Die Probleme beim Namen nennen

Drei interimistische Direktoren im Kreiskrankenhaus, nach dem Rücktritt der bisherigen

Klartext reden: Dr. Paul-Jürgen Porr
Foto: Holger Wermke

Vorgestellt wurde auf der Pressekonferenz des Kreiskrankenhauses am Freitag, dem 5. April, dessen interimistische Leitung. Die Ernennung von drei neuen Direktoren durch den Kreisrat war am Montag davor bereits bekannt gegeben worden. Per Pressekommuniqué hatte die Spitalsleitung ebenfalls mitgeteilt, dass der bisherige medizinische Leiter Călin Cipăian und der Finanzdirektor Ioan Blaga sowie der Verwaltungsdirektor Gheorghe Presecan zurückgetreten sind.

Gefragt, wie es zu der Demission von gleich drei Direktoren gekommen sei, erklärte Dr. Ioan Baier, der neue interimistische medizinische Direktor des Krankenhauses gegenüber Mediafax: Das Krankenhaus läuft seit einigen Jahren schlecht, wobei das Fehlen des Geldes nur ein Teil des Eisberges sei. Ihm zur Seite stehen als Finanzdirektorin Doina Burnete Mitea, als Verwaltungsleiterin wurde Gabriela Turoczi bestimmt. Die Wettbewerbe für die Besetzung dieser Direktorenposten sollen am 23. bzw. 29. April stattfinden. Veranstaltet werden sie vom Verwaltungsrat des Krankenhauses unter der Aufsicht des Kreisrates. Im Februar hatte der Spitals-Manager Dr. Liviu Cotârlă, seit Juli 2012 interimistisch in dieses Amt eingesetzt, einen ähnlichen Wettbewerb bestanden, zu dem er als Einziger angetreten war.

Die neuen Krankenhausleiter versprachen auf der Pressekonferenz „Teamarbeit“ und das Verdoppeln der Mitarbeiterzahl in der Notaufnahme, wo die Patienten oftmals bis zu drei Stunden auf eine Untersuchung warten mussten (Dr. Baier), beziehungsweise das Unterzeichnen des Vertrages mit der Krankenkasse und das Aufstellen der Bedarfsliste an Materialien, um eine gute medizinische Betreuung zu sichern (Burnete Mitea). Bleibt zu hoffen, dass mit dem Einsetzen der alten-neuen Krankenhausleitung – der Orthopäde Dr. Ioan Baier war der medizinische Direktor zwischen 1995 und 2003 gewesen – die Probleme gelöst werden.

Öffentlich angesprochen

Auf diese hingewiesen hatte öffentlich als Einziger Dr. Paul-Jürgen Porr, der Leiter der Klinik für Innere Medizin, DFDR-Kreisrat und seit Oktober der Vorsitzende des Verwaltungsrates des dem Kreisrat unterstellten Kreiskrankenhauses (das offiziell den Rang eines Uni-Klinikums hat). Dem 5-sitzigen Rat gehören zwei Vertreter des Kreisrates, ein vom Kreisratsvorsitzenden nominierter Repräsentant, ein Vertreter der Kreisdirektion für Sanitätswesen sowie einer der Universität an, wobei jedes Mitglied den Vorsitz im Turnus von sechs Monaten innehat. Der derzeitige Verwaltungsrat wurde im Oktober vom Kreisrat bestätigt, der erste Vorsitzende war Dr. Porr, dessen Mandat nun Ende März ausgelaufen ist.
Einen ersten heftigen Wortwechsel zwischen Dr. Porr und dem Kreisratsvorsitzenden Ioan Cindrea hatte es bei der Kreisratssitzung Ende Februar gegeben. Auf einer Pressekonferenz hatte Letztgenannter verkündet, das Krankenhaus habe genug Geld, um Medikamente und sämtliche medizinischen Hilfsmittel anzukaufen, und sollten Ärzte dergleichen von Kranken oder deren Angehörigen fordern, solle man ihm das mitteilen, dann werde er die Abteilungsleiter rauswerfen. Dr. Porr fand diese Aussagen als „unzulässig“ und teilte in der Kreisratssitzung beim Punkt „Allfälliges“ mit, dass die Behauptungen des Kreisratsvorsitzenden aus der Pressekonferenz nicht stimmen.

Er gab Beispiele absichtlich aus dem Bereich der Chirurgie, da zwei Fachärzte aus diesem Bereich ebenfalls Mitglieder des Kreisrates sind. Dr. Dan Sabău (USL) hatte seine Vertreterin zuvor wiederholt zum Verwaltungsrat geschickt, um mitzuteilen, er habe nicht womit zu operieren, da die Instrumente uralt sind, bei der Kreisratssitzung saß er aber mucksmäuschenstill. Als er nach der Sitzung von den anwesenden Medienvertretern befragt wurde, druckste er rum und gab zu, dass gewisse Instrumente fehlen, als es niemand sah, klopfte er Dr. Porr anerkennend auf die Schulter und beglückwünschte ihn für seine Wortmeldung. „Ich wollte die Sachen im Kreisrat klären und richtigstellen und keineswegs eine Konfliktsituation heraufbeschwören“, sagte Dr. Porr gegenüber der ADZ. „Die Patienten kamen und sagten, der Cindrea hat verkündet, es gebe alles, und wir mussten sie weiterhin in die Apotheke schicken, weil mal das eine, mal das andere fehlte. Ich fand es nicht richtig, dass der Kreisratsvorsitzende die Patienten gegen die Leitung des Krankenhauses aufhetzt, zumal es weiterhin an Mitteln mangelt, um das notwendige Material anzukaufen.“

Würde die Krankenkasse die beantragte Summe monatlich überweisen, könnte man es mit einem guten Management schaffen, den gesamten Bedarf an Medikamenten und Hilfsmitteln zu sichern, ist Dr. Porr der Ansicht. Bei der Kreisratssitzung Ende Februar hatte er mitgeteilt, dass dem Krankenhaus nur 40 Prozent des im Januar erhaltenen Geldes für Medikamente zur Verfügung gestellt wurden und wurde von Cindrea belehrt, dass sei nicht wahr. Da der Staatshaushalt noch nicht verabschiedet sei, würde man mit dem Vorjahreshaushalt arbeiten, also monatlich den zwölften Teil der Vorjahressumme bekommen, was im Januar auch geschehen war. Für Februar hatte die Krankenkasse aber nur 40 Prozent dieser Summe zugesichert.

Im März fanden dann sechs Verwaltungsratssitzungen statt, drei davon beim Kreisrat mit dessen gesamtem Mitarbeiterstab, dem der Krankenkasse und der Kreisdirektion für Gesundheitswesen, unter der Leitung von Ioan Cindrea, „damit man sieht, wie sich der Kreisrat um das Krankenhaus kümmert“, so Dr. Porr. „Bei den Sitzungen, die ein bis zwei Stunden dauerten, hieß es dann immer, wir werden Maßnahmen ergreifen.“ Maßnahmen hat der Kreisratsvorsitzende auch selbst ergriffen, und zwar Berichte von den Spitalsmanagern verlangt (dem Kreisrat sind außer dem Kreiskrankenhaus auch das Psychiatrie- und das TBC-Spital unterstellt). Laut dem der Kreisratssitzung vom 28. März vorgelegten Bericht, sind die Äußerungen von Dr. Paul-Jürgen Porr „übertrieben und nicht real“. „Ich nehme nichts vom Gesagten zurück und habe auch nichts hinzuzufügen“, kommentierte Dr. Porr. „Laut Bericht ist das chirurgische Instrumentarium nicht älter als acht Jahre, de facto ist es teilweise 30 Jahre alt. Im Bericht heißt es, dass die Bettwäsche an den Rändern möglicherweise ein wenig ausgefranst ist, ich lade ein, vor Ort die Sachlage festzustellen.“ Und der Mediziner ergänzt: „Mir ist peinlich, dass die Dinge so ausgeartet sind, aber man muss die Probleme doch beim Namen nennen, wenn man sie lösen will.“
Liebkind macht man sich damit aber keineswegs.