Deutscher Energieriese RWE eröffnet Tochterfirma in Rumänien

Der Konzern setzt auf Vereinigung der Energiemärkte in Süd-Ost-Europa

Laut RWE East Geschäftsführerin Marie-Theres Tiell (Bildmitte) ist für Investoren die langfristige Sicherheit wichtiger als eine schnelle Ertragsrate. Mit im Bild sind die Direktoren der rumänischen Tochterfirma RWE Energie SRL Corina Drumeanu und Zoltan Nagy.
Foto: Agerpres

Bukarest - Einer der führenden Gas- und Elektrizitätskonzerne Europas, die deutsche RWE Gruppe mit Hauptsitz in Essen, ist ab jetzt auch in Rumänien mit der Tochterfirma RWE Energie SRL, Sitz Bukarest, vertreten. Ziel ist zunächst das Fußfassen im Business-to-Business orientierten Einzelhandel für Elektrizität, mit offenem Blick für weitere Bereiche. „Wir wollen keinen schnellen Erfolg“, erklärt RWE East CEO Dr. Marie-Theres Thiell anlässlich der Eröffnung am 26. Juni im Bukarester Hotel Athenee Palace Hilton. „Wir sind langzeitorientiert – und niemand aus unserer Gruppe in Deutschland wird uns pushen, möglichst rasch hohe Gewinne zu erzielen“,  versichert die Managerin. Statt dessen setze man auf Seriosität, Nachhaltigkeit, Ethik und soziales Engagement.
Trotz des kompetitiven Umfelds in Rumänien – die RWE ist vergleichsweise spät auf den rumänischen Markt vorgedrungen – rechnet man damit, hier innerhalb der nächsten Jahre unter den Top 10 Elektrizitätshändlern zu landen. Wichtig sei nun eine gute Vernetzung mit den lokalen Behörden und den angestrebten Industriekunden.

Nächste Schritte in Rumänien

Seit drei Jahren betreibt RWE bereits über seine ungarische Niederlassung MASZ eine Zweigstelle in Großwardein/Oradea, um die Marktchancen in Rumänien zu erforschen. Die erzielten Erfahrungen legten eine Expansion auf den rumänischen Markt nahe. Der Energiekonsum in Rumänien sei kleiner als in Ungarn, von daher erwarte man einen Boom in der nächsten Zeit, argumentiert Thiell. Je nach Marktlage und regionaler Entwicklung könne man sich vorstellend, nach und nach flächendeckend Niederlassungen im ganzen Land zu gründen. Auf eine mögliche Erweiterung über den Retail-Markt hinaus angesprochen, wurde konkret die Möglichkeit erwähnt, dezentrale Einzellösungen für Unternehmen entwickeln zu können, die Energieunabhängigkeit anstreben. Rumänien habe auch Entwicklungspotenzial im Bereich Biomasse und Geothermalenergie. Eine Involvierung in die Energieproduktion sei jedoch seitens RWE zumindest derzeit nicht geplant.
Generell herrsche in Rumänien ein investorenfreundliches Umfeld, erwähnt Thiell. Wichtig für Investoren sei nicht immer eine schnelle Ertragsrate, sondern vor allem langfristige Sicherheit. Der anwesende Staatssekretär für Energie, Karoly Borbely, unterstrich in diesem Zusammenhang die politische und wirtschaftliche Stabilität des Landes und versprach, „alles dafür zu tun, damit sich die Gesetzgebung in Zukunft nicht so schnell ändert wie in der Vergangenheit.“

Seit April dieses Jahres verfügt RWE Energie SRL in Bukarest über die erforderliche Handelslizenz für Elektrizität und strebt an, in der nächsten Zeit auch im Gashandel aktiv zu werden.  Sie will sich ausschließlich auf Kunden innerhalb Rumäniens konzentrieren. Thiell bekräftigt: „Wenn wir Energie in Bulgarien verkaufen wollen, dann machen wir dort eine Firma auf.“ Der Bukarester Betrieb soll nicht aus Essen gesteuert werden, sondern lokal – allerdings nach einer Übergangszeit mit Koordination aus Ungarn. „Wir wollen die lokale Situation verstehen – aber aus der globalen Position heraus agieren“, erklärt die Managerin. Als verantwortliche Direktoren für die rumänische Tochterfirma präsentierte sie Corina Drumeanu und Zoltan Nagy. In den nächsten Jahren soll ein lokales Verkaufsteam von 30 bis 40 Personen aufgebaut werden.

Vereinter europäischer Energiemarkt als Ziel

Eines der wichtigsten angestrebten Ziele für Osteuropa ist die Entwicklung der Energieverbindungen (Energy Flow) zwischen Ungarn, der Slowakei, Polen und Rumänien. In etwa 10 Jahren werde es einen einzigen osteuropäischen Energiemarkt geben, prognostiziert Thiel und erklärt: „Wir wollen Teil dieses Ost-Managements werden.“  Auch die Entwicklung eines gesamteuropäischen Marktes sei bereits abzusehen. Bis dahin will RWE in allen wichtigen Ländern entsprechend platziert sein.
Insgesamt sieht der Konzern seinen Markt auf Europa begrenzt, wobei die Expansion in neue Märkte in Zentral- und Süd-Ost-Europa strategisches Schlüsselelement sei. Neben Kernmärkten in Tschechien, Ungarn, Polen und der Slowakei wurde RWE in den letzten Jahren auch auf dem türkischen und kroatischen Markt aktiv. Derzeit gehört RWE zu den fünf führenden Energiekonzernen Europas (Elektrizität: Platz 3, Gas: Platz 5) mit Aktivitäten in der Öl-, Gas- und Braunkohleproduktion, Elektrizitätsproduktion aus traditionellen, nuklearen und neuen Energien, sowie Handel mit Elektrizität und Gas. Etwa 66.000 Angestellte beliefern über 16 Millionen Elektrizitäts- und über sieben Millionen Gaskunden.