Die Heimat lässt sich nicht im Ausland verbessern

Erstes Hermannstädter Gespräch dieses Jahres fand im Forumshaus statt

Schauspielerin Alexandra Murăruș erzählt über ihre Erfahrungen in München. Neben ihr sitzen Moderatorin Ina Kaiser und Elisabeth Köber.
Foto: Michael Mundt

Hermannstadt – „Wenn wir unsere Heimat verbessern wollen, dann müssen wir dies hier tun, in Hermannstadt und in Rumänien, nicht im Ausland“, mit diesem beeindruckenden Schlusswort eines Schülers endete das Hermannstädter Gespräch zum Thema „Gehen oder Bleiben?“. Etwa 35 Interessierte, vom Schüler bis zum Greis, waren am Dienstag in den Spiegelsaal des Forumshauses gekommen, um mit Moderatorin Ina Kaiser sowie den Gästen Iustin Curcean, Elisabeth Köber, Alexandra Murăruș und Dr. Ellen Tichy zu diskutieren.

Dr. Ellen Tichy hat sich im vergangenen Jahr zusammen mit siebenbürgischen Schülern und Studenten intensiv dem Thema der Auswanderung gewidmet. Sie sagt, dass es gerade die Absolventen deutschsprachiger Lyzeen sind, die sich für die Emigration entscheiden. In ihrem Buch „99x Zukunft – Bleiben oder gehen“ hat sie die Beiträge von mehr als 150 Schülern an rumänischen Schulen mit deutschsprachigem Unterricht in Siebenbürgen und Studenten aus deutschsprachigen Studiengängen der Lucian-Blaga-Universität gesammelt.

Zu den Brukenthalschülern, die die Emigration vorziehen, gehört auch Iustin Curcean. Er wird in drei Monaten sein Abitur ablegen und erzählt, dass es sein Wunsch ist, nach dem Schulabschluss an der Technischen Universität München zu studieren. „Seitdem ich klein war, hatte ich den Traum im Ausland zu leben“, und erklärt dies mit den besseren Karrierechancen in Deutschland. Doch Iustin Curcean betont auch, dass er nicht auswandern möchte, weil er das Land hasse, sondern seine Zukunft sichern will.

Rumänien schon einmal verlassen haben Elisabeth Köber und Alexandra Murăruș. Murăruș kommt ursprünglich aus Bukarest und hat für einige Zeit in München gewohnt. Sie sagt, dass Sie sich als Kind nie gewünscht hat, ins Ausland umzuziehen, aber als Schauspielerin im Ausland Erfahrung sammeln wollte. „Ich habe diese Zeit in Deutschland gebraucht, aber dann kam ein Punkt, an dem ich gesagt habe, jetzt gehe ich einfach zurück und das war die beste Entscheidung.“

Für Elisabeth Köber hingegen war das Thema der Auswanderung schon in jungen Jahren präsent. „Alle meine Verwandten waren schon im Ausland und ich habe meine Eltern immer gefragt, warum wir noch geblieben sind.“ Nach der Schule ist Elisabeth Köber dann auch tatsächlich nach Deutschland gegangen und hat als Au-pair-Mädchen gearbeitet. Gegen ein Studium in Deutschland hat sie sich allerdings bewusst entschieden und ist nach Hause zurückgekehrt, „nach Hermannstadt“. „Wenn ich von meiner Heimat spreche, dann spreche ich von Hermannstadt und nicht von Rumänien,“ so Köber.

Das Thema der Heimat, aus der ausgewandert wird, wurde auch im anschließenden Publikumsgespräch aufgegriffen. Verlässt ein Hermannstädter Auswanderer Siebenbürgen oder auch die Moldau und Oltenien? Der eingangs erwähnte Schüler sieht darin keinen Unterschied, man verlasse in jedem Fall Rumänien.