Das Wunderland

Hongkong bietet eine perfekte Mischung aus Großstadt, Natur und Strandurlaub

Die schönste und günstigste Stadtrundfahrt macht man mit der Ding-Ding, der Doppeldecker-Straßenbahn.

Ausblick vom Wanderweg „Family Trail“ auf Lamma Island

Die Lichtersymphonie startet jeden Abend um 20 Uhr.

Im Kowloon-Viertel ist immer etwas los.

Unter einem Glasdeckel ist ein gigantischer weißer Fisch ausgestellt. Er sieht aus wie ein  Wesen aus einer anderen Welt. 2001 wurde die Kreatur  in der Meeresenge von Lamma Island, 30 Minuten entfernt vom Stadtzentrum Hongkongs, von einem Fischer gefunden. Heute ist er im Tin Hau-Tempel auf Lamma Island ausgestellt und soll jedem Glück bringen, der ihn ansieht. Doch Glück bedeutet eigentlich, überhaupt in Hongkong zu sein. Die Millionenmetropole an der Südküste Chinas ist wie eine riesige Schatzkiste, die sich immer wieder öffnet und ein kleines Wunder preisgibt.


Hongkong ist ein Ort der Kontraste. Unweit von Hochhaustürmen und Lichtermeeren, Menschengewusel und Verkehrslärm liegen grüne Inseln mit freilaufenden Kühen, romantische Strände und winzige Dörfer, wo die Zeit stehengeblieben zu sein scheint. Ein paar Tage sind nicht ausreichend, um dieses Wunderland zu besuchen.

Milchtee, Wolkenkratzer und Graffiti

Ein Vormittag Anfang Mai. Vom Himmel fällt Nieselregen. Vor wenigen Stunden ist unser Flug aus Shanghai auf dem Flughafen von Hongkong gelandet. Nach einer kurzen Fahrt mit der U-Bahn suchen wir im Viertel Hongkong Island unsere Unterkunft. Ein Tunnel führt uns direkt in die Lobby des Mandarin Oriental Hotels. Es ist bekannt dafür, dass sich hier der chinesische Superstar Leslie Cheung im April 2003 das Leben nahm, indem er aus dem 24. Stock sprang. Eine Frau im rosa Plüschschlafanzug raucht auf der Straße, riesige Wolkenkratzer schießen in die Luft, Männer auf bunten Scootern hupen wie wild, ein Verkäufer hängt gebratene Enten an eine Stange, grünes Licht quillt aus dem Schaufenster eines kleinen Cafes, es riecht nach Lindenblüten und frischem Kaffee, ein bunter Plastikdrachen schwebt über unseren Köpfen. Im Lokal „Lang Fong Yuen“ herrscht Hochbetrieb. Die Legende besagt, dass in den 50er Jahren hier der berühmte Hongkong-Milchtee, auch als „Silk Stocking Milchtee“ oder „Pantyhose Tea“ bekannt,  erfunden wurde. Achtmal werden schwarze Teeblätter mit heißem Wasser übergossen und ziehen in feinen Baumwollbeuteln, die  Seidenstümpfen ähneln. Zur Abrundung wird malaysische Kaffeesahne hinzugefügt. Einheimische und Touristen sitzen zusammen an großen, runden Tischen und bestellen Frühstück. Das ist meistens Milchtee und Toast mit gezuckerter Kondensmilch. Danach geht es weiter durch die Hollywood-Road mit ihren vielen Graffiti-bemalten Mauern und dem Man Mo-Tempel, der unter anderem auch dem Gott der Literatur gewidmet ist. Auf der Cat Street werden an langen Tischen Antiquitäten verkauft - hier findet man alles, von alten Playboy-Ausgaben bis zu lila Porzellan-Elefanten.

Ding-Ding, Pferderennen und teure Cocktails in der höchsten Bar der Welt

Man sagt, das Hongkong zu den teuersten Städten der Welt gehört. Das mag wahr sein - teuer sind Hotelzimmer, westliches Essen und Getränke in angesagten Bars. Doch manche Dinge sind besonders günstig:  asiatische Spezialitäten in kleinen Restaurants (besonders köstlich sind die Dim Sum - Snacks aus gedünstetem Fleisch im Teigmantel, der in Bambuskörben serviert wird), Shopping (Markenkleidung und Elektroartikel sind hier besonders günstig, da Hongkong keine Mehrwertsteuer erhebt) und öffentliche Verkehrsmittel. Um Hongkong Island zu erkunden, sollte man unbedingt mit der Ding-Ding fahren. Das ist die alte Doppeldecker- Straßenbahn von Hongkong. Die Bahn fährt einmal über die ganze Insel und die Fahrt kostet 2,30 Hongkong Dollar (HKD), also weniger als einen Euro. Am schönsten ist ein Fensterplatz im Oberdeck. 

Die Ding-Ding fährt auch ins Viertel Happy Valley. Hier finden jeden Mittwochabend Pferderennen statt. Auch diese sind nicht unbedingt teuer. Man kann seinen Spaß haben, indem man 10 Hongkong Dollar auf ein Pferd setzt und das Rennen verfolgt.
Ebenfalls sehr günstig (um die 2 HKD) ist eine Bootsfahrt mit der Star Ferry, die Kowloon mit Hongkong Island verbindet. Auf der anderen Seite angekommen, kann man auf der Tsim- Sha-Tsui-Promenade spazieren gehen. Am besten, man tut es in den Abendstunden. Jeden Tag um 20 Uhr gibt es hier eine 15 minütige Laserlicht- und Musikshow, „Die Symphonie der Lichter“ genannt. Und diese kostet nichts! Nachdem man so wenig Geld ausgegeben hat, kann man sich  in den späten Abendstunden einen Cocktail in der höchstgelegenen Bar der Welt gönnen: OZONE auf dem Dach des Ritz-Carlton Hotels. Ein Getränk kostet umgerechnet etwa 25 Euro, aber einmal im Leben muss es eben sein. Und der Ausblick ist phantastisch.

Auf dem Drachenrücken wandern

Einen atemberaubenden Ausblick auf die Millionenmetropole hat man auch vom Victoria-Gipfel im Nordwesten der Insel.  Mit 554 Metern über dem Meeresspiegel ist er der höchste Punkt in Hongkong. Oben angekommen kann man einen Panorama-Blick auf die herrliche Landschaft und die Wolkenkratzer von Hongkong bekommen. Zum Victoria-Gipfel gelangt man am besten mit der Peak Tram, der steilsten Drahtseilbahn der Welt. Diese wurde 1888 gebaut und benötigt sieben Minuten für den Aufstieg. 

Für Wanderer und Naturliebhaber ist der Victoria-Gipfel ein wichtiger Treffpunkt. Weil hier der sogenannte „Hongkong Trail“ beginnt. Das ist ein 50 Kilometer langer Wanderweg, der in acht Abschnitte unterteilt ist und am Big Wave Bay Beach endet. Man kann entweder den ganzen Weg zurücklegen (dazu sollte man mehrere Tage einplanen) oder nur einen Abschnitt. Der spektakulärste davon ist der letzte - Dragon´s back (deutsch: der Drachenrücken). 8,5 Kilometer lang hat man einen tollen Panoramablick auf mehrere Stadtteile und das Südchinesische Meer. Am Ende der Wanderung wird man belohnt: am Big-Wave-Bay-Strand kann man sich im Meer erfrischen und in der Sonne baden.
Besonders leicht und auch für Kinder geeignet ist ein anderer Wanderweg, der „Family Trail“ auf der Insel Lamma im Südwesten von Hongkong. Die vier Kilometer legt man theoretisch in einer Stunde zurück. Da man jedoch dauernd stehen bleiben und staunen muss, braucht man viel länger. Auf dem Weg kann man im Meer baden, an einem Pavillon mit Blick auf den Hafen eine Pause einlegen oder in den kleinen Souvenir-Läden im Dorf Yung Shue Wan einkaufen. Der Weg endet im Dorf Sok Kwu Wan in der Nähe des Hafens, wo in den kleinen Restaurants die besten Meeresfrüchte der Welt serviert werden.