Deutschunterricht und Brückenbau

Besuch von Hartmut Koschyk (CSU) im Banater Bergland

Im Präsidium bei der Begegnung im Alexander-Tietz-Zentrum saßen (v.l.n.r.) Konsul Maruhn, der Bundesvorsitzende Leber, Hartmut Koschyk und der DFBB-Vorsitzende Erwin Josef Ţigla.

Die Koschyk-Delegation und die Leitung und Lehrerschaft der deutschsprachigen Abteilung des Diaconovici-Tietz-Lyzeums im Innenhof der bald 150jährigen Schule.
Fotos: Lucian Duca

Der Beauftragte der Bundesregierung für Aussiedlerfragen und Minderheiten, Hartmut Koschyk (CSU), besuchte Mitte dieser Woche erstmals das Banater Bergland und interessierte sich dabei ausdrücklich für Fragen des deutschsprachigen Schulwesens und der deutschen Minderheit bzw. der Berglanddeutschen. Koschyk, der in Begleitung des Konsuls Deutschlands in Temeswar, Rolf Maruhn, und des Bundesvorsitzenden der Banater Schwaben in Deutschland, Peter-Dietmar Leber, reiste – am Besuch in Reschitza beteiligte sich auch der Geschäftsführer der Banatia-Stiftung, Norbert Hansmann –, traf sich im Reschitzaer Diaconovici-Tietz-Lyzeum mit der Schulleitung und mit einem Großteil der an der deutschen Abteilung unterrichtenden Lehrkräfte. Im Kultur- und Begegnungszentrum „Alexander Tietz“ kam es zum Treffen mit den Aktiven des Demokratischen Forums der Banater Berglanddeutschen (DFBB). Im Rahmen des Besuchs legten Koschyk und Maruhn am Denkmal der während der Russlanddeportation 1945-1949 Umgekommenen einen Kranz nieder.

Bezüglich des DaM-Unterrichts war man sich im Diaconovici-Tietz-Lyzeum darüber einig, dass allseits mehr getan werden muss für die Stabilisierung der Schülerzahlen in den höheren, zur Reifeprüfung führenden Klassen, denn wenn die Grundschulklassen bis einschließlich zur sechsten Klasse mit der idealen Schülerzahl 25 belegt sind, gibt es danach einen akuten Rückgang in Sprüngen, dem Einhalt geboten werden müsse. Koschyk wurde gebeten, sich für die neuerliche Entsendung eines deutschen Gastlehrers ausschließlich fürs Diaconovici-Tietz-Lyzeum einzusetzen, aber auch, das Anliegen der Grundschullehrerschaft zu unterstützen, dass die neuen deutschen Lehrbücher für die Klassen 1 bis 4, die den neuen Curricula entsprechen, endlich gedruckt werden – was einem landesweiten Bedarf des Deutschunterrichts in Rumänien entspricht. Koschyk selbst wies darauf hin – und die Lehrerschaft und Schulleitung gaben ihm recht – dass die ehemals guten internationalen Beziehungen der Schule wieder intensiviert bzw. reaktiviert werden müssten.

Koschyk bot u.a. an, den Versuch zu unternehmen, über die Südtiroler Landesregierung, mit der er unlängst gute Gespräche geführt habe, die Kontake zur Meraner Hotelfachschule Savoy zu reaktivieren. Außerdem bat er, die Möglichkeiten Richtung Bereitschaft zur Zusammenarbeit zu sondieren hinsichtlich einer engeren deutsch-rumänischen Zusammenarbeit im Bereich der Fachausbildung für Tourismus, was durchaus als duales Ausbildungssystem funktionieren könne (später besuchte Koschyk das Kolping-Ausbildungszentrum für touristische Fachberufe in Karanse-bsch). Vor allem aber unterstrich Koschyk mehr-mals die hohe Bedeutung des verbesserten Kenntnis der deutschen Sprache, was nicht zuletzt und auf lange Sicht fast notwendigerweise mit einem wirtschaftlichen Aufschwung verbunden sei.

Bei der Begegnung im Alexander Tietz-Zentrum, bei der sich Koschyk bei Blas- und klassischer Musik sowie an Reschitza angepassten Volksweisen sichtlich wohlfühlte, wurde einmal mehr die Brückenfunktion der deutschen Minderheit nicht nur für die deutsch-rumänischen Beziehungen, sondern auch für das friedliche Zusammenleben aller Minderheiten mit der rumänischen  Mehrheitsbevölkerung in diesem „Klein-Europa“, wie das Banat allmählich konsekriert wird, betont. In diesem Sinn war er sehr angetan von der Tatsache, dass an der Begegnung im Alexander Tietz-Zentrum auch Vertreter der jüdischen, der ukrainischen und der ungarischen Gemeinschaft Reschitzas teilgenommen haben.

„Mit den relativ schnell aufeinanderfolgenden Nobelpreisen für Herta Müller und Stephan Hell hat die deutsche Öffentlichkeit endlich begriffen, dass es in Europa auch ein Banat und dort einen gut funktionierenden Deutschunterricht gibt“, sagte Koschyk unter beifälligem Nicken aller Anwesenden, „und dass hier ein deutschsprachiges Unterrichtswesen funktioniert (hat) – auch in stark restriktiven Zeiten – das Großartiges geleistet hat. Die Anerkennungsprämien, die der Bundestag für die Deutsch Unterrichtenden Rumäniens beschlossen hat, sind nicht zuletzt auch eine Anerkennung dieser einzigartigen Leistungen, die in keinem anderen Land Osteuropas auf diese Weise realisiert wurden und Rumänien beispielhaft dastehen lassen.“

DFBB-Vorsitzender Erwin Josef }igla teilte wie gewöhnlich an die Gäste Erinnerungsgeschenke aus, bedachte Koschyk aber mit etwas Besonderem: Am Tag seines Besuchs hatte der Kultur- und Erwachsenenbildungsverein „Deutsche Vortragsreihe Reschitza“ einen Sonderbrief mit Sonderstempel herausgebracht (Autor: Gustav Hlinka), der auf der gesamten Post appliziert wurde, die Reschitza am vergangenen Mittwoch verließ. Dies auch eingedenk der Tatsache, dass Koschyk seinerzeit als Staatssekretär im deutschen Finanzministerium die Ausgabe einer Sonderbriefmarke zu Birthälm/Biertan unterstützt hatte. Sichtlich gerührt versicherte Koschyk, dass sein Antrittsbesuch im Banater Bergland bestimmt nicht sein letzter Besuch hier gewesen sein wird.