Deutsche Kulturdekade eröffnet

Heimatmesse der Banater Berglanddeutschen in Sekul

Die deutsche Tanzgruppe aus Piatra Neamţ tanzt vor der Kirche in Sekul. Die Autorin eines spannenden Buchs über die Siedlungsgeschichte der Moldau, Elena Oboroceanu Konrad aus Piatra Neamţ
Fotos: Werner Kremm

Reschitza - Am vergangenen Wochenende wurde in Reschitza und Sekul die 24. Deutsche Kulturdekade im Banater Bergland eröffnet. In der deutschen Bibliothek „Alexander Tietz“ sprach zuerst der Vizekonsul Deutschlands in Temeswar, Siegfried Geilhausen, zum Tag der Deutschen Einheit. Er erinnerte daran, dass mit dem Start des Wiedervereinigungsprozesses Deutschlands, der sich der Zustimmung der Nachbarn und Bündnispartner Deutschlands erfreut hat, Deutschland nicht nur den „Vertrauensvorschuss“ seiner Partner erfüllte, sondern auch zum Motor des Zusammenwachsenes Europas werden konnten.  Siegfried Geilhausen sprach vor einem handverlesenen Publikum, Gästen des DFBB aus Piatra Neam] und der Bukowina, aber auch aus der Steiermark und Deutschland sowie aus dem Banat. Zu einer kleinen Sensation entwickelte sich anschließend der Vortrag von Elena Konrad Oboroceanu aus Piatra Neamţ über Spuren siebenbürgisch-sächsischer Besiedlung in der historischen Moldau. Der Vortrag beruhte auf den Erkenntnissen aufgrund mehrjähriger Forschungen und Reisen der Lehrerin mit Wurzeln in Tartlau/Prejmer, die sie in einem „Essay“ untertitelten wohldokumentierten Buch in rumänischer Sprache zusammengefasst hat: „În căutarea saşilor pierduţi în Moldova“ (= Auf der Suche nach den in der Moldau verlorengegangenen Sachsen, Cetatea Doamnei-Verlag, Piatra Neamţ, 2013, 152 S.).

Die Autorin hat das Buch im Bewusstsein der Tatsache geschrieben, dass es in vielen Punkten bei der offiziellen Geschichtsschreibung Rumäniens anecken wird, dass sie sich damit vielen Anfeindungen aussetzen und sogar in Misskredit bringen könnte. Ihre Hauptaussage: Die wichtigsten Niederlassungen der Moldau sind im frühen rumänischen Mittelalter von siebenbürgisch-sächsischen Siedlern gegründet, gestaltet und zum Blühen gebracht worden. Zur Unterstützung dieser Aussage zitiert sie nicht nur einige der konsekriertesten rumänischen Historiker, sie bringt auch archäologische, architektonische (Gotik) und selbst volkskundliche Argumente. Sie ging in ihrem fesselnden Vortrag teilweise sogar bis in Einzelheiten des Familienlebens und von dessen Organisierung, bis hinein in die Küche. Ein Buch, das mit Unterstützung des Demokratischen Forums der Deutschen in Rumänien dringend auch ins Deutsche übersetzt werden müsste. Freitagnachmittag fand im Reschitza eingemeindeten Sekul die traditionelle „Heimatmesse“ der Banater Berglanddeutschen statt, zelebriert von Generalvikar der römisch-katholischen Diözese Temeswar, Johann Dirschl, in der Konzelebration des Erzdechants des Banater Berglands, József Csaba Pál, des Pfarrers von Slatina Timiş, Virgil Fechetă, der mit einer Gruppe von Gläubigen seiner Gemeinde angereist war, sowie von Martin Jäger, Pfarrer in Steierdorf und Anina. Musikalisch wurde die Messe in der 1876 geweihten „Mariä-Geburt“-Kirche vom Chor „Harmonia Sacra“ der Reschitzaer „Maria-Schnee“-Kirche (Dirigent: Georg Colţa, am Harmonium Christine Maria Surdu) gestaltet. Im Anschluss an die Heimatmesse traten die deutschen Volkstanzgruppen aus Piatra-Neamţ und Reschitza im leider stark aufgeweichten Kirchhof auf.