Der schädliche Schattenleser...

... oder ein Liedchen vom Segen und Fluch der Elektronik

Gelegentlich kommt es vor, dass ich meinen Hauptgesprächspartnern nach größeren Veranstaltungen wie Haferlandwoche oder Sachsentreffen die resultierende Reportageseite als PDF-Seite zusende. Natürlich erst nach Erscheinen der Zeitung. Nicht selten ist dann die Reaktion: „Danke, das hab ich schon gelesen.“ Ich: „Wie, schon gelesen? Im Internet ist es noch nicht!“ Denn ins Internet stellen wir solche Beiträge mit einer gewissen Verspätung. Die Zeitung – bzw. das an Abonnenten versandte PDF – soll ja aktueller und attraktiver sein. Und dann kommt als Antwort: „Jemand hat mir das Zeitungs-PDF geschickt.“ Schluck. 

So mancher Nicht-Abonnent gibt arglos zu, von jemandem das Zeitungs-PDF zu erhalten. Gelegentlich – na gut. Das kann ja auch Werbung sein für die ADZ, nach dem Motto „Schau mal – ein interessanter Artikel“. Und nicht jeder hat das Tool, einen Artikel aus dem Zeitungs-PDF gezielt herauszuschneiden. 

Aber es passiert auch regelmäßig. Unlängst wies eine Kollegin darauf hin, dass eine bestimmte Person das Zeitungs-PDF offenbar in Gießkannenmanier „weiterverschenkt“ – per Knopfdruck an einen Großverteiler.

Nun vermute ich mal, dass sich der finanzielle Schaden für die ADZ  in Grenzen hält. Ohnehin ist der Preis mit 1 Leu pro Zeitung eher symbolisch. Die ADZ ist offensichtlich kein kommerzielles Projekt, das Profit erwirtschaften muss. Das denken sich vielleicht auch die PDF-Weiterverteiler... 

Und doch gibt es einen ganz konkreten Schaden: Die durch Gratis-PDFs beglückten Leser erscheinen in keiner Statistik! Nicht in Google-Analytics als Klicks, nicht auf der Abo-Liste. Schattenleser als  Dunkelziffer! Wieviele mag es inzwischen geben?

Und wo liegt nun der Schaden für die ADZ? Ganz einfach: Eine Leserstatistik kommuniziert das Interesse an der Zeitung. Sie dokumentiert nachvollziehbar, dass jemand sie liest, ob gratis im Netz oder als Abonnent, ob ganz oder nur einzelne Artikel. Als wir noch eine Förderung für das Abo der dpa-Nachrichtenagentur erhielten, mussten wir hierzu jedes Jahr einen Nachweis führen. Denn jeder Financier einer Sache hat naturgemäß auch Interesse daran, zu erfahren, ob diese auch wirklich gefragt ist. 

Schattenleser aber erscheinen in keinerlei Statistik – es gibt sie einfach nicht! Und je mehr es werden, desto größer die Gefahr, dass es irgendwann auch die ADZ nicht mehr gibt. Liest ja keiner, lohnt sich ja nicht, vermittelt die offizielle Statistik, wenn die Methode weiter überhand nimmt.

Wer die ADZ auch langfristig lesen möchte, tut dies also bitte als Abonnent - oder zumindest online auf der offiziellen Webseite: www.adz.ro.  PDFs weiterleiten bitte nur im Ausnahmefall – der für diesen Artikel selbstverständlich gilt! 

Herzlichen Dank für Ihre Treue, liebe Leserinnen und Leser!