Die Kirche als geistige Heimat

In Maria Radna fand die achte Deutsche Wallfahrt statt

Für Bischof Martin Roos, 19 Jahre lang Oberhirte im Banat und Initiator der Deutschen Wallfahrt, war es der letzte Gottesdienst in Maria Radna als amtierender Bischof.

Egal, ob auf Urlaub im Banat oder extra dafür aus Deutschland angereist: Zahlreiche Gläubige aus dem deutschsprachigen Raum kamen in diesem Jahr zur Deutschen Wallfahrt nach Radna.
Fotos: die Verfasserin

„Bischöfe kommen und gehen, aber die Kirche bleibt“: Die bewegenden Worte des apostolischen Administrators und emeritierten Bischofs Martin Roos in der größten römisch-katholischen Wallfahrtskirche Westrumäniens gingen vielen der Wallfahrer regelrecht unter die Haut. Für Martin Roos war es das letzte Hochamt, das er als amtierender Bischof in Maria Radna zelebrieren durfte. Die Basilika Minor war am 2. August, als traditionsgemäß die Deutsche Wallfahrt veranstaltet wurde, voll besetzt. Gläubige von fern und nah, in organisierten Gruppen oder selbstständig, kamen nach Radna, um gemeinsam zur Gottesmutter zu beten.

Es war bereits das achte Mal, dass die deutsche Wallfahrt am bedeutendsten Wallfahrtsort der Römisch-Katholischen Diözese Temeswar organisiert wurde. Das Ereignis findet immer am sogenannten Portiunkula-Tag statt. „Portiunkula ist ein wichtiges Ereignis aus dem Leben des Heiligen Franziskus von Assisi“, erzählt Andreas Reinholz, Domherr und Pfarrer in Maria Radna. In der Portiunkula-Kapelle unweit von Assisi in Italien verkündete der Heilige Franziskus den vollkommenen Ablass, den er von Papst Honorius III. bekommen hatte. Dieser Ablass wurde später auf alle franziskanischen Kirchen ausgeweitet. Um diesen Ablass zu gewinnen, muss man eine Franziskaner-Kirche mit Gebet von „Vater unser“, „Gegrüßet seist Du Maria“ und „Glaubensbekenntnis“ besuchen, beichten und die heilige Kommunion empfangen. „Der Franziskaner-Orden steht den Menschen sehr nahe. Die Patres versuchen, den Wallfahrern die Liebe und Güte Gottes zu vermitteln“, sagt Andreas Reinholz. Die Basilika Minor steht mit dem Franziskaner-Orden in enger Verbindung: Ungefähr da, wo heute die imposante Wallfahrtskirche steht, befand sich im 16. und 17. Jahrhundert eine kleine Franziskaner-Kapelle. Das Gnadenbild der Mutter Gottes, das über dem Hauptaltar steht, feiert in diesem Jahr 350 Jahre seit seiner Ankunft in Maria Radna.

„Wir bereiten uns seit etwa einem Jahr darauf vor, hierher zu kommen. Wir kommen zur Besinnung hierher. Es ist etwas, was einem zu Herzen geht und einem lange Kraft schenkt“, sagt Hella Gerber, die Vorsitzende der HOG Nitzkydorf/Nițchidorf, die aus Augsburg ins Banat reiste und im kommenden Jahr erneut an der Deutschen Wallfahrt teilnehmen möchte. „Ich komme schon seit vielen Jahren nach Maria Radna, zur Mutter Gottes, und zwar besonders zu den deutschen Wallfahrten. Ich habe den heutigen Gottesdienst tief befunden“, sagt Josef Lutz, Ehrenvorsitzender der HOG Sanktanna/Sântana und stellvertretender Vorsitzender des St.Gerhards-Werkes in Stuttgart. Josef Lutz brachte die Fahne der HOG Sanktanna mit nach Radna – diese wurde am Wochenende danach in der Mutter-Anna-Kirche aufgestellt, wo das 150-jährige Kirchweihjubiläum stattfand.

Erwin Josef Țigla, der Vorsitzende des Demokratischen Forums der Banater Berglanddeutschen, erlebte alle acht deutschen Wallfahrten, die bisher stattgefunden haben, aktiv mit. „Ich bin dem apostolischen Administrator Martin Roos sehr dankbar für die Einführung der Deutschen Wallfahrt. In meiner Kindheit sind die Reschitzaer immer zu Mariä Himmelfahrt nach Radna gepilgert. Nun, dank der Deutschen Wallfahrt, wird diese deutsche Tradition weitergeführt. In diesem Jahr sind wieder sehr viele Wallfahrer dabei, was mich besonders freut“, sagt Erwin Josef Țigla.

Für Peter-Dietmar Leber, den Vorsitzenden der Landsmannschaft der Banater Schwaben, ist die Teilnahme an der deutschen Wallfahrt eine Selbstverständlichkeit. „Die Wallfahrt nach Maria Radna war und ist uns immer wichtig gewesen. Wir kommen gerne hierher. Es ist eine Erneuerung, eine Bestätigung des Glaubens, der Gemeinschaft, der Traditionen und des Brauchtums. Es ist viel, was hier mit einfließt“, sagt Peter-Dietmar Leber. „Es war ein sehr bewegender Gottesdienst. Die vertrauten Lieder und die Predigt, die der Kanzleidirektor gehalten hat, aber auch die bewegenden Worte von Bischof Martin Roos, dem wir dankbar sind“, fügt der Landsmannschaftsvorsitzende hinzu. „Diese wunderschöne und imposante Basilika ist ein Herzstück für einen jeden von uns. Sie ist uns, schon seit unserer Kindheit, in den Herzen gewachsen; hierher kommen wir so gerne und mit so viel Freude, immer wieder. Gott ruft uns von Zeit zu Zeit nach Maria Radna und lässt uns zusammenkommen, als Gemeinden und Gemeinschaft; Er schart uns um den Opferaltar seines Sohnes und um das Gnadenbild der Seligsten Jungfrau Maria”, sagte Kanzleidirektor Nikola Lauš in seiner Predigt.

Den musikalischen Rahmen des Gottesdienstes gestaltete Dr. Franz Metz an der Orgel zusammen mit der Musikkapelle Banater Schwaben Augsburg unter der Leitung von Werner Zippel. Traditionelle Marienlieder wurden gesungen, am Nachmittag fanden am Wallfahrtsberg eine Kreuzwegandacht und ein Konzert mit Wilfried Michl (Bariton), Alexandra Guțu (Cello) und Dr. Franz Metz (Orgel) statt.

Die Deutsche Wallfahrt war auch in diesem Jahr ein Ereignis, das Menschen näher brachte und Herzen öffnete. „Die Kirche bleibt auch für uns geistige Heimat”, resümierte abschließend der Landsmannschaftsvorsitzende Peter-Dietmar Leber.