Die Schulerau und ihre Herausforderungen

Ausländische und lokale Experten wollen gemeinsam Lösungsvarianten vorschlagen

SKV-Präsident Thomas Luczay, Huibert Haccou, Volkmar Pamer und Vincent Neumayer (von links, vordere Reihe) zusammen mit den Vertretern der Veranstalter auf der Terrasse der SKV-Hütte „Julius Römer“ am Schuler. Zweiter von rechts: SKV-Geschäftsführer Marcel Şofariu.

Die Schulerau zeigt sich vor allem in der Wintersaison von ihrer starken Seite.
Fotos: Ralf Sudrigian

Die Kronstädter kennen die Schulerau/Poiana Braşov am besten. Sie schätzen sie und sind stolz auf einen der bekanntesten Wintersportstandorte des Landes, der ja aus Kronstadt auch sehr leicht erreichbar ist. Was und wie kann aber da etwas verbessert werden, um der Schulerau zu einem nachhaltigen Tourismus zu verhelfen, mehr Besucher von nah und fern anzulocken? Da ist auch kompetente Meinung von außen gefragt, die objektiv und nicht an irgendwelche Interessen gebunden ist. Die Nichtregierungsorganisation „Casa Verde a Dunării“ (CVD) und die Kronstädter Metropol-Agentur (AMB) haben nun die Initiative ergriffen, erstmals in Rumänien, und zwar in Kronstadt/Braşov, eine Konferenz nach dem CUPA-Modell zu veranstalten. CUPA steht für „Co-operative Urban Planning Approach“ und basiert auf dem Know-how, das ein Netzwerk von Experten vor allem im Bereich Städtebau und Flächennutzung vorweisen kann.

Der erste Schritt wurde Anfang September getan, indem drei Experten – Dipl.-Ing. Volkmar Pamer vom Magistrat der Stadt Wien, Vincent Neumayer von „tina vienna“ und der internationale Berater Huibert Haccou, ein Holländer – für einen kurzen Besuch in die Schulerau und nach Kronstadt eingeladen wurden. Es geht nämlich um Tourismus und Schulerau – ein Thema, das zwar auch städtebauliche Aspekte einschließt, aber viel weiter reicht. Ziel dieses Besuchs war, erste Erkenntnisse vor Ort zu erlangen, Kontakte aufzunehmen mit Partnern, Probleme oder eher „Herausforderungen“ (so Architekt Pamer) zu benennen, ein Datum für einen weiterführenden Workshop festzulegen.
Bei einem ersten informellen Treffen in der Julius-Römer-Hütte am Schuler/Postăvarul mit CVD- und AMB-Vertretern, zu dem der Geschäftsführer des Siebenbürgischen Karpatenvereins (SKV), Marcel Şofariu, eingeladen hatte, erklärte Volkmar Pamer für die ADZ das Konzept der CUPA-Konferenzen, die sich in den letzten Jahren weltweit bewährt haben.

Es gehe dabei um die Einleitung eines Prozesses, bei dem man sich schnell und zielgerichtet den Problemen nähern könne. Das setze einen Workshop voraus, bei dem internationale und lokale Experten gemeinsam die vorher benannten Fragen in Arbeitsgruppen und Brainstorming besprechen. Die internationalen Experten kommen mit ihrem Wissen und dem „Blick von außen“, die lokalen mit der Kenntnis der Ortsgegebenheiten, Vernetzungen, Mentalitäten, der politischen Situation und anderen Faktoren, die ein Ausländer nicht beherrscht, was sich, wie gesagt, in diesem Kontext eher als Vorteil erweist. Alles endet mit einem Bericht, einer Power-Point-Präsentation mit den Empfehlungen, die oft auf einer Pressekonferenz vorgestellt werden. Das schaffe Transparenz, übe aber durch den öffentlichen Charakter auch einen gewissen Druck auf die Entscheidungsträger aus, sagt Pamer.

Beim Kronstädter Bürgermeisteramt fand am 4. September eine Gesprächsrunde statt, die den Zweck hatte, verschiedene Standpunkte, Erwartungen zu benennen sowie Zukunftsperspektiven mit ihren Herausforderungen zu entwerfen – alles in Zusammenhang mit der Schulerau. Außer den ausländischen Gästen, den beiden Veranstaltern (AMB, vertreten durch deren Vorsitzenden Dragoş David, und CVD, vertreten durch den Vorsitzenden Ovidiu Slimac und seine Stellvertreter) und Kreispräfekt Sandor Mihály Ambrus Römer beteiligten sich an der Begegnung auch die Kronstädter Chefarchitektin Marilena Manolache, SKV-Geschäftsführer Marcel Şofariu, Christian Macedonschi, Vorsitzender der Agentur zur Förderung und Entwicklung des Tourismus im Kreis Kronstadt, Vertreter des Vereins für Dorf- und Ökotourismus ANTREC, des RATBv-Verkehrsverbundes, von Reiseagenturen und einer Firma zur Ausbildung von Fachkräften im Bereich Tourismus.

Selbstverständlich war man neugierig, von den Gästen ihre ersten Eindrücke über die Schulerau zu erfahren. Sie hoben deren malerische Lage hervor und unterstrichen, dass in der Infrastruktur eigentlich kein Zusatz erforderlich sei. Aber sei man vorbereitet auf einen raschen Anstieg der Besucherzahl, wenn Flughafen und Autobahnanbindung für Kronstadt da sind? Sei man gegenwärtig in der Schulerau nicht zu stark vom Auto dominiert? Wie sieht es mit den Alternativen zum Skifahren aus? Denn der Klimawandel wird auch die Schulerau nicht verschonen und man könne die Natur auch mit Schneekanonen und ähnlichen Mitteln nicht besiegen. Gefragt sei eine zukunftsorientierte „robuste“ Entwicklung. Volkmar Pamer hatte am Vorabend gegenüber der ADZ unterstrichen, dass die Schulerau gegenwärtig eher „einer Ansammlung von Hotels“ ähnelt, wobei keine räumliche Struktur erkennbar sei. Von den rumänischen Teilnehmern angesprochen wurde auch die mangelnde Zusammenarbeit zwischen den Hotel- und Gaststättenbetreibern, das fast ausschließlich auf die Wintersaison ausgerichtete, deshalb recht dürftige Freizeitangebot (Christian Macedonschi), bessere Wandermöglichkeiten durch neue Wanderkarten, Hütten, aufgefrischte Wegmarkierungen (Marcel Şofariu), bessere Ausschilderung (Maria Vişan, ANTREC).

Ein Dossier mit den zu bewältigenden Herausforderungen soll nun von den Veranstaltern zusammengestellt und an die drei Experten weitergeleitet werden samt Daten über die Art und Weise, wie der Planungsprozess in Kronstadt verläuft. Die CUBA-Konferenz in Kronstadt wurde für den Zeitraum 26.–28. November 2014 anberaumt. Daran werden sich weitere ausländische Experten beteiligen, die ihre Erfahrungen und Kenntnisse zu den angesprochenen Fragen mitbringen, sowie, ungefähr in gleicher Zahl, lokale Fachleute und vielleicht auch einige Studenten. Erhofft wird auch im Rahmen der 2011 in Kraft getretenen Strategie der Europäischen Union für den Donauraum, vor allem über die Nichtregierungsorganisation CVD den Austausch zwischen Kronstadt und Donaustädten einzuleiten und eventuell EU-Fonds für diese Strategie zu beantragen.