Die Chancengleichheit als weiblicher Begriff

„Capital Filles“ richtet sich an junge Schulabsolventinnen

Das „Capital filles“-Projekt wurde vor Kurzem in Temeswar vorgestellt.

Junge Frauen aus rumänischen Lyzeen, die aus ärmlicheren Verhältnissen stammen, werden betreut, beraten und gefördert, damit sie nach dem Abitur ein Universitätsstudium antreten können. Auch Frauen mit finanziellen Problemen sollen sich trauen, eine Karriere anzustreben und nicht direkt nach der Schule als unqualifizierte Arbeitskräfte zu arbeiten. Das ist die Idee, die hinter dem Projekt „Capital Filles“ (auf deutsch: Töchter der Hauptstadt) steckt. Das Projekt wurde 2012 in Frankreich in die Wege geleitet und soll die Chancengleichheit in Beruf und Karriere fördern.

Im vergangenen Schuljahr 2015/16 wurde „Capital Filles“ als Pilotprojekt auch in Rumänien in die Wege geleitet. Schulen aus Temeswar, Slobozia und Bukarest waren dabei eingeschlossen, wobei insgesamt 134 Schülerinnen aus den drei Städten mitgemacht haben. Teil des Projekts waren in Temeswar das Wirtschaftskolleg „Francesco Saverio Nitti“ und das Technische Kolleg „Henri Coand²“. „Alle 33 Teilnehmerinnen der Henri-Coand²-Schule haben ihr Abi bestanden. 31 dieser sind derzeit an einer Uni eingeschrieben“, sagt Crengu]a Bratu, Lehrerin an der Henri-Coand²-Schule. Vom Wirtschaftskolleg waren insgesamt 28 Mädchen Nutznießerinnen des Projekts – alle haben das Abitur bestanden und ein Hochschulstudium begonnen, ließ Schulleiterin Mariana Sp²l²]elu wissen. Da sich die Beratung als erfolgreich erwies, soll das Projekt auch im aktuellen Schuljahr weiter gehen.

Über 850 Schülerinnen aus insgesamt zwölf rumänischen Schulen machen im Schuljahr 2016/17 mit. Über 150 Mentoren stehen für sie landesweit zur Verfügung. 150 Schülerinnen der 11. und 12. Klassen werden somit eine Eins-zu-Eins-Beratung bekommen. „Capital Filles“ bietet neben der individuellen Betreuung, auch Gruppenbegegnungen und Informationsrunden für interessierte Schülerinnen der 9. bis 12. Klassen aus der Zielgruppe. Im aktuellen Schuljahr sind in Temeswar zwei weitere Lyzeen dazugekommen: das technologische Lyzeum für Lebensmittelindustrie und das technische Kolleg „Emanuil Ungureanu“.

Unterstützung bekommt „Capital Filles“ vom rumänischen Bildungs- und Forschungsministerium, von der Französischen Botschaft in Bukarest sowie von acht französischen Unternehmen, die in Rumänien tätig sind: Atos IT Solutions, Carrefour, Engie, Expur Groupe, Avril, L´Oréal, Nokia, Orange und Sodexo. Die freiwilligen Mentoren kommen aus diesen Unternehmen und wollen den Schülerinnen etwas von ihrer eigenen Erfahrung mit auf den Weg geben. 

Rumänien ist das zweite Land, in dem das Projekt eingeführt wurde. Vorsitzender des „Capital Filles“-Vereins ist Stéphane Richard, der Generaldirektor von Orange. Seit Beginn des Projekts machten in Frankreich bereits 955 Mentoren mit und betreuten dieselbe Anzahl von jungen Frauen an insgesamt 87 Partnerschulen. Vorsitzender von „Capital Filles“ in Rumänien ist Raoul Ros, der Generaldirektor von Nokia Romania. Das Programm ist eine Win-Win-Situation – nur durch solche Projekte kann man die Chancengleichheit auf dem Arbeitsmarkt stärken, sind die Initiatoren überzeugt. „38 Prozent der Angestellten bei Nokia sind Frauen“, sagte Raoul Ros bei neuem Projektstart in Rumänien.