch als Lobby für das Programmieren in Rumänien gewirkt.