Der Köder ist ausgeworfen

Reschitzaer Bürgermeister über sein politisches Schicksal

Reschitza - Mihai Stepanescu, der nicht unumstrittene Bürgermeister von Reschitza, der (nach einem Interimat als Unabhängiger 2008-2012) für die laufende Legislaturperiode zur PSD zurückgekehrt ist, hat sich noch nicht entschieden, was er 2016, nach Abschluss seines Reschitzaer Mandats, tun wird. Scheinbar spontan sagte er im Rahmen eines lockeren Gesprächs mit Lokaljournalisten, dass er eine Kandidatur für den Vorsitz des Kreisrats Karasch-Severin „in Betracht zieht“.
Offensichtlich hat er damit getan, was die Rumänen mit ihrem Reichtum an metaphorischen Redewendungen „den Köder mal auswerfen“ nennen, oder: „das Meer mit dem Finger ausloten“. Stepanescu, dem es noch nie in seiner Karriere an Selbstherrlichkeit gefehlt hat: „Ich habe den Reschitzaern versprochen, dass ich hier gute Sachen machen werde, mit ihrem Geld, mit Regierungsgeldern, mit EU-Geldern, und ich glaube, dass die Veränderung in den letzten Jahren offensichtlich ist. Ich habe noch nicht darüber nachgedacht, was ich tun werde, ob ich in zwei Jahren hier in Reschitza weitermache, in der Kommunalverwaltung, oder anderswo, vielleicht sogar bei der Kreisverwaltung...“

Wer aufmerksam das von Stepanescu (PSD) Gesagte überfliegt, wird bemerken, dass der Bürgermeister unter den Geldgebern der Stadt den Kreisrat übergeht, was keine Unterlassung, sondern Kalkül ist: Er versteht sich mit dem Kreisratsvorsitzenden Sorin Frunzăverde (PNL, früher PDL) wie Hund und Katz und da im Kreisrat seit Jahren passiert, was Frunzăverde diktiert, fällt für Reschitza (Stepanescu) von dieser Seite nur in unumgänglichen Ausnahmefällen Geld ab. Sollte, was nach gegenwärtigem Stand der Umfragen nicht unwahrscheinlich ist, im Frühwinter Stepanescus Parteichef V. Ponta die Präsidentschaftswahl für sich entscheiden, dann besteht die Möglichkeit, dass die PSD mit dem damit verbundenen neuerlichen politischen Schub auch im Banater Bergland zur Übernahme des Kreisratsvorsitzes tendieren könnte – was sie seit 1990 im Banater Bergland immer wieder versucht, aber nie geschafft hat.

Aber in seinem, für seine Verhältnisse ungewöhnlich lockeren, Journalistengespräch warf der Reschitzaer Bürgermeister auch weitere Köder aus, wohl um einmal zu sehen, wie die Reaktionen darauf sind und wer anbeißt. Er schließe auch nicht aus, in Karansebesch zu kandidieren, sagte Stepanescu, denn er kenne die dortigen Verhältnisse gut und er habe viele Freunde, die ihm raten, dort fürs Bürgermeisteramt anzutreten. Dazu sei bemerkt, dass sowohl Stepanescu als auch der Ewigbürgermeister von Karansebesch, Ion Marcel Vela (PNL), aus der Gemeinde Teregova stammen und sich noch aus ihrer Kindheit gut kennen – und angeblich nie sonderlich geliebt haben. Vela reagierte denn auch umgehend: „Diese Erklärung mit seinem Traum von Karansebesch ehrt mich, sodass ich ihn, ehrlich gesagt, gut verstehen kann...“ Und Vela fügte schmunzelnd hinzu: „So weit mir zu Ohren gekommen ist, wollen die Freunde des Bürgermeisters Mihai Stepanescu ihn auch zum Bürgermeister von Temeswar machen.“  Aus all dem Gerüchte- und Ködersud ist eine sichere Schlussfolgerung zu ziehen: Auf den westrumänischen Lokalebenen der Regierungspartei PSD wird bereits fieberhaft nach Möglichkeiten gesucht, bei den Kommunalwahlen von 2016 die Schlüsselposten mit PSD-Leuten zu besetzen, überall dort, wo sie selten oder bisher nie hingelangt sind – und das in der Perspektive der von der rumänischen Rechten mit zittriger Hand an die Wand geschriebenen Realisierung der übermächtigen PSD-Staatspartei/des Parteistaats, mit einem Präsidenten V. Ponta.