Die neue Eiszeit ist da!

Sommer, sengende Sonne, (Sch)leckermäulchen

Emilia – in der Mall – der neueste Trendsetter in Sachen „gelato“ in Temeswar.
Foto: die Verfasserin

Schlecken hilft gegen die Hitze! Und im Familienkreis macht es Spaß!
Foto: Zoltán Pázmány

Das Softeis – hier wie vor der Wende, nur etwas bunter.
Foto: Zoltán Pázmány

Ein richtiger Sommer. Ein richtig heißer Sommer. Temeswar versinkt in Lethargie bei über 40 Grad. Das Szenarium wiederholt sich in den anderen Städten des Landes. Die Mittelchen, zu denen man greift, sind die gängigen, allen voran das Wasser hoffentlich, aber überhaupt konnte man in den Supermärkten sich volle Einkaufskörbe mit Wasser und allen möglichen Softdrinks wie auch Bier und Eis ansehen – demensprechend leer waren danach die Regale. Auch in der Obstabteilung sind die Wassermelonen die Renner der Saison, da sie Erfrischung bringen.

In diesem Sommer gab es bereits mehrere und langanhaltende Hitzewellen – so „verwöhnt“ waren wir lange nicht mehr von den Temperaturen. Das kühle Nass soll nicht nur von außen (zum Beispiel beim Strandbad-Besuch) kommen, sondern auch von innen. Das bedeutet trinken, schlecken und genießen.

Eiscreme hat Hochkonjunktur, das bezeugen die langen Warteschlangen vor den Eisdielen, aber auch bei den Fast-Food-Restaurants, die mit unschlagbaren Preisen winken. Softeis für nur einen Leu ist bei Mc Donald’s oder KFC zu bekommen. Eine etwas größere Portion vom selben Eis mit einem klein bisschen Topping jagt den Preis dann in die Höhe.

Zwischen „Soft“ und… „Artigianale“

Aber Softeis ist eben eher ein „To go“-Eis und auch nicht die Creme de la creme unter den Speiseeissorten. Das würden alle Gelato-artigianale-Anhänger nur bestätigen. Und damit sind die Fans des italienischen Speiseeises gemeint, ein Eis, dessen Bekanntheitsgrad weit über die Grenzen des Mittelmeerstaates reicht.

Die Stadtmitte könnte zu einer Meile mit mehreren Haltestellen für Eisesser werden: Da fängt man am besten auf der Corso-Seite des Opernplatzes beim „Gelato di Bruno“ an. Es schmeckt wie in Italien, der Preis bleibt nur leicht unter dem italienischen: 4 Lei hier, 1 Euro dort. Und wenn die Eiszange dann zack-zack macht und man sich noch entscheiden muss, während die Warteschlange hinter dir unruhiger wird, fragt man sich nur noch: Soll es diesmal wieder etwas Klassisches sein oder eher die Sorten, die diese Gelateria auszeichnen und hervorheben, wie Cheesecream oder ein Gelato mit Granatapfelkernen oder Maracuja. Und für viele Menschen, die sich die Lust auf etwas Süßes nicht verkneifen wollen, aber es wegen eines Leidens oder weil sie partout auf die schlanke Linie achten wollen, tun sollten, gibt es Stevia-Eis, in einigen Sorten: Erdbeere ist dabei oder auch Haselnuss.

Nur ein paar Schritte weiter, neben dem Opernplatz liegt in einer Seitenstraße eine der Prospero-Bäckereien, die seit einigen Jahren bei den Temeswarern sehr beliebt sind. Dieser Tage betreten die Menschen den Laden nicht nur um Brot zu kaufen, sondern auch um ein Eis zu essen: Hier wirbt man dafür, dass das Eis strikt aus natürlichen Ingredienzien hergestellt wurde. So hat man hier das Blaubeereneis, das vielleicht sehr stark lila wirkt, aber wer selber Blaubeerenmarmelade kocht, weiß, dass die Farbe stimmt. Oder Haselnuss. Oder Schwarzer-Sesam-Eis. Eben mal was anderes.

Weiter geht es und wenn man nicht an den Softeis-Haltestellen an der Warteschlange stecken bleibt, dann kommt man weiter, über den Freiheitsplatz, Richtung Domplatz. Auf der Vasile-Alecsandri-Straße sind gleich zwei Haltestellen: „Senneville“, eigentlich eine edle Konditorei - Bäckerei, mit hausgemachtem Eis, und „Timi’s“ Eis-Cafe, italienisch, aber geschmacklich entfernt vom „Gelato di Bruno“, auch wenn auch hier reichlich Sorten ausgestellt sind. Und der neueste Trend ist in der Iulius-Mall im Foodcourt. Da ist die Cremeria „Emilia“ mit „gelato“ und „semifreddi“. Wer Kirscheis schleckt, findet schon mal eine ganze Kirsche darin, nicht nur Stückchen. Zugegeben, eine Kugel kostet hier 7 Lei. Eis essen kann man so ganz nebenbei, in der Hektik der Stadt, während man sich von A nach B bewegt und der Hitze entgegenwirken will. Eis essen kann man im Familienkreis, während Kindergesichter bald wie im Karneval bemalt aussehen. Eis essen kann man unter Freunden, um nebenbei Geschichten zu erzählen. Und schließlich kann es aber auch mit Stil und Raffinesse verbunden sein.

Aber bitte mit Stil

Jeder Sommer bringt eine neue Eiszeit und auch neue Trends. In Temeswar sind es in diesem Jahr vielleicht nicht nur die Eissorten, die den Renner machen, sondern auch die Waffeln, die von einfachen „Accessoires“ zu richtigen Hinguckern wurden: Für die normale Waffel zahlt man nicht, will man aber eine Riesenwaffel, die dazu auch noch lecker scheint und sie in ihrer Naturfarbe Braun oder aber in Kirschrot, Blattspinatgrün oder sogar Schwarz haben will, zahlt man noch 2 Lei dazu, bei „Bruno“. Ähnlich ist es bei „Emilia“, in der Mall. Man kann sich auch hier für die normalen Waffeln oder aber für die „coni arrotolati a mano“ entscheiden: mit Kokosflocken, Erdnüssen, mit Schokostreuseln oder den bunten Streuseln eben. Für die „coni“ kommen auch hier 2 Lei hinzu. Lohnt sich jedenfalls, sagen die Leckermäulchen.

Dass das Speiseeis Geschichte hat, wissen dann doch nicht so viele. Bereits in der Antike wurde es genossen. Alexandre Dumas, der Vater, hat mehrere Rezepte zusammengetragen, einige dieser Rezepte findet man auf der Webseite www.dumaspere.com/pages/bibliotheque/chapitrecuisine.php wieder. Heute bemühen sich die Italiener um das Eis und das kann ihnen so schnell keiner nachmachen, immerhin 30 Prozent des europaweiten Eiskonsums ist in Italien, so die Webseite http://www.ilgelatoartigianale.info des Vereins der Eis-Manufakteure.