Die Samariter von Markowa

Ausstellung dokumentiert polnische Retter von Juden im Zweiten Weltkrieg

Auf Bildtafeln werden polnische Familien aus Markowa gezeigt, die Juden im Zweiten Weltkrieg retteten.

Dr. Ligia Fulga, Direktorin des Ethnographiemuseums eröffnete die Ausstellung und begrüßte die zahlreichen Anwesenden bei der Vernissage, darunter auch den Archäologen Dr. Florea Costea.

Ehemalige jüdische Ortsbewohner werden in Archivbildern gezeigt.
Foto: der Verfasser

Eine beeindruckende Ausstellung kann im Museum der Städtischen Wohnkultur am Kronstädter Alten Marktplatz Nr. 15 bis zum 14. Mai besichtigt werden. Unter dem Titel „Die Samariter von Markowa“ wird eine der grauenhaftesten Perioden aus der Geschichte, die der Hinrichtung von Millionen Juden, am Schicksal der polnischen Familie Ulma aus der Ortschaft Markowa, im Süden des Landes gelegen, als Fallstudie illustriert. Laut Einschätzungen der Historiker  sind  während der Besetzung Polens im Zweiten Weltkrieg zwischen 2500 bis 50.000 Bürger hingerichtet worden, weil sie jüdische Mitbürger versteckten, ihnen verschiedene Hilfe boten, um ihrem vorgeschriebenen Schicksal zu entgehen. Gleichen Einschätzungen nach waren 300.000 bis eine Million polnische Personen in verschiedenen Formen der Hilfeleistung für ihre jüdischen Mitbürger beteiligt gewesen. Die Polen stellen auch die größte Gruppe dar, die vom Institut  Yad Vashem aus Jerusalem  mit dem Titel „Recht zwischen Völkern“ für ihre uneingeschränkte Hilfe , die sie Juden während des Zweiten Weltkrieges  geboten haben, versehen wurden.

Die Ausstellung wurde vom Polnischen Institut in Bukarest, dem Kronstädter Ethnograhpiemuseum zur Verfügung gestellt, um an die grausamen Dinge zu erinnern, die während des Zweiten Weltkrieges geschehen sind. Und Polen war besonderes betroffen, da es das erste Land war das von der deutschen Armee besetzt wurde. Und in Polen lebte auch die zahlenmäßig größte jüdische Gemeinschaft in Europa, etwa 3,5 Millionen Personen. Dr. Ligia Fulga, Direktorin des Kronstädter Ethnographiemuseums, dem auch das genannte Museum gehört, begrüßte die Direktorin des Polnischen Instituts in Bukarest Agnieszka Skieterska, die zahlreichen Gäste, darunter auch Schüler, die an der Vernissage teilnahmen.

Eingeleitet wird die Ausstellung mit einer allgemeinen Übersicht über die  Judenverfolgung, den von den deutschen Machthabern vorgeschriebenen Maßnahmen in der Unterbringung der jüdischen Angehörigen in Ghettos, deren Massenhinrichtungen bis hin zu der Bestrafung derer, die ihnen Hilfe oder Unterkunft geboten hatten, in den Jahren des Zweiten Weltkrieges. Das war auch der Fall der Familie Ulma, die samt ihren sieben Kindern und den jüdischen Angehörigen, denen sie Unterkunft geboten hatte, hingerichtet wurde. Im Vorjahr wurde am 17. März in Markowa ein Museum eröffnet, das den polnischen Bürgern gewidmet ist, die Juden gerettet haben. In der nun in Kronstadt gezeigten Ausstellung sind Fotos der Mitglieder der Familie Ulma, wie auch Fotos von jüdischen Bewohnern gleicher Ortschaft zu sehen. Die Archivbilder zeigen diese bei häuslichen Arbeiten, bei Tätigkeiten in ihren Wirtschaften, bei Feldarbeiten. Das Fotomaterial wurde von Überlebenden aus der Gemeinde zur Verfügung gestellt und kommt somit an die Öffentlichkeit.

Der faschistische Terror hat schon gleich 1939 nach der Besetzung Polens verpflichtend das Tragen einer Armbinde mit dem David-Stern für die jüdischen Angehörigen eingeführt. In dem Warschauer Ghetto  wurden 450.000 Juden, was ein Drittel der Stadtbewohner bedeutete, auf einer kleinen Fläche, die 2,4 Prozent der Hauptstadt entsprach, zusammengedrängt. Beginnend mit dem Jahr 1941 wurden die jüdischen Angehörigen in allen vom Deutschen Reich besetzten Gebieten außerhalb der Gesetzgebung gestellt und so begann die Massenhinrichtung. Wer das Konzentrationslager Auschwitz besucht, bleibt tief betroffen von den Zeugnissen dieser unmenschlichen Taten.
Valer Plugaru, seit dem Vorjahr nun Vorsitzender der jüdischen Gemeinschaft von Kronstadt, betonte, diese Ausstellung sei auch ein Zeugnis für die diabolische Vorgangsweise in den Jahren 1940–1945, in denen 6 Millionen Juden und weitere 1,5 Millionen andere „minderwertige“ Bürger hingerichtet wurden. Sein Vorgänger im Amt Dipl.-Ing Tiberiu Roth dankte für die überzeugende Ausstellung, die nun auch die Kronstädter besichtigen können und die an diese Geschehnisse erinnert.