Des Menschen höchstes Gut

Sollte die Politik das Glück fördern?

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Psychologische Ratgeber erobern die Bestsellerlisten, Fernsehsender widmen ihr Programm dem Thema Glück und in der Politik werden die Stimmen immer lauter, dass Wohlstand nicht allein mit ökonomischen Faktoren wie dem Bruttoinlandsprodukt gemessen werden kann. In Butan wird das „Bruttonationalglück“ gemessen. Und schon Aristoteles stellte fest, dass alle Menschen glücklich sein wollen. Das Thema gewinnt zunehmend an Bedeutung und bietet deshalb allen Grund für Wissenschaft und Politik, sich intensiv mit diesem auseinanderzusetzen.

2011 beauftragte die UNO deshalb Wissenschaftler mit der Aufgabe, das Glück der Bevölkerung zu messen, um mit Hilfe der Ergebnisse Richtlinien für die Politik zu entwerfen.

Im World Happiness Report (WHR) wurde das Glück in 156 Ländern der Welt untersucht. Mit interessanten Ergebnissen. Entgegen der konsumistischen Grundhaltung macht Geld und Besitz nicht glücklich. Auch Hirnforscher und Psychologen sind sich einig: Wohlstand, sozialer Aufstieg und Geld machen langfristig nicht zufrieden. Das ist vermutlich der Grund, weshalb ein Land wie Deutschland trotz wirtschaftlichem Wohlstand auf der Glücksskala nur auf Platz 26 landet. Geld mag hilfreich sein, doch sind andere Faktoren wichtiger.

Ausschlaggebend für Glück sind zum Beispiel Lebenserwartung, das Bruttoinlandsprodukt pro Kopf, keine Korruption. Zudem ein vertrauenswürdiges Umfeld und die Freiheit, Entscheidungen über das eigene Leben zu treffen. Der bedeutendste Faktor für Glück sei allerdings geistige Gesundheit. Diese ist deshalb so entscheidend, da psychologische Zufriedenheit ein wichtiger Bestandteil davon ist, dass ein Individuum ein erfülltes Leben – welches die Fähigkeit zum Lernen, Arbeiten, das Nachgehen von Interessen sowie das Knüpfen von sozialen Kontakten beinhaltet – führen kann.

Betrachtet man diese Faktoren für Lebensglück, wird es den ein oder anderen wohl nicht überraschen, dass Rumänien sehr weit hinten liegt. Auf Platz 90, um genau zu sein. Rumäniens Bevölkerung gehört somit zu den Unglücklichsten. Die Statistik bietet Aufschluss. Die wahrgenommene Korruption ist in Osteuropa am höchsten und der als am wichtigsten bewertete Faktor der geistigen Gesundheit zeigt auf, dass die Depression nur noch in Nordafrika stärker vertreten ist als in Osteuropa.

Das liegt zum einen an einem Mangel im Gesundheitssystem und vielleicht auch daran, dass das einfache Volk der Ansicht ist, die Therapie wäre nur etwas für Verrückte.

Dass die Politik diesen Zustand aktiv verbessern soll, ist mehr als sinnig. Ist es doch schon lange bekannt, dass Glück eine Reihe positiver Auswirkungen hat. Kreativität, Verträglichkeit und Altruismus sind Eigenschaften, die man dem zuschreiben kann. Glückliche Menschen sind gesünder, leben länger, sind produktiver und motivierter. Im Umkehrschluss führt Depression zu Arbeitsunfähigkeit, häufigem Stellenwechsel und, gesundheitlich betrachtet, zu mehr Anfälligkeit für physische Krankheiten.

Das Glück kommt also der Gesellschaft sowohl aus sozialer als auch ökonomischer Perspektive zugute.
Der Zugang zu Therapien wäre ein Schritt. Aber auch die Ethik spielt im Zusammenhang mit geistiger Gesundheit eine wichtige Rolle. Wie wichtig moralische Prinzipien hierbei sind, ist schon lange klar. So teilen zum Beispiel alle Weltreligionen gleiche ethische Richtlinien. Gesetzlich sind diese global als Menschenrechte verankert. Die goldene Regel der Gegenseitigkeit: „Was du nicht willst, das man dir antut, das füg’ auch keinem anderen zu“, beinhaltet die Grundwerte von gewaltfreiem und respektvollem Umgang mit Mensch und Natur, Gerechtigkeit und Solidarität, Aufrichtigkeit und Toleranz sowie Wertschätzung und Partnerschaft. Diese Werte verlieren leider an Bedeutung und ihre Rolle als Grundlage für eine funktionierende und zufriedene Gesellschaft gerät in den Hintergrund.

Gemeinsame globale Werte zu schaffen, ist eine Herausforderung, würde aber die Zufriedenheit steigern. Ein besseres Verständnis dafür, was uns glücklich macht und die Auswirkungen dessen, sind der erste Schritt dafür, dies in politische Prozesse einzubeziehen und somit eine bessere Welt zu schaffen.