Die Kronstädter Sachsentreffen-Premiere

Dipl.-Ingenieur Erwin Hellmann wurde die Honterus-Medaille verliehen

Am Marktplatz wurde nach dem Aufmarsch der Tanzgruppen gemeinsam „Siebenbürgen, Land des Segens“ gesungen.

Das Sachsentreffen begann mit dem Festgottesdienst in der Schwarzen Kirche.

Im vollbesetzten Festzelt herrschte beste Stimmung.
Fotos: Hans Butmaloiu, Waldemar Stadler

Kronstadt - Zum ersten Mal fand am Samstag das Sachsentreffen in Kronstadt/Braşov statt. Das vom Veranstalter, dem Siebenbürgenforum, gewählte Motto „Herkunft prägt Zukunft“, stand im Zusammenhang mit den 800 Jahren seit der ersten urkundlichen Erwähnung des Burzenlandes – ein Jubiläum dem bereits eine vielfältige Veranstaltungsreihe voranging oder die das 21. Sachsentreffen mitbegleitete.

Die Erwartungen sowohl der Veranstalter vor Ort, das Demokratische Forum der Deutschen im Kreis Kronstadt (DFDKK), als auch der Teilnehmer waren dementsprechend hoch, wie auch das bereits im Vorfeld bekundete Interesse es andeutete. Nach den ersten Echos urteilend war diese Großveranstaltung ein Erfolg  der gründlichen Vorbereitung, der großzügigen Unterstützung (wie auch in den Vorjahren zählten das Demokratische Forum der Deutschen in Rumänien, die deutsche Botschaft in Bukarest und die Landesregierung Kärnten, Österreich, zu den Hauptförderern des Treffens) und des engagierten Einsatzes zahlreicher hauptsächlich freiwilliger Mitarbeiter und Partner.

All dieses hätte aber nicht genügt, wenn nicht die Teilnehmer selbst durch ihre Präsenz, ihr Mitwirken und ihre Einstellung zu diesem Festtag die passende Stimmung bewirkt hätten: festlich, wenn so das vorauszusetzen war; froh und locker während der gemeinsam verbrachten Stunden an diesem, nicht nur vom Wetter her, wunderschönen Tag.

Das Sachsentreffen begann wie üblich mit einem Festgottesdienst, diesmal in der Kronstädter Schwarzen Kirche – für die Kronstädter Sachsen ein Symbol ihrer Heimatstadt und Herkunft, für sie und die Siebenbürger Sachsen insgesamt, dank Honterus, auch „die Wiege der Reformation“. Die Festpredigt des Bischofs Reinhart Guib, die vollen Kirchenbänke, die Festtrachten überraschend vieler Kirchenbesucher, die Ausstrahlung die von der Orgel, dem Bachchor und den gemeinsam gesungenen Kirchenliedern kam – alles war einprägsam und ergreifend.

Am Kirchhof bildeten die Teilnehmer gemeinsam mit den Blaskapellen, den Tanzgruppen, den Fahnen- und Wappenschildträgern den Festzug, der sich auf den benachbarten Alten Marktplatz begab. Der Aufmarsch der Tanzgruppen aus Hermannstadt/Sibiu, Bistritz/Bistriţa, Sächsisch-Regen/Reghin, Neumarkt/Tg. Mureş, Schäßburg/Sighişoara, Zeiden/Codlea und Kronstadt mit Blasmusikbegleitung hörte kurz vor 12 Uhr auf, als nach dem Glockenschlag, dem Turnbläsersignal und Kanonensalven von der Warthe, gemeinsam gesungen, das Siebenbürgenlied erklang – ein weiteres, diesmal musikalisches Bekenntnis zur ethnischen Identität.

Der Festzug setzte sich anschließend erneut in Bewegung und erreichte in rund 20 Minuten über den Rossmarkt, Beethovenzeile und Waisenhausgasse den Sportplatz beim Sportlyzeum. Da, im Festzelt das der Deutsche Wirtschaftsklub nun fürs Sachsentreffen bereitgestellt hatte, begrüßte der Vorsitzende des Siebenbürgenforums, Dr. Paul Jürgen Porr, von der Festbühne die Teilnehmer und stellte anlässlich der Übermittlung der Grußbotschaften die Ehrengäste dieses Festes vor.

Der Parlamentarische Staatsekretär Hartmut Koschyk übermittelte die Grüße seitens der deutschen Bundesregierung und Kanzlerin Angela Merkel. Er äußerte seine Bewunderung für den großartigen Rahmen dieses Festes, für den Zusammenhalt und die schönen Trachten; der Präsident des hessischen Landtags, Norbert Kartmann, begann seine Ansprache mit „Liebe Landsleute!“ – ein Ausdruck seiner Verbundenheit zu den Siebenbürger Sachsen auch jenseits seiner siebenbürgischen Wurzeln. Botschafter Andreas von Mettenheim lobte ausdrücklich das Motto des Treffens und unterstrich, dass die Bewahrung von Tradition und Kultur nicht in erster Linie eine Frage des Geldes darstellt, sondern dass dabei lebendige Organisation und Kreativität gefragt sind.

Die rumänischen Ehrengäste (Präfekt Ion Gonţea, Kreisratvorsitzender Aristotel Căncescu und Bürgermeister George Scripcaru) äußerten ihre Anerkennung für die Leistungen der Siebenbürger Sachsen, bedauerten ihr Auswandern und unterstrichen die Bedeutung des sächsischen kulturellen und historischen Erbes, zu dessen Erhalt sie sich auch verpflichtet fühlen.

Grußbotschaften übermittelten seitens des Verbandes der Siebenbürger Sachsen in Deutschland der stellvertretende Bundesvorsitzende Rainer Lehni, Michael Konnerth und Karl Heinz Brenndörfer, seitens der Regionalforen von Dr. Klaus Fabritius. Grußworte kamen auch von österreichischer Seite und vom Verein für deutsche Kulturbeziehungen im Ausland und in schriftlicher Form von der bayerischen Landtagspräsidentin Dr. Barbara Stamm, sowie von den in Nordamerika lebenden Siebenbürger Sachsen.

Das anschließende Kulturprogramm, das bis gegen 18 Uhr dauerte, wurde vom Kronstädter Canzonetta-Chor, geleitet von Ingeborg Acker, eröffnet. Die beim Aufmarsch und am Festzug beteiligten Tanzgruppen boten ein gelungenes Programm, das mit reichem Applaus belohnt wurde. Blasmusik, für manche der Anwesenden „die schönste Musik der Welt“, boten die Burzenländer Blaskapelle unter Vasile Glăvan, die für dieses Fest aus Deutschland angereiste „Gemischte Burzenländer Blasmusik“, geleitet von Klaus Knorr, die gleich mehrere Zugaben geben musste, die „Korona“-Gruppe, die Bukarester „Karpaten-Show“ und die Bistritzer „Harmonie“-Kapelle. Das Duo „Zwei“ aus Bacău beendete mit volkstümlichen Schlagern das Programm, das insgesamt voll den Geschmack des Publikums traf und das für alle Auftretenden, von den Jüngsten bis zu den älteren Semester, als ein Höhepunkt ihrer diesjährigen Auftritte gewesen sein dürfte.

Man merkte förmlich, dass das Publikum sich wohl fühlte und „unter sich“ war, obwohl niemand von dieser Veranstaltung ausgeschlossen war, wenn er/sie das bei den Eingängen oder am Honterushof angebotene Abzeichen gekauft und angesteckt hatte.

Teilweise zeitgleich, ab 15.30 Uhr, fand in der Redoute der von dem Vorsitzenden der Heimatortsgemeinschaft Kronstadt, Hansgeorg von Killyen gehaltene Festvortrag statt. Es folgte die Verleihung der vom Siebenbürgenforum vergebenen Honterus-Medaille durch Dr. Porr an den Altkurator der Kronstädter Honterusgemeinde und ehemaligen Kronstädter Bezirkskurator Dipl.-Ing. Erwin Hellmann. Dessen Persönlichkeit und besondere Verdienste im gemeinnützigen Wirken wurden in der vom DFDKK-Vorsitzenden Wolfgang Wittstock gehaltene Laudatio gewürdigt.

Ein zahlreiches Publikum, unter ihnen auch der Landesvorsitzende des Forums Klaus Johannis, der Forumsabgeordnete Ovidiu Ganţ, der Vorsitzende des Kreisrates Hermannstadt, Martin Bottesch, Bischof Reinhart Guib und Staatssekretär Hartmut Koschyk, wohnten der Festrede und der Preisverleihung bei, die Steffen Schlandt und der Jugendbachchor Kronstadt musikalisch hervorragend schmückten.

Auf die einzelnen Programmpunkte des Sachsentreffens kommt die KR am Donnerstag mit Sonderberichten zurück, wie auch auf andere Veranstaltungen die in diesen Tagen zum „800-Jahre-Burzenland“-Jubiläum in Verbindung standen: die Verleihung des Titels eines Ehrenbürgers von Kronstadt an Prof. Dr. Paul Philippi, Eckart Schlandt und Dr. Harald Roth, die Tagung des Arbeitskreises für Siebenbürgische Landeskunde, die Vernissagen der Ausstellungen „Deutsche Kunst im Bestand des Kunstmuseums Kronstadt“ und „Julius Teutsch und das Burzenländer sächsische Museum. Europäische Werte“ sowie die Vorstellung der deutsch-rumänischen Gemeinschafts-Briefmarke „Kirchenburg von Birthälm“.